Quote:
Spanier sollen nicht nur den allgemeinen Personenmangel mildern helfen: sie sollen vor allem viele Frauen entlasten, auf die sich die Post schon seit Monaten stützen muss. Von 1700 Kräften des Hauptpostamtes sind mehr als die Hälfte – genau 900 – weiblichen Geschlechts. Oberpostdirektor Kröpf: „Unsere Arbeit ist vielfach so schwer, dass wir da eigentlich keine Frauen beschädigen sollten. Hier nun sollen – vornehmlich im Verladedienst auf dem Bahnhof – die Spanier einspringen.“
Quelle:
Zitat: Zitiert nach Ceren Türkmen. Originalquelle: Lokale Tageszeitung: Rheinische Post vom 16.11.1962. Ohne Seitenangabe.
Bild: pics.de
Autor*inneninfo:
Unbekannter Journalist der Tageszeitung Rheinische Post.
Kontext:
Die Geschichtschreibung des Gastarbeitsdiskurses wird meistens aus hegemonialen Quellen beschrieben, wie in diesem Zitat von der Rheinischen Post, die das mangelhafte Deutsch der männlichen Arbeitsmigranten in den Vordergrund stellt und gleichzeitig die in den 1960er Jahren in Westdeutschland verbreitete Einstellung vertritt, dass deutsche Frauen eigentlich keiner Lohnarbeit nachgehen sollten. Während es schon seit Beginn der „Gastarbeiter-Anwerbung“ migrantische Widerstände gab, ist die Kritik der migrantischen Arbeiter:innen erst in den letzten zwei Jahrzehnten (z.B. mit Feridun Zaimoğlus Buch „Kanak Sprak. 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft“ von 1995) im Mainstream wahrgenommen worden.
Zum Weiterlesen:
*Ceren Türkmen (2017). Gastarbeitsgeschichte zwischen Migrationsregime, Staat und kommunaler Befreiung. In glokal: Connecting the Dots. Lernen aus Geschichte(n) zu Unterdrückung und Widerstand.
*Ceren Türkmen (2011): Diskontinuität und Kohärenz. Gastarbeitsmigration und die Organisierung der Arbeitsteilung in Deutschland. In: Jane Angerjärv, Hella Hertzfeldt (Hrsg.): Geschlecht – Migration – Integration. Manuskripte 94. Berlin, S. 51-65.
Jahr:
1962