Antisemitismus 32

Quote:

„Wir haben in letzter Zeit ein enormes Wachstum der jüdischen Bevölkerung unserer Stadt erlebt, hauptsächlich aufgrund der täglichen Ankunft und Ansiedlung vieler neuer Familien aus verschiedenen Orten. Wenn dieser Zustrom von Besiedlung hier für einige Zeit anhält, wird Kavalla innerhalb weniger Jahre das Aussehen einer vollständig jüdischen Stadt erwerben und in ein zweites Saloniki umgewandelt werden. Diese Ansiedlung wird leider erheblich durch die drei großen jüdischen Fabriken erleichtert, die in unserer Stadt existieren und Allatini, Vix und Eskenazy gehören. Nach und nach soll hier die derzeitigen griechische Arbeiterschaft durch eine jüdische ersetzt werden. Wenn Eure Exzellenz zustimmt, dass wir in Zusammenarbeit mit der [örtlichen griechisch-orthodoxen] Gemeinschaft verschiedene ernsthafte Maßnahmen gegen die Juden ergreifen und einen systematischen Wirtschaftskrieg gegen sie führen, können wir diesen Zustrom wahrscheinlich ein wenig steuern und ihre von Tag zu Tag wachsende Besiedlung hier eindämmen. „

Quelle:

Historisches Archiv des griechischen Außenministeriums, Akte 1907/5

Autor*inneninfo:

Nikolaos Souidas (griechischer Vizekonsul in Kavalla) an den Außenminister Alexandros Skouzes, Kavalla, 29. September 1907, Nr. 407.

Kontext:

Das vermeintliche Übergewicht der jüdischen Gemeinde der Hafenstadt Saloniki (unter den 61.439 Einwohner waren 39% jüdischer Abstammung bei der ersten griechischen Volkszählung im Jahr 1913), wurde als negativer Faktor für die Region gesehen. Kavalla war der zweite Hafen der Region. Nach der osmanischen Volkszählung von 1905 wurde es hauptsächlich von griechischsprachigen orthodoxen Christen (11.242) und muslimischen Türken (8.562) sowie 1.862 Juden und rund 1.000 nicht registrierten slawischen Reisenden bewohnt. Der griechisch-politisch-militärische Apparat hatte bereits seit 1906 einen drastischen Wirtschaftskrieg geführt, verbunden mit einer Reihe von Terroranschlägen, gegen die kleineren bulgarischen Gemeinden in Saloniki und Kavalla. Die Stadt wurde schließlich nach dem zweiten Balkankrieg 1913 in den griechischen Staat eingegliedert.

Zum Weiterlesen:

Mark Mazower, Saloniki, Stadt der Geister. Christen, Moslems und Juden, 1430-1950. N. York: Alfred A. Knopf, 2005, S.252-254; Αθανάσιος Σουλιώτης Νικολαΐδης, Ο Μακεδονικός Αγών. Η Οργάνωσις Θεσσαλονίκης, 1906-1908. Απομνημονεύματα, Thessaloniki: Society for Macedonian Studies - Institute for Balkan Studies, 1959.

Jahr:

1907