Quote:
Ich habe ihm gesagt, dass es nicht ehrenhaft sei für eine Frau, außer ihrem Ehemann noch jemand zu lieben. (…) Er selbst war nicht sicher, ob sein Sohn, der anwesend war, wirklich sein Sohn sei. Er antwortete: „Das was du sagst, macht keinen Sinn. Ihr Franzosen liebt nur eure Kinder, aber wir lieben alle Kinder unseres Stammes, unserer Gruppe“. Ich lachte, weil ich sah, dass er begann, Küchenphilosophie zu betreiben.
Quelle:
Eleanor Burke Leacock (1981): Myths of Male Dominance: Collected Articles on Women Cross-Culturally. New York: Monthly Review Press, S. 50. Die Jahreszahl (1750) ist eine ungefähre Angabe.
Autor*inneninfo:
Paul Le Jeune war ein französischer Jesuit, der Mitte des 17. Jahrhunders in Kanada lebte. Die Jesuiten wollten die Montagnais-Naskapi missionieren und disziplinieren. Die Montagnais-Naskapi lebten auf der östlichen Labrador Halbinsel.
Kontext:
Der Missionar war überrascht von der Großzügigkeit, dem Gemeinschaftssinn und der Status-Indifferenz der Montagnais-Naskapi, gleichzeitig aber schockiert über deren Verachtung von Konzepten wie Besitzdenken, Autorität (Leacock 1981: 49), männlicher Überlegenheit (Leacock 1981: 52) und dass sie ihre Kinder nicht bestrafen. Auch der Kolonisator Hernández de Córdoba war überrascht, als er 1517 auf der mexikanischen Halbinselinsel Yucatán landet: In den Tempeln gab es so viele weibliche Gottheiten (Federici 2014: S. 277), dass er sie als „Isla de la Mujeres“ (Fraueninsel) bezeichnete. Die fehlende männliche Autorität wurde von europäischer Seite oft als ein Fehlen von Zivilisation gesehen.
Zum Weiterlesen:
*Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe. Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum.
*Howard Zinn (2007): Eine Geschichte des amerikanischen Volkes. Berlin: Schwarzerfreitag Verlag.
Jahr:
1750