Kapitalismus 2

Quote:

Wenn dieser [wirtschaftliche] Schockansatz angenommen würde, sollte er meines Erachtens sehr detailliert öffentlich bekannt gegeben werden, um zu einem sehr nahen Zeitpunkt in Kraft zu treten. Je umfassender die Öffentlichkeit informiert ist, desto mehr werden ihre Reaktionen die Anpassung erleichtern.

Quelle:

Naomi Klein (2010: 109)

Autor*inneninfo:

Milton Friedman (1912-2006) war Ökonom der Chicagoer Schule, ein Erfinder des Neoliberalismus und Nobelpreisträger für Wirtschaft 1976. Das Zitat stammt aus einem Brief Friedmans an den chilenischen Diktator Pinochet.

Kontext:

Milton FriedmanMilton Friedman war der Meinung, dass Gesellschaften radikal verändert werden müssten: auf die Bevölkerung sollten diese Veränderungen wie ein Schock treffen. Außerdem müssten die Kräfte der Wirtschaft frei regieren können, ohne staatliche Eingriffe. Dieser Freiheitsbegriff ist als Neoliberalismus in die Geschichte eingegangen. Friedmans Hauptwerk heißt daher auch „Capitalism and Freedom“ (1962). Diese Freiheit bedeutet jedoch in erster Linie wirtschaftliche Freiheit, oft auf Kosten von Mensch und Natur (vgl. Klein 2010: 85). Politiker sollten Schockstrategien für den Wandel zum neoliberalen Kapitalismus einsetzen. Dafür müssen Krisensituationen wie Naturkatastrophen ausgenutzt werden, so der Ökonom: Befinden sich Gesellschaften infolge einer Katastrophe in einer Schockstarre, lassen sich wirtschaftliche Veränderungen am besten umsetzen. Denn in solchen Ausnahmesituationen würden sich die Menschen „Reformen“ wie der Privatisierung von Bildung, Gesundheit und Sozialem nicht widersetzen, weil sie überfordert wären. Friedman und seine Chicago Boys (an der University of Chicago ausgebildete Ökonomen) experimentierten mit ihren Theorien vor allem in Diktaturen wie in Chile unter General Pinochet.

Zum Weiterlesen:

*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a.M.: Fischer. *Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie.

Jahr:

2000