Kapitalismus 12

Quote:

Freiheit des Handels. Die Spanier können den Handel unter den Native Americans rechtmäßig weiterführen, solange sie deren Land keinen Schaden zufügen, wie z. B. durch die Einfuhr von Waren, die ihnen fehlen, und indem sie dort entweder Gold oder Silber oder andere Waren exportieren, die die Eingeborenen in Fülle haben. Die einheimischen Fürsten können ihre Untertanen weder daran hindern, Handel mit den Spaniern zu führen; noch dürfen die Fürsten Spaniens den Handel mit den Eingeborenen verhindern.

Quelle:

Vitorias Schrift (1532): The First Relectio of the Reverend Father, Brother Franciscus de Victoria, On the Indians Lately Discovered.

Autor*inneninfo:

Francisco de Vitoria (1483 – 1546) war ein katholischer Moraltheologe, Dominikanermönch und Naturrechtslehrer. Er lehrte an unterschiedlichen Universitäten Spaniens und äußerte sich in seinen Schriften auch zu politischen Themen, wie Eroberungen und Handel in den Amerikas. De Vitoria war zentral für die Entwickung der Begriffe „Handelsfreiheit“ und „Freiheit der Meere“ (für Handel).

Kontext:

Francisco VitoriaDas Recht und die Freiheit zu reisen und zu handeln werden von de Vitoria als fundamentale Prinzipien eines natürlichen Rechts gesehen. Dieses Recht der Kaufleute wurde über evtl. Einschränkungen und Protektionismus (Schutz vor Wareneinfuhr) durch adelige Herrscher:innen gestellt (Fürsten). Allerdings waren die Handelsbeziehungen keineswegs Beziehungen unter Gleichberechtigten. Das Gold und Silber, das (so de Vitoria) „die Eingeborenen in Fülle haben“ wurde erst durch umweltzerstörenenden Bergbau und für Arbeiter:innen gefährliche und erniedrigende Zwangsarbeit gewonnen. Deutsche Händler:innen und Fürst:innen hatten sogar Privatkolonien in Lateinamerika, Afrika und Asien oder waren in den Sklavenhandel verwickelt (Potts 1988: 18). Zum Beispiel war Großfriedrichsburg im heutigen Ghana im 17. Jahrhundert eine Kolonie des Großen Kurfürsten Jakob von Kurland. Venezuela war von 1528 bis 1558 Hauskolonie des Bankhauses Welsers (Reader der AG: 4ff.).

Zum Weiterlesen:

*Antony T. Anghie (2005): Imperialism, Sovereignty and the Making of International Law. Cambridge: Cambridge University Press. *Lydia Potts (1988): Weltmarkt für Arbeitskraft. Hamburg: Junius. *AG Weiße deutsche Frauen und Kolonialismus: „Weiße deutsche Frauen & Kolonialismus – Reader zu einer Veranstaltung.“ C/o Infoladen. Kleiner Schäferkamp 46. 20357 Hamburg.

Jahr:

1532