Quote:
Man würde Hunderttausende oder sogar Millionen von Leben retten, indem man gewisse Länder wieder zu Kolonien macht, zum Beispiel Nigeria, Syrien oder Somalia. Sicher, der Kolonialismus war schlimm, aber das, was danach kam, ist in einigen Fällen deutlich schlimmer.
Quelle:
Harald Martenstein (27.10.2015): Über Mittel gegen die Ursachen des Flüchtlingsstroms. ZEITmagazin.
Autor*inneninfo:
Harald Martenstein (geb. 1953) ist deutscher Journalist und Autor, u.a. für Die Zeit. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Kontext:
Der Kolonialismus hat eine ebenso lange Geschichte wie seine Verharmlosung, Romantisierung und Rechtfertigung mit humanitären Zwecken. In vielen ehemaligen Kolonialmächten in Europa, Nordamerika und Japan besteht u.a. dadurch, dass Kolonialismus nicht Teil von Lehrplänen in Schulen ist, wenig Wissen und Bewusstsein über die gewalttätigen Auswirkungen von kolonialer Eroberung und Genozid. Dadurch können auch durch Autor:innen wie Martenstein immer wieder Erzählungen verbreitet werden, die den Kolonialismus als Zivilisierungsmission hochhalten. Der von Marimba Anis etablierte Begriff von „Maafa“ (Swahili für großes Unglück) soll den verharmlosenden Begriff von „Kolonialismus" ersetzen. Maulana Karenga brachte auch den Begriff Afrikanischer Holocaust in die Diskussion ein, da Maafa auch mit „Unfall“ übersetzt werden kann und so keine Absicht impliziert.
Zum Weiterlesen:
*Eduardo Galeano (1980): Die offenen Adern Lateinamerikas. Die Geschichte eines Kontinents von der Entdeckung bis zur Gegenwart. Wuppertal: Hammer.
*David Spurr (1993): The Rhetoric of Empire. Colonial Discourse in Journalism, Travel Writing and Imperial Administration. Durham & London: Duke University Press.
*Teno, Jean-Marie Teno (2004): „Gehet hin in alle Welt...” — Die deutsche Mission in Afrika. Dokumentarfilm. 70 min. Frankreich/ Deutschland.
**Reinhard Zöllner (2017): Mit Kaiser, Hitler und Bajonett: Japans neue Bildungspolitik.
Jahr:
2015