Quote:
England hat in Indien eine doppelte Mission zu erfüllen: eine zerstörende und eine erneuernde – die Zerstörung der alten asiatischen Gesellschaftsordnung und die Schaffung der materiellen Grundlagen einer westlichen Gesellschaftsordnung in Asien. Die Araber, Türken, Tataren, Moguln, die Indien nacheinander überrannten, wurden rasch hinduisiert (…). Die britischen Eroberer waren die ersten, die auf einer höheren Entwicklungsstufe standen und daher der Hindu-Zivilisation unzugänglich waren.
Quelle:
Karl Marx & Friedrich Engels (1960): Werke. Band 9. Berlin/DDR: Dietz, S. 221.
Autor*inneninfo:
Karl Marx (1818-1883) war deutscher Philosoph, Ökonom und Journalist und Mitbegründert der Ersten Internationale (Internationale Arbeiter-Assoziation). Sein Hauptwerk "Das Kapital" ist eines der wichtigsten Bücher der internationalen Arbeiter:innenbewegung.
Kontext:
Auch Karl Marx, der für der Befreiung und Ermächtigung des europäischen Proletariats kämpfte, war der europäischen Überlegenheitsideologie erlegen. Nichtsdestotrotz inspirierten die Ideen und Theorien von Karl Marx Bewegungen in Asien, Afrika, Europa und Lateinamerika, koloniale Beherrschung oder Klassenherrschaft abzuwerfen. Noch während des Ersten Weltkriegs (angefangen mit der russischen Oktoberrevolution 1917) waren sie hier auch erfolgreich. Allerdings waren die neu erschaffenen Systeme keineswegs frei von Herrschaft. Auch in England, Spanien, Italien und Deutschland gab es kommunistische Massenbewegungen, in Bremen, Leipzig und München kurzzeitig auch Räterepubliken. In den Befreiungsbewegungen der Dritten Welt beriefen sich viele Theoretiker:innen und Aktivist:innen auf Marx, z.B. Walter Rodney aus Guayana oder die Politiker Fidel Castro in Kuba und Kwame Nkrumah in Ghana. Auch in Indien gab es eine starke marxistische Bewegung. Noch heute berufen sich Intellektuelle auf den Marxismus, z.B. der Historiker Vijay Prashad (Autor von The Darker Nations: A People's History of the Third World (2007)). Auch die Literaturwissenschaftlerin Gayatri Chakravorty Spivak steht für eine Neuinterpretation von Marxismus.
Zum Weiterlesen:
*Vijay Prashad (2007): The Darker Nations. A People‘s History of the Third World. New York: The New Press.
*Bernd-Stefan Grewe & Thomas Lange (2015): Kolonialismus. Suttgart: Reclam.
Jahr:
1853