Quote:
Cesare Borgia galt für grausam; trotzdem hat diese Grausamkeit Ordnung in die Romagna gebracht, sie geeinigt und in Frieden und Treue erhalten. (…) Hieraus entsteht eine Streitfrage, ob es besser sei, geliebt oder gefürchtet zu werden? Die Antwort lautet, man soll nach beidem trachten; da aber beides schwer zu vereinen ist, so ist es weit sicherer, gefürchtet als geliebt zu werden, sobald nur eins von beiden möglich ist. Denn man kann von den Menschen insgemein sagen, daß sie undankbar, wankelmütig, falsch, feig in Gefahren und gewinnsüchtig sind; solange du ihnen wohltust.
Quelle:
Niccolò Machiavelli (1990, Original [1513]): Der Fürst. Frankfurt a.M.: Insel Verlag, S. 83f.
Autor*inneninfo:
Niccolò Machiavelli (1469-1527) war Philosoph und Politiker aus Florenz und plädierte in dieser Schrift für eine autoritäre Machtpolitik.
Kontext:
Machiavelli hatte die Staatsphilosophie stark geprägt und steht noch heute für eine autoritäre und rücksichtslose Art der Herrschaft. Dies basierte auf seinem Menschenbild: „Denn man kann von den Menschen insgemein
sagen, daß sie undankbar, wankelmütig, falsch, feig in Gefahren und gewinnsüchtig sind; solange du ihnen wohltust, sind sie dir ergeben und bieten dir, wie oben gesagt, Gut und Blut, ihr Leben und das ihrer Kinder an, wenn die Gefahr fern ist; kommt sie aber näher, so empören sie sich.“ (ebds.) Schon zu Lebzeiten wurde Machiavelli stark kritisiert wegen seiner autoritären Vorstellung der Staatsführung, beispielsweise vom englischen Kardinal Reginald Pole (1500-1558). Trotzdem war diese Machtpolitik auch Jahrhunderte später noch Vorbild für Kolonisator:innen und kriegsführende Parteien, etwa in den Vergeltungsmaßnahmen der Nationalsozialist:innen gegen Widerstandskämpfer:innen im Zweiten Weltkrieg.
Zum Weiterlesen:
The Guardian (Erica Brenner), 03.03.2017: Have we got Machiavelli all wrong?
Jahr:
1513