Nicolas Sarkozy (geb. 1955) war von 2007 bis 2012 französischer Staatspräsident.
Thema der Zitate: Entwicklung
Entwicklung wird in der sogenannten Entwicklungszusammenarbeit oft als eine fortschrittliche gesellschaftliche Veränderung verstanden. Meist werden Verbesserungen im sozialen und ökonomischen Bereich (Armutsbekämpfung, Ausbau von Schulbildung und Gesundheitssystemen) damit verbunden. Allerdings wird der Entwicklungsgedanke auch kritisiert, da meist das westlich-kapitalistische Gesellschaftssystem als Höhepunkt und Ziel von Entwicklung dargestellt wird, während andere Gesellschaftsformen, v.a. im Globalen Süden, als rückschrittlich konstruiert werden (Ziai und Bendix 2015).
Im Zeitstrahl zum Thema Entwicklung gehen wir folgenden Fragen nach:
*Wann und durch wen wurde der heute vorherrschende Entwicklungsbegriff geprägt?
*Welche Kontinuitäten gibt es in dem jahrhundertealten Konzept von Entwicklung, welche Brüche?
*Wie wird Entwicklung aus unterschiedlichen Perspektiven thematisiert und kritisiert?
*Wer hat die Definitionsmacht darüber, was als entwickelt oder „unterentwickelt“ gilt und wie wird diese in welchen Zusammenhängen benutzt?
*Welche politischen Strukturen und Institutionen sind am Entwicklungsdiskurs beteiligt, wie sind sie verbunden und welche Macht haben sie?
*Wie ist der Entwicklungsbegriff mit ökonomischen Machtstrukturen, Klassismus, Rassismus und Geschlechterverhältnissen verbunden/assoziiert/verknüpft/wie steht er in Verbindung?
*Wo verortet wer die Verantwortlichkeit und die Ursachen für globale Ungleichheit oder das „Entwicklungstadium“ bestimmter Länder, Regionen und Menschen, die Entwicklungszusammenarbeit angehen will?
*Welche sozialen, politischen und gesellschaftlichen Widerstände gab es in Bezug auf Entwicklung und die Begriffe von „entwickelt“ und „unterentwickelt“?
An der Geschichte von Entwicklung lassen sich die unterschiedlichen Positionen und Phasen des Entwicklungsgedanken nachvollziehen, auch wenn wir hier nicht alle Aspekte aufgreifen können.
*Aram Ziai und Daniel Bendix (2015): Emanzipation durch Entwicklungspolitik? Einige Überlegungen zu Fragen globaler Ungleichheit. In: Momentum Quarterly 4(3), 147-204
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OK
Afrikas Drama ist, dass der Afrikaner nicht genug in die Geschichte eingetreten ist. Der afrikanische Bauer kennt nur den ewigen Wiederbeginn der Zeit im Rhythmus der endlosen Wiederholung derselben Gesten und derselben Worte. In dieser Geisteshaltung, wo alles immer wieder anfängt, gibt es Platz weder für das Abenteuer der Menschheit noch für die Idee des Fortschritts.
Richtig!
Afrikas Drama ist, dass der Afrikaner nicht genug in die Geschichte eingetreten ist. Der afrikanische Bauer kennt nur den ewigen Wiederbeginn der Zeit im Rhythmus der endlosen Wiederholung derselben Gesten und derselben Worte. In dieser Geisteshaltung, wo alles immer wieder anfängt, gibt es Platz weder für das Abenteuer der Menschheit noch für die Idee des Fortschritts.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Quelle:
Kontext:
Das Zitat stammt aus einer Rede Sarkozys an der Cheikh Anta Diop-Universität im Senegal. Der Senegal war bis 1960 eine Kolonie Frankreichs. Der Historiker Cheikh Anta Diop (1923-1986) hatte erklärt, die westliche Geschichtswissenschaft erforsche die Welt aus einer eurozentristischen Perspektive und verfälsche sie die Geschichte Afrikas.
Zum Weiterlesen:
OK
Im eigentlichen Afrika ist es die Sinnlichkeit, bei der der Mensch stehenbleibt […] Diese Völker sind aus sich nie herausgekommen, haben in der Geschichte keinen Fuß gefaßt. […] Dieses Afrika bleibt in seiner ruhigen, trieblosen, aus sich nicht treibenden Sinnlichkeit und ist noch nicht in die Geschichte eingetreten und hat keinen weiteren Zusammenhang mit der Geschichte, als daß die Einwohner zu Sklaven in ärmerer Zeit gebraucht wurden.
Richtig!
Im eigentlichen Afrika ist es die Sinnlichkeit, bei der der Mensch stehenbleibt […] Diese Völker sind aus sich nie herausgekommen, haben in der Geschichte keinen Fuß gefaßt. […] Dieses Afrika bleibt in seiner ruhigen, trieblosen, aus sich nicht treibenden Sinnlichkeit und ist noch nicht in die Geschichte eingetreten und hat keinen weiteren Zusammenhang mit der Geschichte, als daß die Einwohner zu Sklaven in ärmerer Zeit gebraucht wurden.
Jahr:
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Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) war einer der wichtigsten deutschen Philosophen der Aufklärung.
Quelle:
Kontext:
Seit der Aufklärung gibt es die Vorstellung, Gesellschaften in unterschiedliche Entwicklungsstufen zu unterteilen. Für eine höhere „Zivilisationsstufen“ wurde es für notwendig angesehen, die Natur und sogenannte „Naturvölker“ zu kontrollieren und zu unterwerfen. Mit dieser Selbsterhöhung u.a. durch Hegel rechtfertigten Europäer:innen koloniale Gewalt.
Zum Weiterlesen:
OK
Dieser europäische Überfluß ist buchstäblich skandalös, denn er ist auf dem Rücken der Sklaven errichtet worden, er hat sich vom Blut der Sklaven ernährt, er stammt in direkter Linie vom Boden und aus der Erde dieser unterentwickelten Welt.
Richtig!
Dieser europäische Überfluß ist buchstäblich skandalös, denn er ist auf dem Rücken der Sklaven errichtet worden, er hat sich vom Blut der Sklaven ernährt, er stammt in direkter Linie vom Boden und aus der Erde dieser unterentwickelten Welt.
Jahr:
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Frantz Fanon (1925-1961) war ein in der französischen Kolonie Martinique aufgewachsener Vordenker der antikolonialen Bewegung.
Quelle:
Kontext:
In den 1950er Jahren schloss er sich dem algerischen Befreiungskampf gegen die französische Kolonialmacht an. Fanon beschreibt „Entwicklung“ und „Unterentwicklung“ als eine unmittelbare Folge des Kolonialismus nach der Befreiung der Kolonien. Für ihn ist Entwicklungshilfe keine „Hilfe“, sondern eine Entschädigungsleistung für Grausamkeiten und Ausbeutung des Kolonialismus.
Zum Weiterlesen:
OK
[Die I* sind] ihrer Natur nach Sklaven, Barbaren, rohe und grausame Gestalten, [… da sie] die Herrschaft der Klugen, Mächtigen und Vortrefflichen ab[lehnen], anstatt sie zu ihrem eigenen Besten zuzulassen, wie es einer natürlichen Gerechtigkeit entspringt, wonach die Materie der Gestalt, der Körper der Seele, die Begierde der Vernunft, die rohen Tiere dem Menschen, das heißt also das Unvollkommene dem Vollkommenen, das Schlechtere dem Besseren unterworfen sein müssen.
Richtig!
[Die I* sind] ihrer Natur nach Sklaven, Barbaren, rohe und grausame Gestalten, [… da sie] die Herrschaft der Klugen, Mächtigen und Vortrefflichen ab[lehnen], anstatt sie zu ihrem eigenen Besten zuzulassen, wie es einer natürlichen Gerechtigkeit entspringt, wonach die Materie der Gestalt, der Körper der Seele, die Begierde der Vernunft, die rohen Tiere dem Menschen, das heißt also das Unvollkommene dem Vollkommenen, das Schlechtere dem Besseren unterworfen sein müssen.
Jahr:
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Juan Ginés de Sepúlveda (1494-1573) war ein spanischer Theologe, Historiker und Philosoph.
Quelle:
Richard Konetzke (1971): Lateinamerika seit 1492. Klett: Stuttgart, S. 8f.
Kontext:
De Sepúlveda, der nie selbst in den Amerikas gewesen war, vertrat die Ansicht, die indigene Bevölkerung der Amerikas verdiene die Behandlung, die sie erfuhren, da ihre Lebensweise eine Gotteslästerung darstellte. Im Disput von Valladolid (1550-1551) vertrat er die Interessen der spanischen Siedler:innen und Landbesitzer:innen. In dieser Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Dominikaner Bartolomé de Las Casas auf der Gegenseite ging es um die Frage, ob die Versklavung der indigenen Bevölkerung Amerikas gerechtfertigt werden könne. In dem ersten hundert Jahren der Besetzung Amerikas verringerte sich die indigene Bevölkerung um ca. 95% (75 Millionen) durch eingeschleppte Krankheiten und Mord (Federici 2014: 103f.).
Zum Weiterlesen:
*Tzvetan Todorov (1985): Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
*BBC (2013): Las Casas and Sepúlveda from Racism a History. Dokumentarfilm.
*Silvia Federici (2014): Caliban and the Witch. Women, the Body and Primitive Accumulation. New York: Autonomedia.
OK
Danach stehen neben unstrittigen kolonialen Grausamkeiten, gesellschaftlichen Zerstörungen, wirtschaftlichen Strukturveränderungen und mentalen Traumatisierungen auch Veränderungen, ohne die jegliche Entwicklung ausgeschlossen wäre, etwa der Aufbau von Schul- und Gesundheitssystemen, Infrastrukturen und das Eindringen des „europäischen Geistes“.
Richtig!
Danach stehen neben unstrittigen kolonialen Grausamkeiten, gesellschaftlichen Zerstörungen, wirtschaftlichen Strukturveränderungen und mentalen Traumatisierungen auch Veränderungen, ohne die jegliche Entwicklung ausgeschlossen wäre, etwa der Aufbau von Schul- und Gesundheitssystemen, Infrastrukturen und das Eindringen des „europäischen Geistes“.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erstellt und verlegt Materialien, organisiert Veranstaltungen sowie fördert anderer Träger der politischen Bildung.
Quelle:
Kontext:
Das Zitat beruht auf dem kolonial-rassistischen Argument, dass Afrikaner:innen ohne die Europäer:innen weder Bildung noch Gesundheitssysteme noch irgendeine Form der Infrastruktur hätten.
Zum Weiterlesen:
OK
In den heißen Ländern reift der Mensch in allen Stücken früher, erreicht aber nicht die Vollkommenheit der temperierten Zonen. Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen. Die gelben Inder haben schon ein geringeres Talent. Die N**** sind tiefer, und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften.
Richtig!
In den heißen Ländern reift der Mensch in allen Stücken früher, erreicht aber nicht die Vollkommenheit der temperierten Zonen. Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen. Die gelben Inder haben schon ein geringeres Talent. Die N**** sind tiefer, und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Immanuel Kant (1724-1804) war der bekannteste deutsche Philosoph der Aufklärung. Er hat fast sein gesamtes Leben in Königsberg verbracht. Er war bei der Prägung der Rassentheorie für den deutschsprachigen Raum von zentraler Bedeutung.
Quelle:
Immanuel Kant (1764): Physische Geographie 2. T. 1. Abs. § 3 (IX 195). Königsberg: Göbbels und Unzer.
Kontext:
Obwohl die Aufklärung allgemein mit der Aufklärung die universellen Menschenrechte verbunden wird, war sie auch die Zeit der aufkommenden Rassentheorien. Die Vorstellung, dass alle Menschen gleich und frei waren, war eine Bedrohung für diejenigen, die von gesellschaftlichen Ungleichheiten profitierten. Darum brauchte es eine parallele Theorie, die belegten sollte, warum einige eben doch nicht ganz gleichwertig sein können (siehe oben Adorno und Horkheimer und ihre „Die Dialektik der Aufklärung“). Immanuel Kant versuchte, eine „Rassenhierarchie“ zu konstruieren, die auf „Rationalität“, „Moral“, „Mündigkeit“, „Erziehbarkeit“ und „Faulheit“ als Merkmale des Andersseins aufbaute. Er platzierte den weißen Mann im Zentrum dieser Ideologie und machte ihn zur Norm, an der Fortschritt gemessen wurde. Die Abwertung von People of Color ging bei Kant so weit, dass er sich bei bestimmten Weltregionen fragte, warum sie überhaupt existierten.
Zum Weiterlesen:
*Peggy Piesche (2005): Der „Fortschritt“ der Aufklärung – Kants „Race“ und die Zentrierung des weißen Subjekts. In: Maureen Maisha Eggers et al. (Hrsg.): Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland. Münster: Unrast, S. 30-39.
*Bayrischer Rundfunk (17.09.2020): „Philosophen der Aufklärung: Waren Hegel, Kant und Co. Rassisten?„
OK
Wir müssen ein kühnes neues Programm in Gang setzen, um die Vorzüge unseres wissenschaftlichen und industriellen Fortschritts für die Verbesserung und das Wachstum der unterentwickelten Gegenden zur Verfügung zu stellen.
Richtig!
Wir müssen ein kühnes neues Programm in Gang setzen, um die Vorzüge unseres wissenschaftlichen und industriellen Fortschritts für die Verbesserung und das Wachstum der unterentwickelten Gegenden zur Verfügung zu stellen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Harry S. Truman (1884-1972) war ein US-amerikanischer Politiker (Demokraten) und von 1945 bis 1953 Präsident der USA.
Quelle:
Harry S. Truman (20.01.1949): 19 – Inaugural Address.
Kontext:
Trumans Rede wird oftmals als Beginn von Entwicklungspolitik herangezogen. Diese ist jedoch schon älter. Schon 1929 schufen Großbritannien den ‚Colonial Development Act‘. Ideen von menschlicher und gesellschaftlicher Entwicklung lassen sich über die Aufklärung zurückverfolgen bis in die griechische Antike. Besonders wirkmächtig wurde das Konzept politisch nach dem Zweiten Weltkrieg, im Kontext des Kalten Krieges und der Dekolonisierung. Auch die USA nutzte sowohl das Versprechen von „Entwicklung“ sowie auch die Abwertung der „Unterentwicklung“ für ihre geo- und außenpolitischen Interessen.
Zum Weiterlesen:
*Aram Ziai (2010): Zur Kritik des Entwicklungsdiskurses. In: APuZ – Aus Politik und Zeitgeschichte 10.
*Arturo Escobar (1995): Encounterin Development. The Making and Unmaking of the Third World. Princeton: Princeton University Press.
OK
Wenn du gekommen bist, um mir zu helfen, verschwendest du deine Zeit. Aber wenn du gekommen bist, weil deine Befreiung mit meiner zusammenhängt, dann lass uns zusammen arbeiten!
Richtig!
Wenn du gekommen bist, um mir zu helfen, verschwendest du deine Zeit. Aber wenn du gekommen bist, weil deine Befreiung mit meiner zusammenhängt, dann lass uns zusammen arbeiten!
Jahr:
Autor*inneninfo:
Aborigine Aktivist:innengruppe aus Queensland, Australien.
Quelle:
Kontext:
Der Gedanke von Hilfe ist nicht nur in der „Entwicklungshilfe“ stark vertreten: Anderen müsse geholfen werden, weil sie es selbst angeblich nicht können. Obwohl in Australien Aborigines sind z.B. in der Umweltschutzbewegung stark vertreten sind, gibt es Bevormundung durch weiße Australier:innen.
Zum Weiterlesen:
OK
Arme Länder – und arme Menschen – unterscheiden sich von reichen nicht nur dadurch, dass sie weniger Kapital haben, sondern dadurch, dass sie weniger Wissen haben (…) Noch größer als die Wissenslücke ist die Lücke bezüglich der Kapazität, Wissen zu schaffen.
Richtig!
Arme Länder – und arme Menschen – unterscheiden sich von reichen nicht nur dadurch, dass sie weniger Kapital haben, sondern dadurch, dass sie weniger Wissen haben (…) Noch größer als die Wissenslücke ist die Lücke bezüglich der Kapazität, Wissen zu schaffen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Die Weltbank ist eine in Washington D.C. (USA) angesiedelte multinationale Entwicklungsbank. Sie hatte ursprünglich den Zweck, den Wiederaufbau der vom Zweiten Weltkrieg zerstörten Staaten zu finanzieren. Heute ist die Kernaufgabe, die wirtschaftliche Entwicklung von „weniger entwickelten“ Mitgliedsstaaten durch finanzielle Hilfen, Beratung und technische Hilfe zu fördern.
Quelle:
Weltbank, (1998/99): World Development Report: Knowledge for Development. New York: Oxford University Press, S. 1.
Kontext:
Die Weltbank bewertet den Entwicklungstatus von Ländern in der Logik westlicher kapitalistischer Wirtschaft. Die Annahme, dass nur eine Angleichung an diese Standards zu Fortschritt im Globalen Süden führe, macht eine Anerkennung von nicht-westlichen Werten und Weltanschauungen unmöglich. Abweichende Lebens- und Sozialformen gelten aus dieser herrschenden entwicklungspolitischen Perspektive als Defizite. Und das, obwohl sich der westliche Entwicklungsweg u.a. durch Ausbeutung und Zerstörung von Mensch und Natur nicht bewährt hat. Die Vorsitzenden der WB sind seit der Gründung 1946 bis auf zwei Ausnahmen männliche, weiße US-Amerikaner. Zahlreiche soziale Bewegungen und NGOs im Globalen Norden (attac) und Süden (Focus on the Global South) üben seit Jahrzehnten Kritik und Widerstand gegen Weltbankpolitiken.
Zum Weiterlesen:
*Franziska Müller & Aram Ziai (2015): Eurozentrismus in der Entwicklungszusammenarbeit. In: APuZ – Aus Politik und Zeitgeschichte, 7-9.
*Grace Blakeley (2020): The Great World Bank Robbery: An Interview with Walden Bello (Podcast). Tribune Magazine.
OK
Die rassistischen Ideen der Weißen sind in der kapitalistischen Gesellschaft so tief verwurzelt, dass das Nicht-Fortschreiten der afrikanischen Landwirtschaft der angeborenen Minderwertigkeit des Afrikaners zugeschrieben wurde. Es wäre sehr viel zutreffender, zu sagen, dass es auf das Eindringen der Weißen zurückzuführen war, obgleich die Erklärung nicht den persönlichen bösen Willen der Kolonialherren oder ihrer rassischen Herkunft, sondern vielmehr an der organisierten Bosheit des kapitalistisch-kolonialistischen Systems liegt.
Richtig!
Die rassistischen Ideen der Weißen sind in der kapitalistischen Gesellschaft so tief verwurzelt, dass das Nicht-Fortschreiten der afrikanischen Landwirtschaft der angeborenen Minderwertigkeit des Afrikaners zugeschrieben wurde. Es wäre sehr viel zutreffender, zu sagen, dass es auf das Eindringen der Weißen zurückzuführen war, obgleich die Erklärung nicht den persönlichen bösen Willen der Kolonialherren oder ihrer rassischen Herkunft, sondern vielmehr an der organisierten Bosheit des kapitalistisch-kolonialistischen Systems liegt.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Walter Rodney (1942-1980) war ein marxistischer Historiker und Politiker aus Guyana.
Quelle:
Kontext:
Rodney argumentiert, dass Afrika durch Versklavung, imperialistische Dominanz, Kolonisierung und allgemeine Ausbeutung vom Westen abhängig gemacht wurde. Verarmung und Misere seit dem Ende der Kolonialzeit seien damit zu erklären.
Zum Weiterlesen:
OK
Entwicklung wurde damit auf die Fortführung des Prozesses der Kolonisierung reduziert; sie wurde zu einer Erweiterung des Projekts der Produktion von Reichtum in der ökonomischen Vision des modernen westlichen Patriarchats. Diese basiert auf der Ausbeutung oder dem Ausschluss von Frauen (westliche wie nicht-westliche), auf der Ausbeutung und Verschmutzung der Umwelt und auf der Ausbeutung und Erosion anderer Kulturen.
Richtig!
Entwicklung wurde damit auf die Fortführung des Prozesses der Kolonisierung reduziert; sie wurde zu einer Erweiterung des Projekts der Produktion von Reichtum in der ökonomischen Vision des modernen westlichen Patriarchats. Diese basiert auf der Ausbeutung oder dem Ausschluss von Frauen (westliche wie nicht-westliche), auf der Ausbeutung und Verschmutzung der Umwelt und auf der Ausbeutung und Erosion anderer Kulturen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Vandana Shiva (geb. 1952) ist eine indische Physikerin, Aktivist:in und Trägerin des Alternativen Nobelpreises.
Quelle:
Kontext:
Shiva ist eine der wichtigsten Vertreter:innen des Ökofeminismus, der davon ausgeht, dass Ausbeutung von Frauen und Natur im Zusammenhang stehen. Frauen sind besonders stark von Umweltzerstörung betroffen. Zum Beispiel, da sie vor allem im Globalen Süden in der Landwirtschaft arbeiten. Hier bauen sie 60 bis 80% der Nahrung an (dw.com, 14.10.2019).
Zum Weiterlesen:
OK
Wenn nötig, werden wir sie mit dem Stock ins Paradies treiben.
Richtig!
Wenn nötig, werden wir sie mit dem Stock ins Paradies treiben.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Abel Alier (geb. 1933) war von 1971 bis 1982 Vizepräsident des Sudan.
Quelle:
Kontext:
Der Satz des ehemaligen sudanesischen Vizepräsidenten war eine Reaktion auf den Widerstand von Dinka und Nuer gegen das Jonglei-Kanalprojekt. Er drückt die Gewalt aus, die Mega-Entwicklungsprojekte oft begleitet. Wahrscheinliche Schäden bei einer Fertigstellung des Kanals wären Dürren und Grundwasserverseuchung im Südsudan (sudantribune.com, 26.05.2007).
Zum Weiterlesen:
OK
Überall, wo in eurem Reiche feinere und daher bessere Wolle erzeugt wird, da sind hohe und niedere Adlige, ja auch heilige Männer, wie einige Äbte, nicht mehr mit den jährlichen Einkünften und Erträgnissen zufrieden […]. Es genügt ihnen nicht, müßig und üppig zu leben, der Allgemeinheit nicht zu nützen, sofern sie ihr nicht sogar schaden; sie lassen kein Stück Land zur Bebauung übrig, sie zäumen alles als Weide ein, reißen die Häuser ab, zerstören die Dörfer und lassen gerade noch die Kirchen als Schafställe stehen.
Richtig!
Überall, wo in eurem Reiche feinere und daher bessere Wolle erzeugt wird, da sind hohe und niedere Adlige, ja auch heilige Männer, wie einige Äbte, nicht mehr mit den jährlichen Einkünften und Erträgnissen zufrieden […]. Es genügt ihnen nicht, müßig und üppig zu leben, der Allgemeinheit nicht zu nützen, sofern sie ihr nicht sogar schaden; sie lassen kein Stück Land zur Bebauung übrig, sie zäumen alles als Weide ein, reißen die Häuser ab, zerstören die Dörfer und lassen gerade noch die Kirchen als Schafställe stehen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Thomas Morus (1478-1535) war englischer Anwalt und Politiker, der wegen Hochverrats hingerichtet wurde. 1935 wurde er zum Heiligen ernannt.
Quelle:
Kontext:
Ab Ende des 15. Jahrhunderts werden viele Kleinbäuer:innen, durch Großgrundbesitzer enteignet. Diese Landprivatisierung in Europa beginnt zeitgleich mit der kolonialen Expansion in die Amerikas. Englischen Großgrundbesitzer:innen benötigen Land für Schafe, um Stoffe herzustellen. Die verarmten Bäuer:innen flüchteten in die Städte.
Zum Weiterlesen:
OK
Die Vereinigten Staaten müssen ihre wirtschaftlichen Hilfsprogramme im Ausland überprüfen (…). Wir wollen, dass [die armen Länder] sich wirtschaftlich verbessern, indem sie sich an uns halten und mit unseren Methoden an ihrer wirtschaftlichen Entwicklung arbeiten.
Richtig!
Die Vereinigten Staaten müssen ihre wirtschaftlichen Hilfsprogramme im Ausland überprüfen (…). Wir wollen, dass [die armen Länder] sich wirtschaftlich verbessern, indem sie sich an uns halten und mit unseren Methoden an ihrer wirtschaftlichen Entwicklung arbeiten.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Theodore W. Schultz (1902-1998) war Dekan für Wirtschaftswissenschaften and der Universität Chicago und erhielt 1979 den Nobelpreis für Wirtschaft.
Quelle:
Juan Gabriel Valdés (1995): Pinochet‘s Economists: The Chicago School in Chile. Cambridge: Cambrige University Press. (Übersetzung aus Klein 2010: 89)
Kontext:
Ab den 1950er Jahren gibt es besonders im Globalen Süden Theorien, die sich stark vom Ideal westlicher Entwicklung unterscheiden. Vertreter waren u.a. der Ökonom Raúl Prebisch (Argentinien) und der Soziologe Walden Bello (Philippinen). Sie wurden „rosa-rote“ Ökonom:innen oder Dependenztheoretiker:innen genannt. Rosa-rot bezeichnete eine Ausrichtung, die links, aber nicht kommunistisch (also „rot“) war. Viele unterhielten Beziehungen zu Staatschefs wie Salvador Allende (Chile) und Mohammad Mosaddegh (Iran). Weil sie die Allgemeingültigkeit des westlich-kapitalistischen Systems in Frage stellten, versuchte der Westen, sie u.a. durch Entwicklungshilfegelder oder im Ausland (z.B. and der Universität Chicago) ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler umzustimmen. Allende und Mosaddegh wurden mit Unterstützung von westlichen Geheimdiensten gestürzt.
Zum Weiterlesen:
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastophen-Kapitalismus. Frankfurt am Main: Fischer.
OK
Entwicklungszusammenarbeit ist Hilfe zur Selbsthilfe. Sie ist werteorientiert, sie ist aber auch interessengeleitet. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht. Entwicklungszusammenarbeit muss nicht schädlich für deutsche Unternehmen sein.
Richtig!
Entwicklungszusammenarbeit ist Hilfe zur Selbsthilfe. Sie ist werteorientiert, sie ist aber auch interessengeleitet. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht. Entwicklungszusammenarbeit muss nicht schädlich für deutsche Unternehmen sein.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Dirk-Ekkehard Niebel (geb. 1963) ist ein ehemaliger deutscher Politiker (FDP) und Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2009 bis 2013). Seit 2015 ist er beim Rüstungsunternehmen Rheinmetall tätig.
Quelle:
Kontext:
Niebel unterstützte als Minister deutsche Unternehmen im Ausland wie Neumann (NKG). NKG wollte in Uganda eine Kaffeeplantage eröffnen. Das Land sollte aber unbewohnt sein. So wurden 2000 Menschen gewaltsam vertrieben. Niebel stellte sich schützend vor NKG (Die Zeit, 13.08.2013). Ende 2019 bot der ugandische Staat den Vertriebenen Entschädigung an.
Zum Weiterlesen:
OK
Gib einem Mann einen Fisch und er kann einen Tag davon essen. Gib ihm eine Angel, und er kann sich selbst ernähren! Eine Alternative wäre, seine Gewässer nicht zu vergiften, seine Großeltern nicht in die Sklaverei zu verschleppen und dann 400 Jahre später in deinem Freiwilligen Sozialen Jahr im Ausland wieder aufzutauchen, um Unsinn von irgendwelchen Fischen zu reden.
Richtig!
Gib einem Mann einen Fisch und er kann einen Tag davon essen. Gib ihm eine Angel, und er kann sich selbst ernähren! Eine Alternative wäre, seine Gewässer nicht zu vergiften, seine Großeltern nicht in die Sklaverei zu verschleppen und dann 400 Jahre später in deinem Freiwilligen Sozialen Jahr im Ausland wieder aufzutauchen, um Unsinn von irgendwelchen Fischen zu reden.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Frankie Boyle (geb. 1972) ist ein schottischer Komödiant und Schriftsteller.
Quelle:
Frankie Boyle (2015): Britain’s criminally stupid attitudes to race and immigration are beyond parody.
Kontext:
Das Zitat entstand im Kontext der Diskussion um Migrationsabwehr in Großbritannien. Boyle weist darauf hin, dass Armut und daraus entstehende Migration mit der kolonialen Vergangenheit und Ausbeutung des britischen Empire in Verbindung gebracht werden muss. Auch die britische Entwicklungshilfe parodiert er folgend: „Danke für das Gold, Jungs, danke für die Diamanten. Wir haben ’ne Spendensammlung gemacht und euch Angelruten besorgt.“
Zum Weiterlesen:
Timo Kiesel / Carolin Philipp (2011): white charity. Schwarzsein und Weißsein auf Spendenplakaten.
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1500
to 1600
to 1700
to 1800
to 1850
to 1900
to 1925
to 1950
to 1975
to 1990
to 2000
to 2010
2011