John Holloway (geb. 1947) ist irischer Jurist, Soziologe und Philosoph, der in den 1970er Jahren hauptsächlich zu marxistischer Ökonomie arbeitete. Seit 1991 ist er eng mit den Zapatist@s im mexikanischen Chiapas assoziiert, die eine libertäre Form des basisdemokratischen Regierens verfolgen.
Thema der Zitate: Herrschaft und Demokratie
Demokratie ist die global hegemoniale Staats- und Gesellschaftsform. Sie soll die Macht des Volkes, deren Gleichheit und Mitbestimmung garantieren. Herrschaft auf der anderen Seite wird grundsätzlich als eine asymmetrische soziale Beziehung verstanden. Im Gegensatz zu Macht hat sie aber laut dem Soziologen Max Weber eine gewisse Legitimation (z.B. die Anerkennung der Herrschaft durch die Beherrschten, dem Legitimitätsglauben). Gesellschaftsformen hatten in der Geschichte unterschiedlichste Strukturen und wurden durch Aushandlungsprozesse wie Kriege und Revolutionen immer wieder verändert. Soziale Bewegungen kämpfen schon seit Jahrhunderten für mehr Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Mitbestimmung. Im Zeitstrahl zu Demokratie, Herrschaft, Macht und Mitbestimmung gehen wir folgenden Fragen nach:
*Welche unterschiedlichen Gesellschaftsformen existierten in der Geschichte?
*Welche Vor- und Nachteile hatten sie für wen?
*Durch welche unterschiedlichen Machtverhältnisse waren diese geprägt?
*Wie waren und sind Besitzverhältnisse mit Herrschaft verwoben?
*Wie könnte man eine globale Gesellschaftsform beschreiben?
*Welche Widerstände gab es gegen hegemoniale Herrschaft?
*Welche alternativen Gesellschaftsformen gab und gibt es?“
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OK
Wir sind alle in einem Raum mit vier Wänden (…). Der Raum ist möbliert und einige von uns sitzen bequem, andere definitiv nicht. Die Wände bewegen sich allmählich nach vorn, manchmal langsamer, manchmal schneller, was uns allen ein unangenehmes Gefühl vermittelt (…). Von Zeit zu Zeit gibt es Wahlen, wie man die Möbel platziert. Diese Wahlen sind nicht unwichtig: Sie haben zur Folge, dass einige Leute bequemer sitzen, andere weniger; sie können sogar die Geschwindigkeit beeinflussen, mit der sich die Wände bewegen, aber sie tun nichts, um ihren unerbittlichen Fortschritt zu stoppen.
Richtig!
Wir sind alle in einem Raum mit vier Wänden (…). Der Raum ist möbliert und einige von uns sitzen bequem, andere definitiv nicht. Die Wände bewegen sich allmählich nach vorn, manchmal langsamer, manchmal schneller, was uns allen ein unangenehmes Gefühl vermittelt (…). Von Zeit zu Zeit gibt es Wahlen, wie man die Möbel platziert. Diese Wahlen sind nicht unwichtig: Sie haben zur Folge, dass einige Leute bequemer sitzen, andere weniger; sie können sogar die Geschwindigkeit beeinflussen, mit der sich die Wände bewegen, aber sie tun nichts, um ihren unerbittlichen Fortschritt zu stoppen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Quelle:
John Holloway (2010: 8).
Kontext:
Mit dem Auseinanderfallen der Sowjetunion und anderer sogenannter sozialistischer Staaten fiel auch für viele ein alternativer Gesellschaftsentwurf weg. Ende der 1980er Jahre wurde vom „Westen“ das „Ende der Geschichte“ ausgerufen, wie der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama 1989 behauptete. Die westliche repräsentative Demokratie und mit ihr gekoppelt die kapitalistische Wirtschaftsform wurden so als einzig legitime verbleibende und vorstellbare Gesellschaftsform geschaffen. Innerhalb dieses Rahmens gibt es unterschiedliche Ausformungen, wie Holloway in seinem Zitat illustriert, die aber alle nicht die Grundlagen von Kapitalismus und repräsentativer Demokratie in Frage stellen.
Zum Weiterlesen:
*John Holloway (2010): Crack Capitalism. London & New York: Pluto Press.
OK
1. Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten. Soziale Unterschiede dürfen nur im gemeinen Nutzen begründet sein. 2. Das Ziel jeder politischen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unveräußerlichen Menschenrechte. Diese Rechte sind Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung. 3. Der Ursprung jeder Souveränität liegt ihrem Wesen nach beim Volke. 4. Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet.
Richtig!
1. Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten. Soziale Unterschiede dürfen nur im gemeinen Nutzen begründet sein. 2. Das Ziel jeder politischen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unveräußerlichen Menschenrechte. Diese Rechte sind Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung. 3. Der Ursprung jeder Souveränität liegt ihrem Wesen nach beim Volke. 4. Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen) ist einer der Grundlagentexte der französischen Revolution.
Quelle:
Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (1789), Artikel 1, 2 und 4.
Kontext:
Die französische Revolution hatte das Motto „liberté, egalité, fraternité“ (Freiheit, Gleicheit, Brüderlichkeit). Sie schaffte die absolutistische Monarchie ab (Ludwig XIV.: „Der Staat bin ich“) und etablierte ein neues Herrschaftssystem. Die feudalen Machtstrukturen wurden von der Mehrheitsbevölkerung infrage gestellt und die Königsfamilie hingerichtet. Die Revolution wird als einschneidendes Ereignis der Aufklärung gesehen, auch in Bezug auf Menschenrechte, Demokratie und Herrschaftsformen. Kritisch beurteilt werden meist aber der Revolutionsterror und die Guillotine für alle Feind:innen der Revolution innerhalb Frankreichs. Beispielsweise wurde Olympe de Gouges 1793 hingerichtet, als sie die allgemeinen Menschenrechte auch für Frauen einforderte. Ab 1799 erlangte der General Napoléon Bonaparte den Rang des ersten Konsuls der Republik und als Kaiser absolute diktatorische Macht. Gleichzeitig zu diesen Entwicklungen hatte Frankreich Kolonien und der französische Staat herrschte somit ebenfalls über Kolonisierte. Im 19. Jahrhundert waren die Französ:innen sogar die zweitgrößte Kolonialmacht weltweit. Nachdem Frankreich sich im 17. Jahrhundert hauptsächlich auf Kolonien in Nordamerika fokussierte, konzentrierten sich die Kolonialbestrebungen ab den 1830er Jahren auf afrikanische Gebiete. In diesen Gebieten galten weder Gleichheit noch unveräußerliche Menschenrechte.
Zum Weiterlesen:
*Jean Ziegler (2010): Haiti und der Hass auf den Westen. In: Blätter für deutsche und internationale Politik. Heft 3, S. 39-53.
*Podcast SÜDNORDFUNK (2020): Wie Haiti zu einem der ärmsten Länder der Erde wurde.
OK
Nachdem er den versammelten Generälen seine wahre Absicht bekannt gemacht hat – den Eingeborenen von Haiti für immer eine stabile Regierung zu gewährleisten (…), das Land unabhängig zu machen und die Freiheit zu genießen, (…) Ausdruck verlieh; holte er ihre Meinungen ein, und forderte von jedem der versammelten Generäle ein Gelübde, Frankreich für immer zu entsagen und eher sterben, als unter deren Herrschaft zu leben und bis zu ihrem letzten Atemzug für die Unabhängigkeit zu kämpfen.
Richtig!
Nachdem er den versammelten Generälen seine wahre Absicht bekannt gemacht hat – den Eingeborenen von Haiti für immer eine stabile Regierung zu gewährleisten (…), das Land unabhängig zu machen und die Freiheit zu genießen, (…) Ausdruck verlieh; holte er ihre Meinungen ein, und forderte von jedem der versammelten Generäle ein Gelübde, Frankreich für immer zu entsagen und eher sterben, als unter deren Herrschaft zu leben und bis zu ihrem letzten Atemzug für die Unabhängigkeit zu kämpfen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Oberster General Dessalines und weitere Generäle. Jean-Jacques Dessalines (1758-1806) war ehemaliger Sklave und wurde im Unabhängigkeitskampf Haitis zum Obersten General. Er erklärte sich selbst 1804 zum Kaiser und herrschte bis 1806. Seine Ermordung löste große Unruhen aus.
Quelle:
Kontext:
Die haitianischen Anti-Sklaverei-Aktivist:innen kämpften seit 1791 für ihre Unabhängigkeit von Frankreich und gegen die weiße Elite der Insel. 1794 wurde die Sklaverei abgeschafft. Nach einem mehrjährigen Unabhängigkeitskrieg drohte Napoleon (der seit 1799 wieder faktisch an der Macht war) mit der Wiedereinführung der Sklaverei, aber die Haitianer:innen gewannen und als erster lateinamerikanischer Staat wurde Haiti 1804 unabhängig. Allerdings boykottierte ein Zusammenschluss europäischer Staaten und der USA Haiti und führte es somit fast in den Ruin. Da ihr eigener Wohlstand auf der Plantagenwirtschaft und damit auf dem Prinzip der Sklaverei begründet war, befürchteten sie, dass die haitianischen Verhältnisse auch auf ihre Nationen übergreifen könnten. Somit wurde Haiti außenpolitisch in die Isolation gedrängt und der neue Staat musste riesige Entschädigungszahlungen an die ehemaligen Sklavenbesitzer:innen zahlen. Frankreich verlangte als Gegenleistung für die Anerkennung Haitis als unabhängiger Staat 1825 eine Entschädigungssumme von 150 Millionen Francs. Die Summe wurde später auf 90 Millionen Francs heruntergesetzt. Erst 1947 konnte Haiti diesen Betrag mithilfe von Krediten endgültig abbezahlen. Die hohe Staatsverschuldung direkt nach der Unabhängigkeit wird vielfach als der Beginn der wirtschaftlichen Außenabhängigkeit Haitis gesehen. Auf der Weltkonferenz gegen Rassismus 2001 forderte Haiti dafür von Frankreich Entschädigungen.
Zum Weiterlesen:
*Projekt in Haiti und der Dominikanischen Republik, wo Jugendliche Geschichte der Sklaverei aufarbeiten.
*Bundeszentrale für politische Bildung (2010): Haiti – Die „erste schwarze Republik“ und ihr koloniales Erbe.
*C.L.R. James (1963): The Black Jacobins. New York: Random House.
OK
Sie sind wesentliche Aufgaben und Funktionen des Staates, zusätzlich zu denen, die durch die Verfassung und das Gesetz festgelegt sind:
1. Eine gerechte und harmonische Gesellschaft auf der Grundlage der Entkolonialisierung ohne Diskriminierung oder
Ausbeutung mit voller sozialer Gerechtigkeit zu schaffen, um plurinationale Identitäten zu festigen.
Richtig!
Sie sind wesentliche Aufgaben und Funktionen des Staates, zusätzlich zu denen, die durch die Verfassung und das Gesetz festgelegt sind:
1. Eine gerechte und harmonische Gesellschaft auf der Grundlage der Entkolonialisierung ohne Diskriminierung oder
Ausbeutung mit voller sozialer Gerechtigkeit zu schaffen, um plurinationale Identitäten zu festigen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Die bolivianische Verfassung wurde nach der Wahl 2006 des ersten Präsidenten Boliviens mit indigenen Wurzeln, Evo Morales, ausgearbeitet.
Quelle:
Artikel 9, Absatz 1 der Verfassung von Bolivien.
Kontext:
Koloniale Herrschaft beeinflusst die Identitäten in Bolivien bis heute. Auch nach dem formalen Ende der Kolonialherrschaft 1825 existieren bis heute asymmetrische Machtbeziehungen in Bezug auf race, gender und Klasse. Es gibt jedoch jetzt ein (Vize-)Ministerium für Dekolonisierung (u.a. auch mit einer Direktorin für De-Patriachalisierung) und eine Einrichtung, um die indigene Mehrheit des Landes von 500 Jahren Kolonialherrschaft zu rehabilitieren. 2020 wurde die Indigene Silvia Lazarte als Vorsitzende der Verfassungsversammlung zu deren Überarbeitung bestimmt (laestrella.com, 30.06.2020).
Zum Weiterlesen:
*Interview mit Elisa Vega Sillo (2015): Decolonizing Bolivia’s History of Indigenous Resistance.
*Decolonizing Bolivian Education (2010): A Critical Look at the Plurinational State’s Vision.
OK
Die Verfassung, nach der wir leben, vergleicht sich mit keiner der fremden; viel eher sind wir (…) ein Vorbild (…). Mit Namen heißt sie, weil der Staat nicht auf wenige Bürger, sondern auf eine größere Zahl gestellt ist, Volksherrschaft. Nach dem Gesetz haben in den Streitigkeiten der Bürger alle ihr gleiches Teil, der Geltung nach aber hat im öffentlichen Wesen den Vorzug, wer sich irgendwie Ansehen erworben hat, nicht nach irgendeiner Zugehörigkeit, sondern nach seinem Verdienst.
Richtig!
Die Verfassung, nach der wir leben, vergleicht sich mit keiner der fremden; viel eher sind wir (…) ein Vorbild (…). Mit Namen heißt sie, weil der Staat nicht auf wenige Bürger, sondern auf eine größere Zahl gestellt ist, Volksherrschaft. Nach dem Gesetz haben in den Streitigkeiten der Bürger alle ihr gleiches Teil, der Geltung nach aber hat im öffentlichen Wesen den Vorzug, wer sich irgendwie Ansehen erworben hat, nicht nach irgendeiner Zugehörigkeit, sondern nach seinem Verdienst.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Perikles (ca. 495 – 429 v.u.Z.) war Athener Feldherr und Politiker.
Quelle:
Thukydides (2002): Geschichte des Peloponnesischen Krieges. Hrsg. und übers. von Georg Peter Landmann. Düsseldorf/Zürich: Artemis und Winkler Verlag, (Buch II 37 und 40) Seite 111 ff. Die Jahreszahl (429 v.u.Z.) ist eine ungefähre Angabe.
Kontext:
Die Athener Demokratie wird oft als Grundlage für die heutige westliche Demokratie gesehen. An einigen Abstimmungsprozessen nahmen ein erheblicher Teil der Bevölkerung teil. Allerdings waren Frauen und versklavte Menschen vom Stimmrecht ausgeschlossen. Perikles wird ebenfalls dieser Satz zugeschrieben: „Die beste Frau ist die, die am wenigsten spricht.“ Der Stadtstaat Athen hatte außerdem zahlreiche Kolonien im Mittelmeerraum und an der Küste des Schwarzen Meeres. Die sogenannte Große Kolonisation fand vor allem von der Mitte des 8. bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts v.u.Z. statt. Erst wurden griechische Händler:innen sesshaft, dann auch Siedler:innen. Die vorher dort lebende Bevölkerung wurde vertrieben.
Während der Schuldenkrise von 2009 wurde die Situation in Griechenland als postkolonial beschrieben, da die griechische Innenpolitik von außen vorgegeben wurde (Troika aus IWF, EU-Kommission und EU-Zentralbank, Samaddar 2015).
Zum Weiterlesen:
*Elke Stein-Hölkeskamp (2015): Das archaische Griechenland. Die Stadt und das Meer. München: C.H. Beck, S. 96–121.
*Harry D. Schurdel (2015): Neue Siedlungsplätze gesucht. Athens Kolonien.
*Bundeszentrale für politische Bildung (2014): Grundzüge der athenischen Demokratie.
OK
Weil ich mit ihm Frieden geschlossen hatte, schlief ich ahnungslos als er kam und mich wach schoss.
Richtig!
Weil ich mit ihm Frieden geschlossen hatte, schlief ich ahnungslos als er kam und mich wach schoss.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Hendrik Witbooi (ca. 1830-1905) über Curt von François, Offizier der „Deutschen Schutztruppe“ im heutigen Namibia, der damaligen deutschen Kolonie. Witbooi, eigentlich ǃNanseb ǀGabemab war seit Ende des Jahres 1888 Kaptein des mit den Nama verwandten Volks der Orlam, der Witbooi.
Quelle:
Annemarie Heywood, Eben Maasdorp & Brigitte Lau (Hrsg., 1996): The Hendrik Witbooi papers. Windhoek: National Archives of Namibia. S. 151. Die Jahreszahl (1893) ist eine ungefähre Angabe.
Kontext:
Die römische Herrschaftsstrategie „teile und herrsche“ wurde in Namibia von den Deutschen angewendet, damit sie keiner vereinigten antikolonialen Armee gegenüberstanden.
Familie Witbooi führte die Nama im Widerstand gegen die deutsche Kolonialmacht an. Die Nama wurden 1893 von den Deutschen angegriffen (Massaker vom Hornkranz) und die meisten Frauen und Kinder niedergemetzelt, während die männlichen Krieger entkamen. Henrik Witbooi führte danach einen Guerilla-Krieg an. Nach mehreren Versuchen, von denen auch der Briefwechsel zeugt, leisteten Herero und Nama ab 1904 gemeinsam Widerstand. Sie unterlagen der Kolonialmacht und wurden in Lagern interniert, in denen ein Großteil der verbliebenen Nama und Herero umkam. Insgesamt wird geschätzt, dass zwischen 1904 und 1908 im ersten Genozid des 20. Jahrhunderts bis zu 70.000 Nama und Herero starben (Jorgensen & Markusen 1999: 288).
Zum Weiterlesen:
*AvricAvenir (2008): WIDERSTAND – Eine Erinnerung.
*Jürgen Zimmerer & Joachim Zeller (Hrsg., 2003): Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904–1908) in Namibia und seine Folgen. Berlin: Links.
*Jung & Naiv (29.10.2021): Historiker Jürgen Zimmerer über deutschen Völkermord & Kolonialismus – Folge 538.
OK
Wir wollten dauerhaften Frieden, wahre Demokratie und Gerechtigkeit. Aber schon nach wenigen Monaten mussten wir erkennen, dass sich unsere Hoffnungen nicht erfüllten. Deshalb kehrten wir in die Berge zurück, um den Kampf für die Befreiung unseres Landes fortzusetzen.
Richtig!
Wir wollten dauerhaften Frieden, wahre Demokratie und Gerechtigkeit. Aber schon nach wenigen Monaten mussten wir erkennen, dass sich unsere Hoffnungen nicht erfüllten. Deshalb kehrten wir in die Berge zurück, um den Kampf für die Befreiung unseres Landes fortzusetzen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Remedios Gomez-Paraiso (1919-2014) war Kommandantin der antijapanischen Volksbefreiungsarmee Hukbalahap auf den Philippinen im Zweiten Weltkrieg. Hier über die „Befreiung“ und Wiederbesetzung der Philippinen durch die USA 1944.
Quelle:
Rheinisches JournalistInnenbüro & Recherche International e.V. (2008): 100f.
Kontext:
Die Philippinen waren ab 1571 eine spanische Kolonie, bis sie nach antikolonialen Befreiungskämpfen 1898 die Unabhängigkeit ausriefen. Allerdings wurde sie nicht anerkannt und im philippinisch-amerikanischen Krieg von 1899 bis 1902 verlor ein Fünftel der Bevölkerung ihr Leben. Danach wurden die Inseln eine US-amerikanische Kolonie, bis sie 1942 von japanischen Truppen besetzt wurden. Die Antijapanische Volksbefreiungsarmee war die größte Widerstandsbewegung der Philippinen und bestand aus 30.000 Kämpfer:innen und 70.000 Reservist:innen. Sie kollaborierten mit den USA gegen die Japaner, waren aber eine linksgerichtete Partisan:innengruppe, die gegen die US-amerikanische Kolonialherrschaft eintrat. Schriftsteller Ricardo Trota Jose zufolge waren 80% der Filipin@s im Widerstand oder haben ihn unterstützt: „Eine Million Filipinos kämpften in verschiedenen Guerilla-Bewegungen. Das Problem war nur: Es gab nicht genug Waffen. Auf zwanzig Freiwillige, die zu den Partisanen gingen, kam nur ein Gewehr“ (rjb & ri 2008). 1946 erlangten die Philippinen zwar ihre Unabhängigkeit, installierten aber eine US-freundliche Regierung. Erst 1990 unter Präsidentin Corazon Aquino wurden die Widerstandskämpfer:innen als solche anerkannt (Rheinisches Journalistenbüro & Recherche International 2008: 100f.).
Zum Weiterlesen:
*Rheinisches JournalistInnenbüro & Recherche International e.V. (2008): Die dritte Welt im zweiten Weltkrieg. Unterrichtsmaterialien zu einem vergessenen Kapitel der Geschichte.
OK
Ich möchte eine Demokratie, die Kapital verdient – jeder Mensch ein Kapitalist. (…) Wenn du ein Mann oder ein Frau mit unabhängigen Mitteln bist, wenn du Stolz und Unabhängigkeit hast, darum will ich, dass die Bürger ihr Geld zurückbekommen. Einige werden es (…) dafür ausgeben, ihr Zuhause schön zu gestalten, ihren Garten, ihre Ausbildung für ihre Kinder oder ihren Kindern eine Chance zu geben, die sie nicht hatten, oder ihnen das Sprachenlernen zu ermöglichen, einige, die sich um ihre eigene Gesundheit kümmern (…). Jeder Mensch sollte Kapitalist sein und Eigentum besitzen. Denn das bringt der Gesellschaft Verantwortungsbewusstsein, wenn man Eigentum besitzt.
Richtig!
Ich möchte eine Demokratie, die Kapital verdient – jeder Mensch ein Kapitalist. (…) Wenn du ein Mann oder ein Frau mit unabhängigen Mitteln bist, wenn du Stolz und Unabhängigkeit hast, darum will ich, dass die Bürger ihr Geld zurückbekommen. Einige werden es (…) dafür ausgeben, ihr Zuhause schön zu gestalten, ihren Garten, ihre Ausbildung für ihre Kinder oder ihren Kindern eine Chance zu geben, die sie nicht hatten, oder ihnen das Sprachenlernen zu ermöglichen, einige, die sich um ihre eigene Gesundheit kümmern (…). Jeder Mensch sollte Kapitalist sein und Eigentum besitzen. Denn das bringt der Gesellschaft Verantwortungsbewusstsein, wenn man Eigentum besitzt.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Margaret Thatcher (1925-2013) war von 1979 bis 1990 britische Premierministerin der konservativen Tory-Partei. Ihr Spitzname war “Eiserne Lady”, da sie ihre Politik gegen harten Widerstand durchsetzte und Großbritannien „reformierte“.
Quelle:
Interview mit The Observer, 1. Mai 1983, S. 37.
Kontext:
Thatcher wird als Symbol gesehen für die Abkehr Europas vom Sozialstaat und zur Hinwendung zur Eigenverantwortung und zum Neoliberalismus (Privatisierung, Deregulierung, Zerschlagung der Gewerkschaften). Während Margaret Thatcher in Großbritannien Premierministerin war, füllte in den USA Ronald Reagan das Amt des Präsidenten aus (1981-1989). Die beiden werden als Vorreiter:innen einer Neoliberalisierung der Demokratie gesehen und prägten somit einen globalen Politikwechsel in den 1980er Jahren. Thatcher setzte die Sachzwanglogik mit ihrem TINA-Prinzip „There is no alternative“ (Es gibt keine Alternative) durch, mit der harte Einschnitte bei Sozialausgaben etc. noch bis zum heutigen Tag gerechtfertigt werden. Unter Thatcher wurden die Gewerkschaften von Beratungen mit der Regierung über ihre Arbeitsmarktpolitik ausgeschlossen, sie privatisierte viele öffentliche Unternehmen und schlug Proteste dagegen nieder. Besonders bekannt ist hier der Bergarbeiter:innenstreik von 1984/85. Sie bezeichnete die Auseinandersetzungen um diesen Streik als Verlängerung des Falklandkrieges: “Wir mussten auf den Falklands den äußeren Feind bekämpfen, und jetzt müssen wir gegen den inneren kämpfen, was viel schwieriger, aber für die Freiheit genauso gefährlich ist.” (zitiert nach Naomi Klein 2010: 195)
Zum Weiterlesen:
*Florian Opitz (2007): Der große Ausverkauf. Dokumentarfilm.
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Fischer.
OK
Ich spreche für die Millionen von Menschen, (…) die reduziert werden darauf nur einen flüchtigen Blick auf das Leben derer, die im Überfluss leben, zu erhaschen. Ich spreche für die Millionen Frauen, die unter ihnen dem von Männern aufgezwungenen Ausbeutungssystem leiden. Frauen, die kämpfen und die mit uns verkünden, dass der Sklave, der nicht seine eigene Revolte anzettelt, kein Mitleid verdient. Denn er ist gefangen in der Illusion, dass sein Herr ihn einmal befreien wird. Freiheit kann aber nur im Kampf gewonnen werden und ich rufe alle unsere Schwestern aller Rassen auf, in die Offensive zu gehen.
Richtig!
Ich spreche für die Millionen von Menschen, (…) die reduziert werden darauf nur einen flüchtigen Blick auf das Leben derer, die im Überfluss leben, zu erhaschen. Ich spreche für die Millionen Frauen, die unter ihnen dem von Männern aufgezwungenen Ausbeutungssystem leiden. Frauen, die kämpfen und die mit uns verkünden, dass der Sklave, der nicht seine eigene Revolte anzettelt, kein Mitleid verdient. Denn er ist gefangen in der Illusion, dass sein Herr ihn einmal befreien wird. Freiheit kann aber nur im Kampf gewonnen werden und ich rufe alle unsere Schwestern aller Rassen auf, in die Offensive zu gehen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Thomas Sankara (1949-1987) war Revolutionär, Panafrikanist und Internationalist. Er wurde 1983 durch einen Putsch Präsident Burkina Fasos und 1987 durch ein vom Westen (CIA) unterstütztes Komplott ermordet. Sein Nachfolger, Blaise Compaoré wurde 2014 aus dem Amt gejagt nach 27 Jahren Amtszeit. 2021 wurde in Compaorés Abwesenheit ein Verfahren vor einem Militärgericht gegen ihn eröffnet wegen Verdachts an Beteiligung an der Ermordung von Thomas Sankara.
Quelle:
Kontext:
Während der antikolonialen Unabhängigkeitsbewegung forderten die ehemaligen Kolonien eine Demokratisierung der Welt, bspw. der UNO. Wie bei Sankara wurden Themen wie Gender, Umwelt und Demokratie mit kolonialer Beherrschung und für radikale politische Reformen gekämpft. Ab den 1990er Jahren breitete sich die TINA-Doktrin aus (There-is-no-Alternative, siehe Thatcher) und gegebene Verhältnisse wie die neoliberale Marktdemokratie wurde als einzig mögliches System verkauft. Der Diskurs änderte sich. Von der Demokratisierung der Weltstrukturen fokussierte man sich auf die Demokratisierung innerhalb von Staaten, während globale Ungerechtigkeit bestehen blieb. Im Gegensatz zu vielen neoliberalen Regierungen im Westen in den 1980er Jahren waren in einigen Ländern des Trikont noch Alternativen denkbar. Sankaras Regierung enthielt so viele Frauen wie in keinem afrikanischen Land, seine Leibwache waren Frauen auf Motorrädern. Er verbot Beschneidung, Polygamie und propagierte Verhütung. In seiner Regierungszeit wurden die staatlichen Luxusautos verkauft und billige Staatsfahrzeuge angeschafft, Bildungs- und Gesundheitsversorgung verbessert, eine Landreform durchgeführt, die Wiederaufforstung forciert und internationale Entwicklungshilfe abgelehnt, da er sagte: „Der, der dir zu essen gibt, kontrolliert dich“ („He who feeds you controls you“, siehe Shuffield 2006).
Zum Weiterlesen:
*Robin Shuffield (2006): Thomas Sankara. The Upright Man.
*AfricAvenir (Hrsg., 2016): Thomas Sankara. Die Ideen sterben nicht!
*David Scott (2017): From the right to trade to Good Governance.
*Anthony Anghie (2004): Imperialism, Souvereinity and the Making of International Law. New York: Cambridge University Press.
OK
Sie lehren ihren eigenen Leuten, ihren Herren nicht zu gehorchen, sie hassen den König, verspotten die Ältesten, verurteilen die Bojaren (Fürsten), betrachten die dem König ergebenen als niederträchtig und verbieten den Leibeigenen für ihre Herren zu arbeiten.
Richtig!
Sie lehren ihren eigenen Leuten, ihren Herren nicht zu gehorchen, sie hassen den König, verspotten die Ältesten, verurteilen die Bojaren (Fürsten), betrachten die dem König ergebenen als niederträchtig und verbieten den Leibeigenen für ihre Herren zu arbeiten.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Presbyter Kosma war ein bulgarischer Schriftsteller im späten 10. Jahrhundert. Sein bekanntestes Werk, aus dem das Zitat stammt, richtet sich gegen die Bogomilien, eine asketisch lebende Glaubensgemeinschaft, die im heutigen Bulgarien verbreitet war.
Quelle:
Silvia Federici (2014: 56)
Kontext:
In den radikalen religiösen Häretiker:innenbewegungen hatten Frauen eine zentrale Rolle (Federici 2014: 38). Sie wurden ab dem 11. Jahrhundert in Frankreich und Italien, aber auch in anderen Regionen meist von Frauen gegründet (ebd.: 39). Von der Kirche wurden sie vehement bekämpft, wie aus dem Zitat deutlich wird. In den Inquisitionen im Mittelalter und danach wurden Menschen, hauptsächlich Frauen, als Hexen bezeichnet, um so Gemeinschaften und widerständige Individuen zu brechen. Es wird geschätzt, dass während der drei Jahrhunderte, in denen die Hexenverfolgung am stärksten war, 200.000 Frauen angeklagt, verurteilt und/oder ermordet wurden (ebd.: 208). Allein in Südwestdeutschland wurden von 1560 bis 1670 3200 Frauen als Hexen verbrannt (ebd.: 208).
Zum Weiterlesen:
*Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: mandelbaum kritik & utopie.
OK
Wir sind nach Gottes Ebenbild gemacht, aber wir werden wie Tiere behandelt. (…) England wird es nicht gut gehen (…) solange es Herren und Leibeigene gibt!
Richtig!
Wir sind nach Gottes Ebenbild gemacht, aber wir werden wie Tiere behandelt. (…) England wird es nicht gut gehen (…) solange es Herren und Leibeigene gibt!
Jahr:
Autor*inneninfo:
John Ball (1335-1381) war englischer Priester, wurde aber exkommuniziert. Er trat für soziale Gerechtigkeit ein und war der intellektuelle Anführer des englischen Bauernaufstands. Mehrfach festgenommen, wurde er einmal von Bäuer:innen befreit. Ball wurde in Anwesenheit von König Richard II hingerichtet (gehängt, ausgeweidet und viergeteilt).
Quelle:
R. B. Dobson (1983: 371) zitiert nach Silvia Federici (2014: 35)
Kontext:
Es gab in ganz Europa Widerstände gegen die feudale Herrschaft und die Macht der Kirche. Nicht nur in England, aus dem das Zitat stammt, auch in Ypres und Brügge gab es im Jahr 1324 Aufstände (Federici 2014: 41). Sie verlangten eine gleichberechtigte gesellschaftliche Stellung zum Adel. Auch in Bremen weigerten sich Bäuer:innen, ihre Abgaben zu zahlen, und wurden von Bischof im Jahr 1234 bestraft (ebd.: 34). In Florenz übernahmen Textilarbeiter:innen 1379 die Macht in der Stadt und errichteten eine Arbeiter:innenregierung, die aber 1382 besiegt wurde (ebd.: 43). In den meisten Fällen beschränkten sich die Aufständischen nicht darauf, bessere Arbeits- oder Lebensbedingungen zu verlangen, sondern wollten eine völlig neue Gesellschaftsordnung schaffen (ebd.: 46).
Zum Weiterlesen:
*Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien, mandelbaum kritik & utopie.
OK
Es gibt kein Verbot [von Selbstverwaltung] als solches. (…) Ich bin nicht dagegen, aber ich möchte, dass dabei unsere Interessen gewahrt werden (…). Wenn Wahlen zu früh abgehalten werden, können sie viel zerstören. Das muss alles sehr vorsichtig gemacht werden.
Richtig!
Es gibt kein Verbot [von Selbstverwaltung] als solches. (…) Ich bin nicht dagegen, aber ich möchte, dass dabei unsere Interessen gewahrt werden (…). Wenn Wahlen zu früh abgehalten werden, können sie viel zerstören. Das muss alles sehr vorsichtig gemacht werden.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Paul Bremer (geb. 1941) war US-amerikanischer Zivilverwalter im Irak, der 2003 -2004 von der US-Regierung eingesetzt wurde.
Quelle:
Washington Post (28.06.2003): Occupation Forces Halting Elections Throughout Iraq.
Kontext:
Die Politik Bremers, Wahlen zu verzögern, führte zusammen mit der autoritären Besatzungsstrategie der US-Amerikaner:innen Naomi Klein zufolge dazu, dass sich die Gewalt zwischen Religionsgruppen sowie gewaltsame Religionsinterpretationen verschärften (Klein 2010: 508). Ab Frühjahr 2004 kam es zu immer mehr Zwischenfällen (ebds.: 489). Mit ihrer Politik des „Regime Change“ (Regimewandels), der Unterstützung von Militär- und anderen Putschen außerhalb ihres Staatsgebietes im gesamten 20. Jahrhundert, setzten sich die USA als hegemoniale Kraft im 20. Jahrhundert stark von der Hegemonialpolitik Großbritanniens, das eine klassische Kolonialpolitik betrieb, ab.
Zum Weiterlesen:
*Ranabir Samaddar (2017): Die Krise des Kapitalismus bedeutet nicht das Ende des Kapitalismus. Interview in glokal e.V. (Hrsg.): Connecting the Dots.
Lernen aus Geschichte(n) zu Unterdrückung und Widerstand. Berlin, S. 72.
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Fischer.
OK
Die Bodenschätze unter der Erde, die Banken und die Monopolindustrie sollen in das Eigentum des ganzen Volkes übergehen; (…) das Land soll unter denen geteilt werden, die es bearbeiten!
Männer und Frauen aller Rassen erhalten gleichen Lohn für gleiche Arbeit; es soll eine 40-Stunden-Woche geben (…) Bildung soll kostenlos, obligatorisch, universell und für alle Kinder gleich sein (…).
Richtig!
Die Bodenschätze unter der Erde, die Banken und die Monopolindustrie sollen in das Eigentum des ganzen Volkes übergehen; (…) das Land soll unter denen geteilt werden, die es bearbeiten!
Männer und Frauen aller Rassen erhalten gleichen Lohn für gleiche Arbeit; es soll eine 40-Stunden-Woche geben (…) Bildung soll kostenlos, obligatorisch, universell und für alle Kinder gleich sein (…).
Jahr:
Autor*inneninfo:
Freiheitscharta, die vom Afrikanischen Nationalkongress ANC erstellt wurde, in dem 50.000 Freiwillige in den Townships sammelten, was für die Menschen wichtige Freiheitsforderungen seien. Die auf einzelnen Zetteln gesammelten Forderungen wurden zusammengefasst und 1955 auf einem Kongress mit 3.000 Delegierten verabschiedet.
Quelle:
ANC (1955): The Freedom Charter.
Kontext:
In Südafrika regierte während des Apartheidsregimes von Beginn des 20. Jahrhunderts (besonders nach 1948) bis 1994 die weiße Minderheit über die Schwarze Mehrheit. Nelson Mandela, ehemaliger ANC-Widerstandskämpfer, wurde 1994 erster Schwarzer Präsident. Im Apartheidsregime wurde zwischen „White“, „Coloured“, „Asiatic“ oder „Indian“ und „Native“ Personen unterschieden, die je unterschiedliche Rechte hatten. Bereits 1912 gründete sich der ANC, der mit der „Missachtungskampagne“ (Defiance Campaign) gegen die Gesetze des Apartheidsregimes 1952 bis 1954 zur Massenorganisation und zum größten Hort des Widerstands wurde.
Zum Weiterlesen:
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Fischer.
OK
Cesare Borgia galt für grausam; trotzdem hat diese Grausamkeit Ordnung in die Romagna gebracht, sie geeinigt und in Frieden und Treue erhalten. (…) Hieraus entsteht eine Streitfrage, ob es besser sei, geliebt oder gefürchtet zu werden? Die Antwort lautet, man soll nach beidem trachten; da aber beides schwer zu vereinen ist, so ist es weit sicherer, gefürchtet als geliebt zu werden, sobald nur eins von beiden möglich ist. Denn man kann von den Menschen insgemein sagen, daß sie undankbar, wankelmütig, falsch, feig in Gefahren und gewinnsüchtig sind; solange du ihnen wohltust.
Richtig!
Cesare Borgia galt für grausam; trotzdem hat diese Grausamkeit Ordnung in die Romagna gebracht, sie geeinigt und in Frieden und Treue erhalten. (…) Hieraus entsteht eine Streitfrage, ob es besser sei, geliebt oder gefürchtet zu werden? Die Antwort lautet, man soll nach beidem trachten; da aber beides schwer zu vereinen ist, so ist es weit sicherer, gefürchtet als geliebt zu werden, sobald nur eins von beiden möglich ist. Denn man kann von den Menschen insgemein sagen, daß sie undankbar, wankelmütig, falsch, feig in Gefahren und gewinnsüchtig sind; solange du ihnen wohltust.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Niccolò Machiavelli (1469-1527) war Philosoph und Politiker aus Florenz und plädierte in dieser Schrift für eine autoritäre Machtpolitik.
Quelle:
Niccolò Machiavelli (1990, Original [1513]): Der Fürst. Frankfurt a.M.: Insel Verlag, S. 83f.
Kontext:
Machiavelli hatte die Staatsphilosophie stark geprägt und steht noch heute für eine autoritäre und rücksichtslose Art der Herrschaft. Dies basierte auf seinem Menschenbild: „Denn man kann von den Menschen insgemein
sagen, daß sie undankbar, wankelmütig, falsch, feig in Gefahren und gewinnsüchtig sind; solange du ihnen wohltust, sind sie dir ergeben und bieten dir, wie oben gesagt, Gut und Blut, ihr Leben und das ihrer Kinder an, wenn die Gefahr fern ist; kommt sie aber näher, so empören sie sich.“ (ebds.) Schon zu Lebzeiten wurde Machiavelli stark kritisiert wegen seiner autoritären Vorstellung der Staatsführung, beispielsweise vom englischen Kardinal Reginald Pole (1500-1558). Trotzdem war diese Machtpolitik auch Jahrhunderte später noch Vorbild für Kolonisator:innen und kriegsführende Parteien, etwa in den Vergeltungsmaßnahmen der Nationalsozialist:innen gegen Widerstandskämpfer:innen im Zweiten Weltkrieg.
Zum Weiterlesen:
The Guardian (Erica Brenner), 03.03.2017: Have we got Machiavelli all wrong?
OK
Keine Regierung der Welt hätte geduldet, dass der wichtigste Platz ihrer Hauptstadt acht Wochen lang von Zehntausenden von Demonstranten besetzt wird (…). Ein hartes Durchgreifen war daher unvermeidlich. Aber die Brutalität war schockierend.
Richtig!
Keine Regierung der Welt hätte geduldet, dass der wichtigste Platz ihrer Hauptstadt acht Wochen lang von Zehntausenden von Demonstranten besetzt wird (…). Ein hartes Durchgreifen war daher unvermeidlich. Aber die Brutalität war schockierend.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Henry Kissinger (geb. 1923) ist Politiker der Republikaner in der USA und war u.a. Außenminister. Er wird international kritisiert für die Verwicklung in mehrere Regierungsstürze und die Unterstützung autoritärer Regime (Argentinien, Chile, Indonesien/Osttimor). Er bekam 1973 den Friedensnobelpreis. 2013 wurde zu Ehren Kissingers auf Initiative von BRD-Innenminister de Maizière und Außenminister Westerwelle eine Stiftungsprofessur an der Universität Bonn eingerichtet.
Quelle:
Henry Kissinger (1. August 1989): The Caricature of Deng as a Tyrant is Unfair. Washington Post.
Kontext:
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger war für seine Unterstützung autoritärer Regime auf der ganzen Welt bekannt. Ihm wird u.a. eine Verbindung zur Ermordung Salvador Allendes 1973 in Chile und dem völkerrechtswidrigen Bombardement auf kambodschanischem Gebiet im Zuge des Vietnamkriegs vorgeworfen. 1989 demonstrierte die Demokratiebewegung in Peking auf dem Platz am Tor des Himmlischen Friedens (Tian’anmen). Das chinesische Militär schlug die Proteste brutal nieder, es gab geschätzt 2000-7000 Tote und 30.000 Verletzte. Danach wurden 40.000 Menschen verhaftet und Hunderte hingerichtet. Nach Naomi Klein (2010: 263), sich auf den Historiker Maurice Meisner beziehend, ging Chinas kommunistische Regierung am härtesten gegen Fabrikarbeiter:innen vor. Die liberalen Wirtschaftsreformen in China in den 1980er Jahren (Präsident Deng Xiaoping hatte sich von Milton Friedman, der neoliberalen Ikone, beraten lassen) führten nicht wie erhofft auch zu einer politischen Liberalisierung.
Zum Weiterlesen:
*Democracy Now (11.08.2016): Declassified Documents Show Kissinger Role in Argentine Dirty War.
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Fischer.
OK
Wenn der Sozialkörper des Landes von einer Krankheit befallen ist, die ihm das Gedärm zerfrisst, bildet er Antikörper. (…) Je mehr die Regierung die Guerilla kontrolliert und vernichtet, desto mehr gehen die Aktivitäten der Antikörper zurück, wie es bereits geschieht. Es ist nur eine natürliche Reaktion auf einen kranken Körper.
Richtig!
Wenn der Sozialkörper des Landes von einer Krankheit befallen ist, die ihm das Gedärm zerfrisst, bildet er Antikörper. (…) Je mehr die Regierung die Guerilla kontrolliert und vernichtet, desto mehr gehen die Aktivitäten der Antikörper zurück, wie es bereits geschieht. Es ist nur eine natürliche Reaktion auf einen kranken Körper.
Jahr:
Autor*inneninfo:
César Augusto Guzzetti (1925-1988) war Außenminister der argentinischen Junta ab 1976. Er wurde im Mai 1977 von linken Gueriller@s angeschossen und musste sein Amt einem anderen überlassen.
Quelle:
Zitiert nach Nami Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Fischer, S. 162f.
Kontext:
Kranheitsmetaphern wurden und werden in der Politik oft benutzt, um komplizierte gesellschaftliche Vorgänge zuzuspitzen und drastische politische Maßnahmen zu rechtfertigen. Der Nazi-Arzt Fritz Klein sagte: „Der Jude ist ein entzündeter Blinddarm im Körper der Menschheit.“ Die Roten Khmer rechtfertigten Massenhinrichtungen in Kambodscha: „Was infiziert ist, muss herausgeschnitten werden“ (vgl. Klein 2010: 163). Susan Sontag (1981) schrieb, dass die Verwendung von Krankheitsmetaphern wie „Krebs“ strenge Maßnahmen rechtfertigt und „als solche schon implizit genozidal“ ist.
Zum Weiterlesen:
*Susan Sonntag (1981): Krankheit als Metapher. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch.
OK
Lange Zeit lebten wir unter der Diktatur der Kommunisten, doch jetzt haben wir herausgefunden, dass das Leben unter der Diktatur von Wirtschaftsleuten nicht besser ist.
Richtig!
Lange Zeit lebten wir unter der Diktatur der Kommunisten, doch jetzt haben wir herausgefunden, dass das Leben unter der Diktatur von Wirtschaftsleuten nicht besser ist.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Grigori Gorin (1940-2000) war ein russisch-jüdischer Arzt, Drehbuchautor und Schriftsteller.
Quelle:
Boris Kagarlitsky (1994): Square Wheels: How Russian Democracy got Derailed. New York: Monthly Review Press, S. 191.
Kontext:
Der Präsident der Sowjetrepubliken Michail Gorbatschow versuchte in den Transformationsprozessen von Glasnost (Öffentlichkeit) und Peristroika (Umgestaltung) einen Übergang der Sowjetunion demokratisch zu gestalten. Das Land war aber hoch verschuldet und musste wirtschaftliche Reformen durchführen, um Kredite zu bekommen. Der russische Präsident Boris Jelzin entmachtete Gorbatschow mit der Auflösung der UdSSR, verbot die Staatspartei und regierte in der Wirtschaftskrise ein Jahr lang mit Sonderdekreten. Wertvolles Staatseigentum wurde verscherbelt (z.B. 40% der Ölgesellschaft mit einem Jahresumsatz von ca. 190 Mrd. US$ (2006) wurde für 88 Mio. US$ verkauft (Klein 2010: 323)). 1999 übergab er die Macht an Putin, dessen erste Amtshandlung es war, Jelzin Immunität zu garantieren (ebd.: 329).
Zum Weiterlesen:
*Aris Chatzistefanou & Katerina Kitidi (2012): Katastroika. Dokumentarfilm.
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Fischer, S. 307.
OK
Die Linie setzt sich kontinuierlich fort – diejenigen, die den Indigenen das Land wegnahmen, unterdrücken heute uns mit ihren feudalen Strukturen. (…) Ausländische Monopole zwingen uns Kulturen auf, zwingen uns Chemikalien auf, die unsere Atemluft verschmutzen, zwingen uns Technologien und Ideologien auf. All dies durch die Oligarchie, die das Land besitzt und die Politik kontrolliert. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Oligarchie ihrerseits von denselben Monopolen kontrolliert wird, demselben Ford Motor, Monsanto, Philip Morris. Es ist die Struktur, die wir ändern müssen. Ich bin gekommen, um darüber zu berichten. (…) Ich glaube, dass Wahrheit und Gerechtigkeit letztendlich triumphieren werden. Es wird ganze Generationen dauern. Wenn ich in diesem Kampf sterben muss, soll es so sein. Aber eines Tages werden wir triumphieren. Inzwischen weiß ich, wer der Feind ist, und der Feind weiß, wer ich bin.
Richtig!
Die Linie setzt sich kontinuierlich fort – diejenigen, die den Indigenen das Land wegnahmen, unterdrücken heute uns mit ihren feudalen Strukturen. (…) Ausländische Monopole zwingen uns Kulturen auf, zwingen uns Chemikalien auf, die unsere Atemluft verschmutzen, zwingen uns Technologien und Ideologien auf. All dies durch die Oligarchie, die das Land besitzt und die Politik kontrolliert. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Oligarchie ihrerseits von denselben Monopolen kontrolliert wird, demselben Ford Motor, Monsanto, Philip Morris. Es ist die Struktur, die wir ändern müssen. Ich bin gekommen, um darüber zu berichten. (…) Ich glaube, dass Wahrheit und Gerechtigkeit letztendlich triumphieren werden. Es wird ganze Generationen dauern. Wenn ich in diesem Kampf sterben muss, soll es so sein. Aber eines Tages werden wir triumphieren. Inzwischen weiß ich, wer der Feind ist, und der Feind weiß, wer ich bin.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Sergio Tomasella, Tabakpflanzer und Generalsekretär des argentinischen Bauernverbandes, saß während der Junta (Militärdiktatur) fünf Jahre im Gefängnis und wurde gefoltert. Das Zitat stammt aus seiner Aussage vor dem argentinischen Tribunal gegen Straffreiheit nach der Diktatur.
Quelle:
Zitiert nach Naomi Klein (2010: 180).
Kontext:
Tomasella verknüpft in diesem Zitat sowohl Kolonialismus wie auch die Ungleichheit, die mit ungleichen Besitzverhältnissen einhergeht. Auch in Deutschland besitzen 10% der Bevölkerung 50% des gesamten Nettovermögens. Einkommen und Vermögen hängen überall auf der Welt mit der sozialen Herkunft der Menschen zusammen (70% der Akademiker:innenkinder, aber nur 20% der Arbeiter:innenkinder gehen zur Universität, s. Fratzscher 2017).
Zum Weiterlesen:
*Marcel Fratzscher (2017): Sozialer Sprengstoff.
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Fischer, S. 307.
OK
Wir brauchen eine Strategie des Glücks, nicht der Opfer. Die Linke muss diese Strategie des Glücks spürbar, sichtbar verkörpern (…). Sie muss wegkommen von der spartanischen, der dem Leben abgewandten Einstellung. Ich bin sehr arm, aber ich fühle mich sehr reich. Es geht nicht um Zerstörung, sondern um Überwindung dessen, was ist.
Richtig!
Wir brauchen eine Strategie des Glücks, nicht der Opfer. Die Linke muss diese Strategie des Glücks spürbar, sichtbar verkörpern (…). Sie muss wegkommen von der spartanischen, der dem Leben abgewandten Einstellung. Ich bin sehr arm, aber ich fühle mich sehr reich. Es geht nicht um Zerstörung, sondern um Überwindung dessen, was ist.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Luis Rosadilla (geb. 1953) war Guerillero bei den Tupamaros in Uruguay unter der Militärjunta (1973-1985) und unter Pepe Mujica, ebenfalls Ex-Guerillero, Verteidigungsminister.
Quelle:
Aus einem Brief an Lutz Taufer. Zitiert in Lutz Taufer (2017): Über Grenzen. Vom Untergrund in die Favela. Berlin & Hamburg: Assoziation A, S. 178. Die Jahreszahl (1988) ist eine ungefähre Angabe.
Kontext:
Macht zu hinterfragen bedeutet auch, über Alternativen nachzudenken. Etwas Neues zu schaffen ist oft schwieriger, als Bestehendes zu kritisieren. Aber trotz schwieriger Umstände haben Menschen immer versucht, Gesellschaften frei, gleich und gerecht zu machen. Und doch waren einige Alternativen genauso gewalttätig wie die Gesellschaftsmodelle, die sie überwinden wollten. Bei dem Versuch, eine neue Gesellschaftsordnung zu schaffen, sind auch viele Menschen gestorben. Allerdings gibt es immer wieder Experimente, die mit ihren Ideen Hoffnung machen, jahrhundertealte Herrschaftssysteme zu transformieren. Dies geschieht nicht immer im großen Stil, sondern oft in kleinen Projekten. Es können aber auch ganze Regionen betroffen sein; zum Beispiel der Bundesstaat Chiapas in Mexiko, wo die autonomen, basisdemokratischen Zapatist:innen nach dem Motto leben: „Fragend schreiten wir voran.“ Der US-Historiker Howard Zinn (2004) sagte: „Hoffnungvoll zu sein (…) ist keineswegs nur töricht romantisch!“
Zum Weiterlesen:
*John Holloway (2005): The Concept of Power and the Zapatistas.
*Howard Zinn (2004): The Optimism of Uncertainty.
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