Simone de Beauvoir (1908-1986) war eine französische Schriftstellerin und Feministin.
Thema der Zitate: Kapitalismus
*Die Definitionen zu Kapitalismus sind – wie alle politischen Definitionen – umstritten. Worin allerdings viele übereinstimmen, ist, dass Kapitalismus nicht nur eine Wirtschaftsordnung und -epoche bezeichnet (ab dem 13. Jahrhundert Handelskapitalismus und ab dem 18. Jahrhundert Industriekapitalismus), sondern auch eine Gesellschaftsordnung. Denn die Grundlagen des Kapitalismus (Privateigentum an Produktionsmitteln, Steuerung der Produktion durch Markt und Nachfrage, Reinvestition des Gewinns (Akkumulation) und Gewinnstreben beinflussen grundlegend auch das Denken und Handeln der Menschen und formen somit auch unser Zusammenleben (de.wikipedia.org). Im Zeitstrahl zum Thema Kapitalismus gehen wir folgenden Fragen nach:
*Wann und wie hat sich das heute fast global vorherrschende kapitalistische Wirtschaftssystem entwickelt?
*Durch welche sozialen, politischen, gesellschaftlichen Auseinandersetzungen hat sich der Kapitalismus sich verändert?
*Wie entstanden aus Leibeigenen des Mittelalters lohnabhängige Arbeiter*innen? Welche Rolle spielte die Landfrage?
*Wie veränderten sich die Besitzverhältnisse im Laufe der Jahrhunderte?
*Welche Wechselwirkungen hat die Machtstruktur Klasse, die dominant ist in Diskursen über Kapitalismus, mit den Kategorien von „Rasse“?
*Wie war die Ausbeutung durch kapitalistische Strukturen in Europa mit der Eroberung und Unterdrückung in den Amerikas, in Afrika, Asien und Australien verbunden?
*Welche Rolle spielten Geschlecht und Sexualität in der Entwicklung des Kapitalismus?
*Welche alternativen Wirtschaftssysteme gibt es?
Besonders auch an der Geschichte des Kapitalismus lässt sich erkennen, dass Geschichte nicht linear verläuft und keinesfalls am Ende ist. Die im Zeitstrahl behandelten Aspekte sind begrenzt und können allenfalls skizzieren, wie sich der Kapitalismus entwickelt hat. Wir versuchen aber besonders, in hegemonialen Diskursen oft ungeschriebene Perspektiven zu beleuchten.“
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Im Namen der Moral gegen ‚Exzesse‘ oder ‚Missbrauch‘ zu protestieren ist ein Fehler, der aktiver Komplizenschaft nahe kommt. Es gibt hier keinen ‚Missbrauch‘ und keine ‚Exzesse‘, einfach nur ein alles durchdringendes System.
Richtig!
Im Namen der Moral gegen ‚Exzesse‘ oder ‚Missbrauch‘ zu protestieren ist ein Fehler, der aktiver Komplizenschaft nahe kommt. Es gibt hier keinen ‚Missbrauch‘ und keine ‚Exzesse‘, einfach nur ein alles durchdringendes System.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Quelle:
Kontext:
Oft werden nur extreme Auswirkungen des kapitalistischen Wirtschaftssystems kritisiert, aber nicht das Wirtschaftssystem an sich. Es wird als einzig realistisches System dargestellt wird (vgl. Klein 2010: 36). In den 1960er Jahren setzten sich viele soziale Bewegungen und antikoloniale Kämpfe in allen Erdteilen für radikale Systemwechsel ein.
Zum Weiterlesen:
OK
Wenn dieser [wirtschaftliche] Schockansatz angenommen würde, sollte er meines Erachtens sehr detailliert öffentlich bekannt gegeben werden, um zu einem sehr nahen Zeitpunkt in Kraft zu treten. Je umfassender die Öffentlichkeit informiert ist, desto mehr werden ihre Reaktionen die Anpassung erleichtern.
Richtig!
Wenn dieser [wirtschaftliche] Schockansatz angenommen würde, sollte er meines Erachtens sehr detailliert öffentlich bekannt gegeben werden, um zu einem sehr nahen Zeitpunkt in Kraft zu treten. Je umfassender die Öffentlichkeit informiert ist, desto mehr werden ihre Reaktionen die Anpassung erleichtern.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Milton Friedman (1912-2006) war Ökonom der Chicagoer Schule, ein Erfinder des Neoliberalismus und Nobelpreisträger für Wirtschaft 1976. Das Zitat stammt aus einem Brief Friedmans an den chilenischen Diktator Pinochet.
Quelle:
Naomi Klein (2010: 109)
Kontext:
Milton Friedman war der Meinung, dass Gesellschaften radikal verändert werden müssten: auf die Bevölkerung sollten diese Veränderungen wie ein Schock treffen. Außerdem müssten die Kräfte der Wirtschaft frei regieren können, ohne staatliche Eingriffe. Dieser Freiheitsbegriff ist als Neoliberalismus in die Geschichte eingegangen. Friedmans Hauptwerk heißt daher auch „Capitalism and Freedom“ (1962). Diese Freiheit bedeutet jedoch in erster Linie wirtschaftliche Freiheit, oft auf Kosten von Mensch und Natur (vgl. Klein 2010: 85). Politiker sollten Schockstrategien für den Wandel zum neoliberalen Kapitalismus einsetzen. Dafür müssen Krisensituationen wie Naturkatastrophen ausgenutzt werden, so der Ökonom: Befinden sich Gesellschaften infolge einer Katastrophe in einer Schockstarre, lassen sich wirtschaftliche Veränderungen am besten umsetzen. Denn in solchen Ausnahmesituationen würden sich die Menschen „Reformen“ wie der Privatisierung von Bildung, Gesundheit und Sozialem nicht widersetzen, weil sie überfordert wären. Friedman und seine Chicago Boys (an der University of Chicago ausgebildete Ökonomen) experimentierten mit ihren Theorien vor allem in Diktaturen wie in Chile unter General Pinochet.
Zum Weiterlesen:
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a.M.: Fischer.
*Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie.
OK
Das Problem mit Gewinnen aus dem Finanzsystem ist, dass sie nur durch Spekulationsblasen geschaffen werden. Irgendwann gibt es zu viele Blasen und sie platzen.
Richtig!
Das Problem mit Gewinnen aus dem Finanzsystem ist, dass sie nur durch Spekulationsblasen geschaffen werden. Irgendwann gibt es zu viele Blasen und sie platzen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Walden Bello (geb. 1945) ist ein philippinischer Soziologe, einer der ersten Globalisierungskritiker und war aktiv im Widerstand gegen den Diktator Marcos.
Quelle:
Kontext:
Nach Bello setzten sich die britische Premierministerin Thatcher und der US-Präsident Reagan in den 1980er Jahren für eine Finanzialisierung der Wirtschaft ein. Hier wird statt mit Waren oder Dienstleistungen z.B. mit Spekulation sehr viel Geld verdient. Dies bringt den sich dekolonisierende Globale Süden in neue Abhängigkeiten.
Zum Weiterlesen:
OK
Das freie, in der Südsee zur Begründung von Kolonien noch offen stehende Gebiet ist (…) umfassend (…). Die Berechtigung Deutschlands beruht in den zahlreichen, über viele Inselgruppen verbreiteten deutschen Ansiedlungen und Handelsniederlassungen, in dem erheblichen Anteil seiner Handelsflagge in der Südsee, in dem hohen Ansehen, welches seine Seemacht im Stillen Ozean genießt, und in den Häfen, die sich die deutsche Seemacht gesichert hat.
Richtig!
Das freie, in der Südsee zur Begründung von Kolonien noch offen stehende Gebiet ist (…) umfassend (…). Die Berechtigung Deutschlands beruht in den zahlreichen, über viele Inselgruppen verbreiteten deutschen Ansiedlungen und Handelsniederlassungen, in dem erheblichen Anteil seiner Handelsflagge in der Südsee, in dem hohen Ansehen, welches seine Seemacht im Stillen Ozean genießt, und in den Häfen, die sich die deutsche Seemacht gesichert hat.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Adolph von Hansemann (1826-1903) war Kolonialhändler und Bankier.
Quelle:
Kontext:
Beauftragt durch Reichskanzler Bismarck entwarf von Hansemann eine Strategie zur Kolonisierungen des Pazifik. Seine Logik war, dass Deutschland eine Berechtigung zur Kolonisation hatte, da sie Handelsniederlassungen in diesem Gebiet hatten und die Bewohner:innen nicht weiß waren und damit keinen Anspruch auf Selbstbestimmung hatten.
Zum Weiterlesen:
OK
Wir können in den Wald gehen und nehmen, was wir wollen, Fisch aus dem Fischteich und Wild aus den Wäldern; wir können in den Wäldern, Wassern und Wiesen machen, was wir wollen.
Richtig!
Wir können in den Wald gehen und nehmen, was wir wollen, Fisch aus dem Fischteich und Wild aus den Wäldern; wir können in den Wäldern, Wassern und Wiesen machen, was wir wollen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Ein anonymer Leibeigener in einer englischen Chronik Mitte des 12. Jahrhunderts.
Quelle:
Kontext:
Leibeigenschaft gab es in Europa ab dem 5. Jahrhundert. Leibeigene waren das Eigentum ihrer Herr:innen, konnten aber Gemeingüter wie Wälder, Seen und Wiesen etc. nutzen. Mit dem Frühkapitalismus wurde Land weltweit massiv privatisiert: Z.B. hatten schon im 16. Jhd europäische Händler:innen einen Großteil der Kanarischen Inseln in Zuckerplantagen umgewandelt (Federici 2014: 68).
Zum Weiterlesen:
OK
Die ineffizienten Staatsbetriebe in private Hände zu bringen ist von entscheidender Bedeutung für die Gesundung der irakischen Volkswirtschaft.
Richtig!
Die ineffizienten Staatsbetriebe in private Hände zu bringen ist von entscheidender Bedeutung für die Gesundung der irakischen Volkswirtschaft.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Paul Bremer (geb. 1941) ist US-amerikanischer Diplomat und war ab 2003 Zivilverwalter im Irak.
Quelle:
Naomi Klein (2010: 480)
Kontext:
Naomi Klein beschreibt, dass Bremer als Zivilverwalter in Saddam Husseins Palast saß, Handels- und Investitionsgesetze per Email entgegen nahm und sie dem irakischen Volk per Befehl auferlegte (Klein 2010: 479). Bremer vertagte die für 2003 angesetzten Wahlen, ließ erst später Wahlen und eine von Washington überwachte Demokratie zu. Das irakische Kabinett verabschiedete 2007 ein Gesetz, mit dem es sich selbst entmachtete: U.a. hatte es danach keinerlei Mitbestimmungsrecht mehr in der Aushandlung von Ölverträgen (ebd.: 527). Auch südeuropäischen Ländern ging es in der Euro-Krise ähnlich. Griechische Parlamentarier:innen hatten wenig Mitspracherecht, als öffentliche Güter verkauft wurden. Die Vorsitzenden des Privatisierungsfonds waren zusätzlich immun gegen Strafverfolgung (Die Zeit, 16.06.2017: Spanien droht mit Veto gegen Griechenland-Hilfen).
Zum Weiterlesen:
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt am Main: Fischer, S. 451ff.
*David Harvey (2005): Der neue Imperialismus. Hamburg: VSA, S. 270ff.
OK
Die bürgerlichen Reformer, die ihre sozialen Reformen zur Bannung der Revolution durchführen wollten, jedoch ja nicht auf Kosten des heiligen Profits, der Herrschaftsstellung der Bourgeoisie, mussten eine andere wirtschaftliche Basis für die Reformen suchen. Sie fanden sie außerhalb ihres Heimatlandes, in der Ausbeutung der kolonialen und halbkolonialen Völker, deren skrupellose, unmenschliche Ausplünderung und Knechtschaft übernormale Profite einbrachte, aus denen die Kapitalisten die Brosamen von gewerkschaftlichen Zugeständnissen und sozialen Reformen zahlten.
Richtig!
Die bürgerlichen Reformer, die ihre sozialen Reformen zur Bannung der Revolution durchführen wollten, jedoch ja nicht auf Kosten des heiligen Profits, der Herrschaftsstellung der Bourgeoisie, mussten eine andere wirtschaftliche Basis für die Reformen suchen. Sie fanden sie außerhalb ihres Heimatlandes, in der Ausbeutung der kolonialen und halbkolonialen Völker, deren skrupellose, unmenschliche Ausplünderung und Knechtschaft übernormale Profite einbrachte, aus denen die Kapitalisten die Brosamen von gewerkschaftlichen Zugeständnissen und sozialen Reformen zahlten.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Paul Bremer (geb. 1941) ist US-amerikanischer Diplomat und war ab 2003 Zivilverwalter im Irak.
Quelle:
Kontext:
Bremer legte dem irakischen Volk Gesetze auf (Klein 2010: 479), er vertagte die für 2003 angesetzten Wahlen, ließ erst später eine von Washington überwachte Demokratie zu. Das irakische Kabinett verabschiedete 2007 ein Gesetz, mit dem es sich selbst entmachtete: U.a. hatte es danach kein Mitbestimmungsrecht mehr in der Aushandlung von Ölverträgen (ebd.: 527).
Zum Weiterlesen:
OK
Die Macht, Land einzuzäunen und Eigentum zu besitzen, wurde von euren Vorvätern durch das Schwert geschaffen; die zuerst ihre Mitmenschen ermordet und danach deren Land geplündert und gestohlen haben, um dieses Land hiernach euch, ihren Kindern, zu hinterlassen. Und darum, obwohl ihr selbst nicht getötet oder gestohlen habt (…) und so rechtfertigt ihr [doch] die bösen Taten eurer Väter, und diese Sünden eurer Väter werden euch und eure Kinder verfolgen bis in die dritte und vierte Generation und länger bis die Wurzeln eurer blutigen und diebischen Macht aus diesem Land herausgerissen sind.
Richtig!
Die Macht, Land einzuzäunen und Eigentum zu besitzen, wurde von euren Vorvätern durch das Schwert geschaffen; die zuerst ihre Mitmenschen ermordet und danach deren Land geplündert und gestohlen haben, um dieses Land hiernach euch, ihren Kindern, zu hinterlassen. Und darum, obwohl ihr selbst nicht getötet oder gestohlen habt (…) und so rechtfertigt ihr [doch] die bösen Taten eurer Väter, und diese Sünden eurer Väter werden euch und eure Kinder verfolgen bis in die dritte und vierte Generation und länger bis die Wurzeln eurer blutigen und diebischen Macht aus diesem Land herausgerissen sind.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Clara Zetkin (1857-1933) war eine deutsche Marxistin, Frauenrechtlerin und Parlamentarierin für die KPD bis 1933.
Quelle:
Kontext:
Für Zetkin als Marxistin gab einen Zusammenhang zwischen Verbesserungen für Arbeiter:innen im Globalen Norden und der Ausbeutung von Arbeiter:innen im Globalen Süden (siehe auch Federici 2014: 129). Auch der Historiker Walter Rodney aus Guayana spricht davon, dass europäische Arbeiter:innen mit „Gewinnen aus Kolonialzeiten“ (Rodney 1972) bestochen werden.
Zum Weiterlesen:
OK
Sobald ihr in die Gebiete des Feindes kommt, wird euch bewusst werden, was die Unterdrückung durch den weißen Mann bedeutet. Imposante, prächtige Gebäude blicken von Bergeshöhen oder Hügeln auf die winzigen Hütten der Eingeborenen herab. Finanziert wird der luxoriöse Lebensstil der Weißen mit dem Geld, das diese kleine Minderheit durch blutige Unterdrückung aus den Asiaten herauspresst.
Richtig!
Sobald ihr in die Gebiete des Feindes kommt, wird euch bewusst werden, was die Unterdrückung durch den weißen Mann bedeutet. Imposante, prächtige Gebäude blicken von Bergeshöhen oder Hügeln auf die winzigen Hütten der Eingeborenen herab. Finanziert wird der luxoriöse Lebensstil der Weißen mit dem Geld, das diese kleine Minderheit durch blutige Unterdrückung aus den Asiaten herauspresst.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Oberst Masanobu Tsuji (1901-1961) war ein japanischer Offizier, Militärstratege und Politiker. Er war in Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkriegs involviert, versteckte sich nach dem Krieg in Thailand, um der Gerichtbarkeit zu entgehen, kehrte aber schon 1949 nach Japan zurück und wurde Parlamentarier.
Quelle:
Arthur Zich (1980): Die aufgehende Sonne. Der Zweite Weltkrieg. Niederlande: Time-Life-Books, S. 123. Das Zitat entstand zwischen 1939 und 1945.
Kontext:
Japan war im Zweiten Weltkrieg Verbündeter Nazi-Deutschlands. „Nach außen benutzten die japanischen Ideologen antikoloniale (…) Rhetorik, um Widerstand gegen die westlichen Kolonialmächte zu schüren und Verbündete zu gewinnen – die Losung hieß ‚Asien den Asiaten‘“ (recherche international 2008: 107). Viele Menschen, z.B. in Indonesien, begrüßten zunächst die japanische Armee, weil sie die niederländische Kolonialmacht vertrieb und deren ausbeutende Plantagenwirtschaft abschaffte. Japan verteilte niederländischen Besitz an indonesische Bauern. Aber schon bald ließen die Japaner:innen viele als Romusha (Zwangsarbeiter:innen) arbeiten. Ca. 4 Millionen Indonesier:innen kamen im Zweiten Weltkrieg dabei um (ebd.: 123). Der indonesische Journalist Sunapati beschrieb das Vorgehen der Japaner:innen so: „Der Wolf geht aus der Hintertür heraus, der Tiger kommt durch die Vordertür herein.“ (ebd.: 107) Anders ausgedrückt: „Die europäischen Kolonialisten liefen davon, die japanischen Faschisten kamen!“ (ebd.).
Zum Weiterlesen:
*Rheinisches JournalistInnenbüro; recherche international (2012): Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Unterrichtsmaterialien zu einem vergessenen Kapitel der Geschichte. Köln.
*Jens Kroh (2008): Erinnern global. Erinnerungskultur in Russland und Asien. BpB Dossiert Geschichte und Erinnerung.
*Care (Comfort Women Action for Redress and Education):
**Mark Caprio (2010): “Neo-Nationalist Interpretations of Japan’s Annexation of Korea: The Colonisation Debate in Japan and South Korea.” In: The Asia-Pacific Journal Volume 8, Issue 44, Number 4.
*Care (Comfort Women Action for Redress and Ed
OK
Die Verletzung der Menschenrechte, das System institutionalisierter Brutalität, die drastische Kontrolle und Unterdrückung jeglicher Form von Opposition werden als ein Phänomen diskutiert (und oft verdammt), das rein gar nichts oder höchstens indirekt mit der klassischen ungezügelten ‚freien Marktwirtschaft‘ zu tun hat (…). Diese besonders bequeme Konsequenz eines sozialen Systems, in dem ‚wirtschaftliche Freiheit‘ und politischer Terror ohne Berührungspunkte nebeneinander existieren, erlaubt es den Finanzexperten, für ihren Begriff von ‚Freiheit‘ zu werben.
Richtig!
Die Verletzung der Menschenrechte, das System institutionalisierter Brutalität, die drastische Kontrolle und Unterdrückung jeglicher Form von Opposition werden als ein Phänomen diskutiert (und oft verdammt), das rein gar nichts oder höchstens indirekt mit der klassischen ungezügelten ‚freien Marktwirtschaft‘ zu tun hat (…). Diese besonders bequeme Konsequenz eines sozialen Systems, in dem ‚wirtschaftliche Freiheit‘ und politischer Terror ohne Berührungspunkte nebeneinander existieren, erlaubt es den Finanzexperten, für ihren Begriff von ‚Freiheit‘ zu werben.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Orlando Letelier (1932-1976) war Botschafter Chiles unter Präsident Salvador Allende. Er wurde 1976 bei einem Autobombenanschlag unter General Pinochet ermordet.
Quelle:
Naomi Klein (2010: 137)
Kontext:
In den 1970er Jahren wurden in Lateinamerika (z.B. Chile), Asien (z.B. Indonesien) und Afrika (z.B. Kongo) viele sozialistische Regierungen mit Unterstützung westlicher Geheimdienste gestürzt und durch Diktaturen ersetzt. Den Ländern wurde so klargemacht, dass wenn sie wagten, einen alternativen ‚dritten‘ Weg zu gehen, sie dafür mit staatlichem Terror zu bezahlen hätten (vgl. Klein 2010: 159). Die Diktatur in Chile war für viele ein Versuchslabor des Neoliberalismus. Für Letelier war der neoliberale Ökonom Milton Friedman für Diktator Pinochets Verbrechen mitverantwortlich. Westliche Firmen profitierten direkt von dem Militärregime Pinochets. Ford hatte auf dem Fabrikgelände Internierungslager für aufsässige Arbeiter:innen (vgl. Klein 2010: 155). Claudia Acuña, eine Journalistin, die die Diktatur im Nachbarland Argentinien erlebte, betont, wie schwierig es war, zu erkennen, das Gewalt nur ein Mittel und nicht das Ziel war: Ziel war, eine neue Wirtschaftsordnung durchzusetzen. Dies gelang: „Wir konnten die geheimen Folterzentren zerstören, aber nicht das Wirtschaftssystem, das das Militär begonnen hatte“ (zitiert nach Klein 2010: 178).
Zum Weiterlesen:
*Orlando Letelier (1976): The Chicago Boys in Chile: Economic Freedom’s Awful Toll. In: The Nation 223, Nr. 28, S. 137-142.
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a.M.: Fischer.
OK
Ich konzentrierte mich auf die Politik – Massenaktionen, den Marsch nach Bisho [Schauplatz des definitiven Kräftemessens zwischen Demonstranten und Polizei] (…) Aber das war nicht der wirkliche Kampf – der wurde über die Wirtschaft geführt. Und ich bin wirklich von mir selbst enttäuscht, dass ich so naiv war.
Richtig!
Ich konzentrierte mich auf die Politik – Massenaktionen, den Marsch nach Bisho [Schauplatz des definitiven Kräftemessens zwischen Demonstranten und Polizei] (…) Aber das war nicht der wirkliche Kampf – der wurde über die Wirtschaft geführt. Und ich bin wirklich von mir selbst enttäuscht, dass ich so naiv war.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Orlando Letelier (1932-1976) war Botschafter Chiles unter Präsident Salvador Allende. Er wurde 1976 unter General Pinochet ermordet.
Quelle:
Kontext:
In den 1970er Jahren wurden in Lateinamerika (z.B. Chile), Asien (z.B. Indonesien) und Afrika (z.B. Kongo) viele sozialistische Regierungen mit Unterstützung westlicher Geheimdienste gestürzt und durch Diktaturen ersetzt. Die Diktatur in Chile war für viele ein Versuchslabor des Neoliberalismus. Westliche Firmen profitierten direkt von dem Militärregime Pinochets (vgl. Klein 2010: 155).
Zum Weiterlesen:
OK
Freiheit des Handels. Die Spanier können den Handel unter den Native Americans rechtmäßig weiterführen, solange sie deren Land keinen Schaden zufügen, wie z. B. durch die Einfuhr von Waren, die ihnen fehlen, und indem sie dort entweder Gold oder Silber oder andere Waren exportieren, die die Eingeborenen in Fülle haben. Die einheimischen Fürsten können ihre Untertanen weder daran hindern, Handel mit den Spaniern zu führen; noch dürfen die Fürsten Spaniens den Handel mit den Eingeborenen verhindern.
Richtig!
Freiheit des Handels. Die Spanier können den Handel unter den Native Americans rechtmäßig weiterführen, solange sie deren Land keinen Schaden zufügen, wie z. B. durch die Einfuhr von Waren, die ihnen fehlen, und indem sie dort entweder Gold oder Silber oder andere Waren exportieren, die die Eingeborenen in Fülle haben. Die einheimischen Fürsten können ihre Untertanen weder daran hindern, Handel mit den Spaniern zu führen; noch dürfen die Fürsten Spaniens den Handel mit den Eingeborenen verhindern.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Francisco de Vitoria (1483 – 1546) war ein katholischer Moraltheologe, Dominikanermönch und Naturrechtslehrer. Er lehrte an unterschiedlichen Universitäten Spaniens und äußerte sich in seinen Schriften auch zu politischen Themen, wie Eroberungen und Handel in den Amerikas. De Vitoria war zentral für die Entwickung der Begriffe „Handelsfreiheit“ und „Freiheit der Meere“ (für Handel).
Quelle:
Vitorias Schrift (1532): The First Relectio of the Reverend Father, Brother Franciscus de Victoria, On the Indians Lately Discovered.
Kontext:
Das Recht und die Freiheit zu reisen und zu handeln werden von de Vitoria als fundamentale Prinzipien eines natürlichen Rechts gesehen. Dieses Recht der Kaufleute wurde über evtl. Einschränkungen und Protektionismus (Schutz vor Wareneinfuhr) durch adelige Herrscher:innen gestellt (Fürsten). Allerdings waren die Handelsbeziehungen keineswegs Beziehungen unter Gleichberechtigten. Das Gold und Silber, das (so de Vitoria) „die Eingeborenen in Fülle haben“ wurde erst durch umweltzerstörenenden Bergbau und für Arbeiter:innen gefährliche und erniedrigende Zwangsarbeit gewonnen. Deutsche Händler:innen und Fürst:innen hatten sogar Privatkolonien in Lateinamerika, Afrika und Asien oder waren in den Sklavenhandel verwickelt (Potts 1988: 18). Zum Beispiel war Großfriedrichsburg im heutigen Ghana im 17. Jahrhundert eine Kolonie des Großen Kurfürsten Jakob von Kurland. Venezuela war von 1528 bis 1558 Hauskolonie des Bankhauses Welsers (Reader der AG: 4ff.).
Zum Weiterlesen:
*Antony T. Anghie (2005): Imperialism, Sovereignty and the Making of International Law. Cambridge: Cambridge University Press.
*Lydia Potts (1988): Weltmarkt für Arbeitskraft. Hamburg: Junius.
*AG Weiße deutsche Frauen und Kolonialismus: „Weiße deutsche Frauen & Kolonialismus – Reader zu einer Veranstaltung.“ C/o Infoladen. Kleiner Schäferkamp 46. 20357 Hamburg.
OK
Wenn der weiße Mann mit dem Native American in Frieden leben will, dann kann er in Frieden leben. Behandle alle Menschen gleich. Gib allen die gleichen Gesetze. Gib allen die gleichen Chancen zu leben und zu wachsen. Alle Menschen wurden vom großen spirituellen Meister erschaffen. Sie sind alle Brüder. Die Erde ist die Mutter aller Menschen (…) Lass mich ein freier Mann sein, frei zu reisen, frei mich niederzulassen, frei zu arbeiten, frei zu handeln.
Richtig!
Wenn der weiße Mann mit dem Native American in Frieden leben will, dann kann er in Frieden leben. Behandle alle Menschen gleich. Gib allen die gleichen Gesetze. Gib allen die gleichen Chancen zu leben und zu wachsen. Alle Menschen wurden vom großen spirituellen Meister erschaffen. Sie sind alle Brüder. Die Erde ist die Mutter aller Menschen (…) Lass mich ein freier Mann sein, frei zu reisen, frei mich niederzulassen, frei zu arbeiten, frei zu handeln.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Hinmaton-Yalaktit (1840-1904) auch bekannt als Chief Joseph, war Wal-lam-wat-kain, Angehöriger einer Untergruppe der Nez-Percé aus dem Wallowa-Flusstal im nordöstlichen Oregon/USA. Er machte sich während des Nez-Percé-Krieges einen Namen als kluger Taktiker.
Quelle:
Rede bei einem Besuch in Washington.
Kontext:
Chief Joseph der Ältere, Hinmaton-Yalaktits Vater, hatte der Gruppe Nez Percé Land in einer Reservation „gesichert“ und sie damit sesshaft gemacht. In Folge des Goldrausches 1863 wurden die Nez Percé allerdings von der Bundesregierung größtenteils wieder enteignet. Chief Joseph der Ältere verbrannte danach die US-Flagge und seine Bibel. Nach seinem Tod führte Hinmaton-Yalaktit den Widerstand der Nez Percé fort. Sein Freiheitsbegriff beinhaltet auch die Freiheit, Handel zu treiben. Aber im Gegensatz (zu de Vitoria) stellt er den Gedanken der Gleichwertigkeit als grundlegend für Handel dar. Hinmaton-Yalaktit prangert in der gleichen Rede (Besuch in Washington): „Ich habe einige der großen weißen Chiefs gefragt, woher sie das Recht nehmen, den Native Americans zu sagen, dass sie an einem Ort bleiben müssen, während die weißen Männer hingehen, wo sie wollen. Sie konnten mir diese Frage nicht beantworten“ (www.pbs.org).
Zum Weiterlesen:
*Howards Zinn (1980): A People‘s History of the United States. 1492-present. New York: Harper Collins.
*Die nachgesprochene Washingtoner Rede.
OK
Heute habe ich nach über zwölf Jahren den Mitarbeiterstab des Internationalen Währungsfonds verlassen (…). Für mich ist der Rückzug eine unbezahlbare Befreiung, denn damit habe ich den ersten großen Schritt in die Richtung getan, in der ich hoffentlich meine Hände von dem reinwaschen kann, was für mich das Blut von Millionen armer und hungernder Menschen ist … überall klebt es an mir; manchmal habe ich das Gefühl, es gibt nicht genügend Seife auf der Welt, um mich von den Dingen zu säubern, die ich in ihrem Namen tat.
Richtig!
Heute habe ich nach über zwölf Jahren den Mitarbeiterstab des Internationalen Währungsfonds verlassen (…). Für mich ist der Rückzug eine unbezahlbare Befreiung, denn damit habe ich den ersten großen Schritt in die Richtung getan, in der ich hoffentlich meine Hände von dem reinwaschen kann, was für mich das Blut von Millionen armer und hungernder Menschen ist … überall klebt es an mir; manchmal habe ich das Gefühl, es gibt nicht genügend Seife auf der Welt, um mich von den Dingen zu säubern, die ich in ihrem Namen tat.
Jahr:
Autor*inneninfo:
David L. Budhoo ist Wirtschaftswissenschaftler aus Grenada in der Karibik. Von 1966 an war er beim Internationalen Währungsfond tätig, später sogar als leitender Mitarbeiter. Er entwarf Strukturanpassungsprogramme für Lateinamerika und Afrika. Sein Kündigungsschreiben mit dem Titel „Genug ist genug“ von 1988 war mehr als 100 Seiten lang.
Quelle:
David L. Budhoo (1990): Enough ist enough. Dear Mr Camdessus … Open letter of resignation to the Managing Director of the International Monetary Fund. New York: Horizon Press, S. 102 (Übersetzung aus Naomi Klein 2010: 362).
Kontext:
Besonders in den 1980er und 90er Jahren war die Strukturanpassungen der internationalen Organisationen IWF und Weltbank besonders hart. Der offizielle Auftrag der Institutionen ist zwar „Krisenprävention“, aber Bodhoo beschreibt, wie er Statistiken fälschte, um drastische neoliberale wirtschaftliche Maßnahmen zu rechtfertigen. Diese Statistiken ließen Länder (z.B. Trinidad und Tobago) instabil aussehen und sie konnten keine oder nur schlechte Kredite mehr bekommen, so dass nur noch Kredite von IWF und Weltbank möglich waren. Doch nicht nur von diesen werden solche „Modernisierungen“ der Strukturen verlangt. 2016 sollte die kenianische Regierung das Freihandelsabkommen EPA mit der EU unterzeichnen. „Als sich die Regierung sträubte, verhängte die EU Einfuhrzölle auf kenianische Produkte. (…) Das Abkommen selbst belegt, was Freihandel unter ungleichen Partnern bedeutet: Während nur 10% der afrikanischen Produkte auf dem Weltmarkt als konkurrenzfähig gelten, ermöglicht es EPA, dass auf 80% der Exporte der Europäischen Union nach Ostafrika keine Zölle erhoben werden dürfen“ (Medico International 2017).
Zum Weiterlesen:
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt am Main: Fischer, S. 230ff. und 361ff.
*Susan Meeker-Lowry (1995): Mr. Budhoo’s Bombshell: A people’s alternative to Structural Adjustment.
*Medico International (Anne Jung, 2017): Ostafrika. Hunger durch Handel?
*David L. Budhoo (1990): Enough is enough.
OK
Ich bin, weil wir sind und weil wir sind, bin ich.
Richtig!
Ich bin, weil wir sind und weil wir sind, bin ich.
Jahr:
Autor*inneninfo:
David L. Budhoo ist Wirtschaftswissenschaftler aus Grenada in der Karibik und 22 Jahre beim IWF.
Quelle:
Kontext:
Die internationalen Organisationen IWF und Weltbank sind offiziell für „Krisenprävention“ zuständig, aber Bodhoo beschreibt, wie er Statistiken fälschte, um drastische neoliberale wirtschaftliche Maßnahmen zu rechtfertigen. Auch von der EU werden Staaten zu Freihandel gedrängt: 2016 sollte die kenianische Regierung das Freihandelsabkommen EPA mit der EU unterzeichnen. „Als sich die Regierung sträubte, verhängte die EU Einfuhrzölle auf kenianische Produkte“ (Medico International 2017).
Zum Weiterlesen:
OK
Ich muss arbeiten. Ich bin Haushaltsvorstand. Ich muss die Kinder ernähren. Obwohl du nur 9,35 Dollar verdienst, bedeuteten diese 9,35 Dollar zu überleben. Und als wir die Gewerkschaft hatten, hatten sie das Gefühl, ich habe einen gewissen Schutz. Ich habe jemanden, der sich wirklich interessiert.
Richtig!
Ich muss arbeiten. Ich bin Haushaltsvorstand. Ich muss die Kinder ernähren. Obwohl du nur 9,35 Dollar verdienst, bedeuteten diese 9,35 Dollar zu überleben. Und als wir die Gewerkschaft hatten, hatten sie das Gefühl, ich habe einen gewissen Schutz. Ich habe jemanden, der sich wirklich interessiert.
Jahr:
Autor*inneninfo:
John Mbiti (1931-2019) war ein kenianischer Theologe. Das Zitat basiert auf der in vielen Teilen Afrikas verbreiteten Ubuntu-Philosophie.
Quelle:
Kontext:
Ubuntu ist auch Inspiration für ein Wirtschaftssystem jenseits des Kapitalismus. Im Gegensatz zu Descartes‘ individualistischem Cogito ergo sum (Ich denke, also bin ich) der Aufklärung geht bei Ubuntu darum, dass das Wohlergehen der Menschen miteinander verknüpft ist. Piet Naudé, Professor an der Nelson-Mandela-Universität in Südafrika, schlägt vor, das die afrikanische Ubuntu-Philosophie Grundlage eines neuen Handelssystems sein könne.
Zum Weiterlesen:
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1500
to 1600
to 1700
to 1800
to 1850
to 1900
to 1925
to 1950
to 1975
to 1990
to 2000
to 2010
2011