Theodor W. Adorno (1903-1969), geboren in Frankfurt am Main als Theodor Ludwig Wiesengrund, war u.a. Philosoph und Mitbegründer der „Frankfurter Schule“ und bekannt für Studien zum autoritären Charakter.
Thema der Zitate: Kultur
Kultur wird allgemein als der Gegensatz zu Natur gesehen, als das vom Menschen erschaffene und nicht schon natürlich vorhandene. Auch der Begriff von Kultur hat eine lange, mit Kolonialismus und Rassismus verbundene Geschichte. Denn Kultur wurde und wird als „Sprachversteck“ für Rasse benutzt (Leiprecht 2001: 31), statt von „fremden Rassen“ wird von „fremden Kulturen“ gesprochen. Darum ist es spannend, die hegemoniale Entwicklung des Begriffs „Kultur“ historisch nachzuvollziehen.
Im Zeitstrahl zur Begriffsgeschichte von Kultur gehen wir folgenden Fragen nach:
*Wann entwickelte sich der Begriff von Kultur als Herrschaftsbegriff?
*Wie wurde er geprägt und von wem?
*Was beinhaltet der hegemoniale Kulturbegriff und welche Machtverhältnisse verstärkt er?
*Welche Widerstände gegen den hegemonialen Kulturbegriff und die hegemoniale Kulturpolitik gab und gibt es?”
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Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch.
Richtig!
Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Quelle:
Theodor W. Adorno (1975): Schuld und Abwehr. Gesammelte Schriften Band 9/2. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Kontext:
Adorno hatte unter den Nazis seit 1933 Lehrverbot, da er väterlicherseits aus einer jüdischen Familie stammte. Er emigrierte in die USA. Nach seiner Rückkehr 1953 beobachtete er im postnationalsozialistischen Deutschland, wie der Begriff „Rasse“ ein Tabuwort geworden war und immer weiter aus dem Sprachgebrauch gestrichen wurde. Zusammen mit Max Horkheimer beschrieb er in der Dialektik der Aufklärung und im Lichte der deutschen Gesellschaft nach Auschwitz eine Kritik der Aufklärung und des Fortschrittdenkens. Etienne Balibar und Stuart Hall haben später mit ihren Forschungen zu „Kulturellem Rassismus“ und „Rassismus ohne Rassen“ auf Beobachtungen von Adorno und anderen aufgebaut.
Zum Weiterlesen:
*Stuart Hall (1989): Rassismus als ideologischer Diskurs. In: Das Argument Nr. 178, Jg. 31, S. 913-921.
*Katrin Osterloh & Nele Westerholt (2011): Kultur. In: Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast, S. 412-416.
*Rudolf Leiprecht (2001): Alltagsrassismus. Eine Untersuchung bei Jugendlichen in Deutschland und den Niederlanden. Münster: Waxmann.
OK
Die Völker sind die Träger der Kulturen. Völker unterscheiden sich durch Sprache, Herkunft, geschichtliche Erfahrung, Religion, Wertvorstellungen und ihr Bewußtsein. Ihrer kulturellen Eigenart werden sich die Völker besonders dann und dort bewußt, wo diese gefährdet ist. Die Erhaltung der Völker dient der Erhaltung der Kultur. Bloße Gesellschaften entwickeln keine Kultur, sondern bestenfalls eine Zivilisation, deren höchster Wert materiell ist. „Multikulturelle“ Gesellschaften sind in Wirklichkeit kulturlose Gesellschaften. Die Vielfalt der Völker muß erhalten bleiben.
Richtig!
Die Völker sind die Träger der Kulturen. Völker unterscheiden sich durch Sprache, Herkunft, geschichtliche Erfahrung, Religion, Wertvorstellungen und ihr Bewußtsein. Ihrer kulturellen Eigenart werden sich die Völker besonders dann und dort bewußt, wo diese gefährdet ist. Die Erhaltung der Völker dient der Erhaltung der Kultur. Bloße Gesellschaften entwickeln keine Kultur, sondern bestenfalls eine Zivilisation, deren höchster Wert materiell ist. „Multikulturelle“ Gesellschaften sind in Wirklichkeit kulturlose Gesellschaften. Die Vielfalt der Völker muß erhalten bleiben.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Parteiprogramm der NPD. Die rechtsextreme Nationaldemokratische Partei Deuschlands wurde 1964 gegründet. Das Bundesverfassungsgericht urteilte 2017, dass sie in Sprache und Programm der NSDAP gleichen.
Quelle:
NPD (1996): Parteiprogramm.
Kontext:
Der Kulturbegriff wird auch von rechtsextremer Seite genutzt und mit völkischer Ideologie (Blut und Boden) gefüllt. Die Idee von Reinheit und Abgeschlossenheit von Kulturen baut dabei ebenso auf das Konstrukt Rasse auf, wie die Idee von Höherwertigkeit und Minderwertigkeit einzelner Kulturen. Die NPD veröffentlichte 2002 ein Positionspapier zum „Ethnopluralismus“, einem Konzept der neuen Rechten. Nach Kurt Lenk (2005) ist dieser eine Mischung aus Sozialdarwinismus (Kampf ums Dasein) und Rassismus, unter dem Vorwand kultureller Selbstbestimmung. Der Ethnopluralismus propagiert, dass jede Kultur in sich abgeschlossen ist und sich nicht mit anderen vermischen sollte. Anhänger:innen hat diese Ideologie in Österreich und Frankreich (identitäre Bewegung), aber auch in Griechenland, den USA und Südafrika.
Zum Weiterlesen:
*Margret Jäger & Siegfried Jäger (1999): Die Restauration rechten Denkens. In: Forschungsinstitut der Internationalen Wissenschaftlichen Vereinigung Weltwirtschaft und Weltpolitik (IWVWW, Hrsg.): Berichte November 1999, S. 38-57.
*Belltower News (2008): Ethnopluralismus.
*Kurt Lenk (2005): Rechtsextreme Argumentationsmuster.
OK
In den heißen Ländern reift der Mensch in allen Stücken früher, erreicht aber nicht die Vollkommenheit der temperierten Zonen. Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen. Die gelben Inder haben schon ein geringeres Talent. Die N**** sind tiefer, und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften.
Richtig!
In den heißen Ländern reift der Mensch in allen Stücken früher, erreicht aber nicht die Vollkommenheit der temperierten Zonen. Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen. Die gelben Inder haben schon ein geringeres Talent. Die N**** sind tiefer, und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Immanuel Kant (1724-1804) war der bekannteste deutsche Philosoph der Aufklärung. Er hat fast sein gesamtes Leben in Königsberg verbracht. Er war bei der Prägung der Rassentheorie für den deutschsprachigen Raum von zentraler Bedeutung.
Quelle:
Immanuel Kant (1764): Physische Geographie 2. T. 1. Abs. § 3 (IX 195). Königsberg: Göbbels und Unzer.
Kontext:
Obwohl allgemein mit der Aufklärung die universellen Menschenrechte verbunden werden, war sie auch die Zeit der aufkommenden Rassentheorien. Wenn alle Menschen gleich und frei waren, dann brauchte es eine parallele Theorie, die belegten sollte, warum einige eben doch nicht ganz gleichwertig sein können (siehe oben Adorno und Horkheimer und ihre „Die Dialektik der Aufklärung“).
Immanuel Kant versuchte, eine „Rassenhierarchie“ zu konstruieren, die auf „Rationalität“, „Moral“, „Mündigkeit“, „Erziehbarkeit“ und „Faulheit“ als Merkmale des Andersseins aufbaute. Er platzierte den weißen Mann im Zentrum dieser Ideologie und machte ihn zur Norm, an der Fortschritt gemessen wurde. Die Abwertung von People of Color ging bei Kant so weit, dass er sich bei bestimmten Weltregionen fragte, warum sie überhaupt existierten.
Zum Weiterlesen:
*Peggy Piesche (2005): Der „Fortschritt“ der Aufklärung – Kants „Race“ und die Zentrierung des weißen Subjekts. In: Maureen Maisha Eggers et al. (Hrsg.): Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland. Münster: Unrast, S. 30-39.
*Bayrischer Rundfunk (17.09.2020): Philosophen der Aufklärung: Waren Hegel, Kant und Co. Rassisten?
OK
Kolonialpolitik zu betreiben kann unter Umständen eine Kulturtat sein. (…) Kommen die Vertreter kultivierter und zivilisierter Völkerschaften, wie es z. B. die europäischen Nationen und die nordamerikanische sind, zu fremden Völkern als Befreier, als Freunde und Bildner, als Helfer in der Not, um ihnen die Errungenschaften der Kultur und Zivilisation zu überbringen, um sie zu Kulturmenschen zu erziehen, geschieht das in dieser edlen Absicht und in der richtigen Weise, dann sind wir (…) die ersten, die eine solche Kolonisation als große Kulturmission zu unterstützen bereit sind.
Richtig!
Kolonialpolitik zu betreiben kann unter Umständen eine Kulturtat sein. (…) Kommen die Vertreter kultivierter und zivilisierter Völkerschaften, wie es z. B. die europäischen Nationen und die nordamerikanische sind, zu fremden Völkern als Befreier, als Freunde und Bildner, als Helfer in der Not, um ihnen die Errungenschaften der Kultur und Zivilisation zu überbringen, um sie zu Kulturmenschen zu erziehen, geschieht das in dieser edlen Absicht und in der richtigen Weise, dann sind wir (…) die ersten, die eine solche Kolonisation als große Kulturmission zu unterstützen bereit sind.
Jahr:
Autor*inneninfo:
August Bebel (1840-1913) war ein deutscher Politiker, Begründer der organisierten Arbeiterbewegung in Deutschland und „Vater der deutschen Sozialdemokratie“.
Quelle:
Reichtstagsprotokoll vom 01.12.1906
Kontext:
Die Rede von August Bebel im Reichstag, aus der das Zitat stammt, war ein Beitrag in der Debatte zum Umgang mit dem Vernichtungskrieg gegen Herero und Nama in der damaligen deutschen Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika 1904-1908. Bebel bezog sich auf den damals aktuellen Diskurs der „Zivilisierungsmission“: also in der Kolonien nicht mehr mit „zerstörerischen Mitteln“, sondern mit “Erhaltungsmitteln“ zu kolonisieren. Die Denkweise basiert stark auf einem rassistisch geprägten Kulturbegriff und einer Einteilung in Kulturvölker und Naturvölker. Die selbsternannten Kulturvölker legitimierten so die Herrschaft über und Erziehung von Anderen. Unter den Sozialdemokrat:innen gab es erbitterte Dispute über Kolonialpolitik (siehe Kautsky 1907). Eduard Bernstein und Gustav Noske lehnten Kolonialismus ebenfalls nicht gänzlich ab, während Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Karl Kautsky entschiedene Gegner waren.
Zum Weiterlesen:
*Noah Sow (2011): Naturvölker. In: Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast, S. 694.
*Karl Kautsky (1907): Sozialismus und Kolonialpolitik. Berlin: Buchhandlung Vorwärts, S. 6.
*Markku Hyrkkänen (1986): Sozialistische Kolonialpolitik. Helsinki: SHS.
OK
Das Volk, dessen Zustand und Herkunft ich in dieser Schrift abzuhandeln gedenke, die Z*******, sind eine überaus sonderbare Erscheinung in Europa. Wir mögen uns in ihren Wohnungen umsehen, oder bei ihren Mahlzeiten als Zuschauer setzen oder endlich auch nur einen Blick auf ihre Gesichter werfen. Immer finden wir sie eigen und werden bei jedem Schritte von einer neuen und ungewohnten Scene überrascht. Das Sonderbare aber bei diesen irrenden Fremdlingen ist, daß weder Zeit noch Clima, noch Beispiele, bisher auf sie, überhaupt genommen, merklichen Einfluß gehabt haben.
Richtig!
Das Volk, dessen Zustand und Herkunft ich in dieser Schrift abzuhandeln gedenke, die Z*******, sind eine überaus sonderbare Erscheinung in Europa. Wir mögen uns in ihren Wohnungen umsehen, oder bei ihren Mahlzeiten als Zuschauer setzen oder endlich auch nur einen Blick auf ihre Gesichter werfen. Immer finden wir sie eigen und werden bei jedem Schritte von einer neuen und ungewohnten Scene überrascht. Das Sonderbare aber bei diesen irrenden Fremdlingen ist, daß weder Zeit noch Clima, noch Beispiele, bisher auf sie, überhaupt genommen, merklichen Einfluß gehabt haben.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Moritz Gottlieb Grellmann (1756-1804) gilt als Gründer der „Tsiganologie“. In seinem Werk behauptete er, Rom:nja würden Kinder stehlen und vermutlich essen. Weiter beschrieb er die Romni als äußerst sexuell freizügig. Er wurde 1787 zum Professor in Göttingen ernannt.
Quelle:
Gottlieb Grellmann (1787): Historischer Versuch über die Z******* betreffend die Lebensart und Verfassung und Sitten und Schicksale dieses Volkes seit seiner Erscheinung in Europa und dessen Ursprung. Göttingen: Bey Johann Christian Dieterich.
Kontext:
Obwohl Grellmann als der sogenannte Gründer der Tsiganologie gehandelt wird, hat er wohl selbst nie mit Rom:nja gesprochen. Sein gesamtes Werk ist entweder abgeschrieben oder im Gespräch mit einem Priester, der mit Romnja: arbeitete, entstanden. Auch war es nicht Grellmann, der die indische Herkunft linguistisch nachweisen konnte. Die Schrift ist ein Beispiel dafür, wie in der sozialwissenschaftlichen Forschung über, aber nicht mit den „Forschungsobjekten“ gesprochen wird.
Zum Weiterlesen:
*Ian F. Hancock (1987): The Pariah Syndrome: An Account of Gypsy Slavery and Persecution. Ann Arbor: Karoma Publishers.
OK
Da werden wir begreifen, daß die indianische Bevölkerung Amerikas, die uns so rätselhaft erscheint mit ihren sozialen Gliederungen und ihren eigentümlichen Instinkten, ganz anders sein muß. Wieder anders ist die afrikanische, die äthiopische, die N****-Rasse. Da sind Instinkte, welche sich an das niedere Menschliche anknüpfen. (…) Die Bevölkerung, die man die kaukasische Rasse nennt, stellt die eigentliche Kulturrasse dar, welche (…) nicht mehr die magischen Kräfte handhaben kann, sondern sich auf das Mechanische verlassen muss.
Richtig!
Da werden wir begreifen, daß die indianische Bevölkerung Amerikas, die uns so rätselhaft erscheint mit ihren sozialen Gliederungen und ihren eigentümlichen Instinkten, ganz anders sein muß. Wieder anders ist die afrikanische, die äthiopische, die N****-Rasse. Da sind Instinkte, welche sich an das niedere Menschliche anknüpfen. (…) Die Bevölkerung, die man die kaukasische Rasse nennt, stellt die eigentliche Kulturrasse dar, welche (…) nicht mehr die magischen Kräfte handhaben kann, sondern sich auf das Mechanische verlassen muss.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Rudolf Steiner (1861-1925) war ein österreichischer Philosoph, Esoteriker und Begründer der Anthroposophie. Seine Werke sind bis heute einflussreich, beispielsweise in Waldorfschulen oder in der anthroposophischen Medizin.
Quelle:
Rudolf Steiner (1905): Die Grundbegriffe der Theosophie der Menschenrassen. In: Rudolf Steiner, Die Welträtsel und die Anthroposophie, Band 54. Dornach: Rudolf Steiner Verlag, S. 143.
Kontext:
Rudolf Steiner baute auf den ihm bekannten Rassetheorien seiner Zeit auf und entwickelte sie zu einer anthroposophischen, spirituellen Rassetheorie weiter. Heute spielt sie in der Anthroposophie nur eine Nebenrolle, eine offizielle Distanzierung von anthroposophischen Institutionen zu Steiners Rassetheorien gab es jedoch nicht. Sonnenberg (2003: 21, zitiert in Waldorfblog) schreibt: „Ein textkritischer Umgang mit den Mitteilungen Steiners wird in anthroposophischen Kreisen oft nicht als Chance zur Erweiterung des Erkenntnishorizontes begriffen, sondern als Gefährdung binnensozialer Plausibilitäts- und sogar Machtstrukturen.“
Zum Weiterlesen:
*Waldorfblog: Waldorf und Rechtsextremismus.
*Oliver Geden (1996): Rechte Ökologie. Umweltschutz zwischen Emanzipation und Faschismus. Berlin: Elefanten Press.
*Peter Bierl (2011): Rote Zahlen auf dem Karmakonto. Die Anthroposophie ist von rassistischem Gedankengut durchdrungen. In: iz3w, Ausgabe 326, S. 38-41.
OK
Westliche Filme scheinen immer die Native American Frauen beim Wäsche waschen im Fluss zu zeigen, Männer mit Tomahawks oder Speeren in der Hand, geschmückt mit vielen Federn. Diese Bilder sind in den Köpfen einiger Menschen hängengeblieben. Viele denken, dass wir entweder Visionäre sind, „edle Wilde“, (…) oder tragische Alkoholiker*innen. Wir werden selten als wirkliche Menschen dargestellt, die eine größere Zähigkeit im Hinblick darauf haben, an unserem Kultur- und Wertesystem festzuhalten als die meisten Menschen.
Richtig!
Westliche Filme scheinen immer die Native American Frauen beim Wäsche waschen im Fluss zu zeigen, Männer mit Tomahawks oder Speeren in der Hand, geschmückt mit vielen Federn. Diese Bilder sind in den Köpfen einiger Menschen hängengeblieben. Viele denken, dass wir entweder Visionäre sind, „edle Wilde“, (…) oder tragische Alkoholiker*innen. Wir werden selten als wirkliche Menschen dargestellt, die eine größere Zähigkeit im Hinblick darauf haben, an unserem Kultur- und Wertesystem festzuhalten als die meisten Menschen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Wilma Mankiller (1945-2010) war eine Native American Aktivistin, Feministin und Chief der Cherokee/Tsalagi Nation.
Quelle:
Jone Johnson Lewis (2017): Wilma Mankiller Quotes. (Orginalquelle unbekannt)
Kontext:
Besonders in Western-Filmen, aber auch in anderen Genres ist stereotype Darstellung von Native Americans verbreitet. Oft wurden sie einseitig als gewalttätige Bedrohung dargestellt und somit auch von der Kulturindustrie Hollywoods die Enteignungen und Genozide indigener Menschen in den Amerikas rückwirkend gerechtfertigt. Gleichzeitig wurden weiße Menschen meist als Individuen und Vertreter von höherer Kultur dargestellt und so die weiße Überlegenheit gefestigt. Wilma Mankiller, erste weibliche Chief der Cherokee, setzte auf Empowerment und die Verbreitung positiver Selbstbilder von marginalisierten Gruppen, um gezielt dieser rassistischen Bildproduktion entgegenzuwirken. John Wayne, der bekannteste Western-Schauspieler, hat über die Enteignung der Indigenen behauptet: „Wir haben nichts falsch gemacht, als wir ihnen dieses großartige Land weggenommen haben. Dieser sogenannte Diebstahl war nichts anderes als eine Frage des Überlebens.“ (Der Spiegel, 11.06.2019)
Zum Weiterlesen:
*Neil Diamond (2010): Reel Injun. Dokumentarfilm. (Trailer)
*Red Haircrow et al. (derzeit in Arbeit): Forget Winnetou. Going beyond Native Stereotypes. Dokumentarfilm.
*Matika Wilbur (2013): Changing the way we see Native Americans. Dokumentarfilm.
*Der Spiegel (11.06.2019): Wild ist der Westen, schwer ist der Beruf.
OK
Die heutigen Kulturen entsprechen nicht mehr den alten Vorstellungen geschlossener und einheitlicher Nationalkulturen. (…) Die Kulturen sind hochgradig miteinander verflochten und durchdringen einander. Die Lebensformen enden nicht mehr an den Grenzen der Nationalkulturen, sondern überschreiten diese und finden sich ebenso in anderen Kulturen. Die neuartigen Verflechtungen sind eine Folge von Migrationsprozessen sowie von weltweiten (im)materiellen Kommunikationssystemen und von ökonomischen Interdependenzen.
Richtig!
Die heutigen Kulturen entsprechen nicht mehr den alten Vorstellungen geschlossener und einheitlicher Nationalkulturen. (…) Die Kulturen sind hochgradig miteinander verflochten und durchdringen einander. Die Lebensformen enden nicht mehr an den Grenzen der Nationalkulturen, sondern überschreiten diese und finden sich ebenso in anderen Kulturen. Die neuartigen Verflechtungen sind eine Folge von Migrationsprozessen sowie von weltweiten (im)materiellen Kommunikationssystemen und von ökonomischen Interdependenzen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Wolfgang Welsch (geb. 1946) ist ein deutscher Philosoph und Vertreter eines transkulturellen Ansatzes.
Quelle:
Institut für Auslandsbeziehungen (1995): Migration und Kultureller Wandel. Schwerpunktthema der Zeitschrift für Kulturaustausch, 45. Jg., 1. Vierteljahr.
Kontext:
Der Ansatz der Transkulturalität ist aus der Kritik am interkulturellen Ansatz entstanden und versucht, diesen weiterzuentwickeln. Zentrale Merkmale sind, dass Kulturen nicht als abgegrenzte Einheiten gedacht werden, sondern als vernetzt, vermischt und dynamisch. Die Idee von Kulturkreisen wird abgelehnt. Eine Kritik daran ist jedoch, dass Machtverhältnisse nicht mitgedacht werden.
Zum Weiterlesen:
*Kulturshaker: Transkulturalität.
OK
Wären diese Leute unfreundlich gewesen, hätten wir ihnen nicht entkommen können, denn unsere Pferde hätten nicht in einen Galopp fallen können, um unser oder ihr eigenes Leben zu retten. Wir waren daher ganz in ihrer Macht, obwohl sie sich dessen vielleicht glücklicherweise nicht bewusst waren; aber so weit sie kein unfreundliches Gefühl zeigten, behandelten sie uns mit echter Gastfreundschaft, und wir hätten bestimmt nach allem verlangen können, was sie hatten.
Richtig!
Wären diese Leute unfreundlich gewesen, hätten wir ihnen nicht entkommen können, denn unsere Pferde hätten nicht in einen Galopp fallen können, um unser oder ihr eigenes Leben zu retten. Wir waren daher ganz in ihrer Macht, obwohl sie sich dessen vielleicht glücklicherweise nicht bewusst waren; aber so weit sie kein unfreundliches Gefühl zeigten, behandelten sie uns mit echter Gastfreundschaft, und wir hätten bestimmt nach allem verlangen können, was sie hatten.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Charles Sturt (1795–1869) war ein sogenannter Entdecker im südöstlichen Australien.
Quelle:
Charles Sturt (1849): Narrative of an Expedition into Central Australia. London: T. and W. Boone. S. 76
Kontext:
Die Europäer:innen beschrieben die „Anderen“ keineswegs immer als kulturlos. Auch wurden Nicht-Europäer:innen oft, wie in diesem Zitat, als höflich, freundlich, gastfreundlich, einfach und gut beschrieben. Oft dienten diese „edlen Wilden“ als Vorbilder für die „zivilisationsverseuchten“ Europäer:innen (Hall 1992: 131f.). Allerdings: Diese paternalistische Zuschreibung der „guten Naturvölker“ verbleibt in einer verallgemeinernden Zusammenfassung, die jede Individualität ausschließt und lediglich den Europäer:innen zur Reflexion dient. Oft hielten diese Vergleiche aber trotzdem den Europäer:innen einen kritischen Spiegel vor.
Zum Weiterlesen:
*glokal e.V. (2017): Willkommen ohne Paternalismus. Hilfe und Solidarität in der Unterstützungsarbeit. Kapitel: Rassismus als System verstehen. Berlin, S. 28.
*Stuart Hall (1992): The West and the Rest: Discourse and Power. In: Stuart Hall & Bram Gieben: Formations of Modernity. Understanding Modern Societies: An Introduction. Trowbridge: Redwood Books, S. 275–320.
OK
Kultur ist die kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von anderen unterscheidet.
Richtig!
Kultur ist die kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von anderen unterscheidet.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Geert Hofstede (1928-2020) war ein niederländischer Sozialpsychologe und Kulturtheoretiker und Vordenker des „interkulturellen Lernens“.
Quelle:
Geert Hofstede (1991): Cultures and Organisations: Software of the Mind. New York: Mcgraw-Hill Education Ltd.
Kontext:
Hofstede hat von 1967 bis 1972 eine interkulturelle Vergleichsstudie gemacht und daraus eine Kulturtheorie entwickelt. Diese basiert auf klar von einander abgegrenzten Kulturräumen mit jeweils festgeschriebenen Eigenschaften. Hofstedes Theorie wurde jahrzehntelang in der Wirtschaft und in internationalen Jugendbegegnungen als Grundlage für interkulturelles Lernen und interkulturelles Management genutzt. Ein Kulturraum ist für ihn gleichbedeutend mit einer Nation. Er wurde u.a. dafür kritisiert, Unterschiede innerhalb eines Landes zu ignorieren. Auch seine Culture Compass App [https://www.hofstede-insights.com/product/culture-compass/], in der Menschen eintragen können, aus welchem Land sie kommen und wo sie sich gerade aufhalten und welche kulturellen Schwierigkeiten sie dort haben könnten, basiert auf diesem Denkmuster. Diese Auffassung von Kulturerdteilen hat die Ausstellung Geografisch-Postkolonial kritisch betrachtet.
Zum Weiterlesen:
OK
Kultūr (lat.), eigentlich Pflege und Vervollkommnung eines nach irgendeiner Richtung der Verbesserung fähigen Gegenstandes, z. B. K. des Bodens, der Waldungen, einzelner Tiere, besonders aber die Entwickelung und Veredelung des menschlichen Lebens und Strebens.
Richtig!
Kultūr (lat.), eigentlich Pflege und Vervollkommnung eines nach irgendeiner Richtung der Verbesserung fähigen Gegenstandes, z. B. K. des Bodens, der Waldungen, einzelner Tiere, besonders aber die Entwickelung und Veredelung des menschlichen Lebens und Strebens.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Meyers Großes Konversationslexikon wurde erstmals 1840 veröffentlicht. Herausgeber war das Bibliographische Institut unter Joseph Meyer. 1986 wurde die Reihe eingestellt, nachdem das Institut mit dem Brockhaus Verlag fusionierte.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon (1907): Lexikoneintrag zu „Kultūr“, Band 11. Leipzig, S. 788
Kontext:
Hier wird deutlich, wie klar verknüpft die Verständnisse von Kultur und Entwicklung gedacht wurden. Lexika haben die Funktion, gesellschaftliches Wissen festzuschreiben und üben dabei gleichzeitig Definitionsmacht aus.
Zum Weiterlesen:
*Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg., 2011): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast Verlag.
OK
Ich kann keinen Unterschied zwischen schwarz und weiß sehen (…). Weder als Einzelpersonen noch als Gruppe. Der Unterschied könnte sein, dass die Kultur nicht dieselbe ist oder dass sie nicht dasselbe Niveau erreicht haben wie wir (…). Und das liegt nicht am einzelnen Menschen.
Richtig!
Ich kann keinen Unterschied zwischen schwarz und weiß sehen (…). Weder als Einzelpersonen noch als Gruppe. Der Unterschied könnte sein, dass die Kultur nicht dieselbe ist oder dass sie nicht dasselbe Niveau erreicht haben wie wir (…). Und das liegt nicht am einzelnen Menschen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Anonymer dänischer „Entwicklungshelfer“, interviewt von Maria Eriksson Baaz im Rahmen ihres Buches „Paternalism of Partnership“.
Quelle:
Maria Eriksson Baaz (2005): The Paternalism of Partnership. A Postcolonial Reading of Identity in Development Aid. London: Zed Books. S. 47
Kontext:
In diesem Zitat zeigen sich zwei gängige Formen des Umgangs mit dem Kulturbegriff von weißen Menschen: Auf der einen Seite Unterschiede ganz negieren und so zu tun, als ob alle Menschen gleich wären („Farbenblindheit“). Problem: Insbesondere Machtverhältnisse werden darin nicht berücksichtigt. Trotzdem spricht aus dem Zitat auf der anderen Seite auch eine verinnerlichte Überlegenheit. Weiße Menschen gehen oft davon aus, dass sie selbst das höchste Niveau (auf unterschiedlichen Skalen: Entwicklung, Demokratie, etc.) erreicht hätten und andere Menschen bzw. Kulturen noch zu entwickeln seien.
Zum Weiterlesen:
*glokal e.V. (2013): „Mit kolonialen Grüßen…“ Berichte und Erzählungen von Auslandsaufenthalten rassismuskritisch betrachtet. Berlin.
*glokal e.V. (2016): Das Märchen von der Augenhöhe. Macht und Solidarität in Nord-Süd-Partnerschaften. Berlin: Selbstverlag.
*Timo Kiesel und Carolin Philipp (2011): White Charity. Schwarzsein und Weißsein auf Spendenplakaten. Dokumentarfilm.
OK
Je mehr die Kultur der Länder zunimmt, desto enger wird die Wüste, desto seltner ihre wilden Bewohner.
Richtig!
Je mehr die Kultur der Länder zunimmt, desto enger wird die Wüste, desto seltner ihre wilden Bewohner.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Johann Gottfried Herder (1744-1803) war ein deutscher Schriftsteller und Philosoph. Er war einer der bedeutendsten Köpfe der deutschsprachigen Aufklärungsphilosophie.
Quelle:
Johann Gottfried Herder (1903 [1784]): Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Leipzig: Reclam. Darin: Alle zerstörenden Kräfte in der Natur müssen den erhaltenden Kräften mit der Zeitenfolge nicht nur unterliegen, sondern auch selbst zuletzt zur Ausbildung des Ganzen dienen. Fünfzehntes Buch, Kapitel II. S. 161.
Kontext:
Herder hat das westliche Kulturverständnis stark geprägt. Von ihm kam die Idee einer linearen Entwicklung menschlicher Kultur. Während vor der Aufklärung die Natur im christlichen Verständnis als etwas Positives, der Urzustand als „paradiesisch“ verstanden wurde, befand Herder die Natur als kulturlos. Für ihn war Kultur etwas ethnisches an sich und er verknüpfte es mit dem Konzept Nation: Für ihn war Volk und Nation dasselbe und von Gott gegeben (Sehn 2003).
Zum Weiterlesen:
*Franziska Müller (2017): Von grüner Hölle und grünem Gold. (Post)Koloniale gesellschaftliche Naturverhältnisse. In: glokal e.V. (Hrsg.): Connecting the dots. Lernen aus Geschichte(n) von Unterdrückung und Widerstand. Berlin, S. 62
*Moritz Sehn (2003): Nationen und Nationalismus bei Johann Gottfried Herder.
OK
Interkulturelle Kompetenz ist Herrschaftskompetenz.
Richtig!
Interkulturelle Kompetenz ist Herrschaftskompetenz.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Paul Mecheril (geb. 1962) ist ein deutscher Bildungswissenschaftler. Er forscht zu Bildung in der Migrationsgesellschaft aus einer rassismuskritischen Perspektive.
Quelle:
Paul Mecheril et al (2010): Bachelor | Master: Migrationspädagogik. Weinheim: Beltz, S. 77ff.
Kontext:
Mecheril kritisiert interkulturelle Kompetenz als Vielfaltsmanagement aus dominanter Perspektive. Es gelte als erstrebenswert, dass (in der Regel weiße) Menschen durch Fortbildungen und Auslandsaufenthalte sogenannte interkulturelle Kompetenz erwerben. Paradoxerweise werden Migrant*innen und People of Color diese interkulturelle Kompetenzen jedoch oft abgesprochen: Warum werden migrantische Strategien zum Umgang mit Überleben in einer rassistischen Gesellschaft nicht als interkulturelle Kompetenzen verstanden?
Zum Weiterlesen:
*Astrid Messerschmidt (2009): Weltbilder und Selbstbilder. Bildungsprozesse im Umgang mit Globalisierung, Migration und Zeitgeschichte. Frankfurt a. M.: Brandes & Apsel.
*glokal (2013): Bildung für nachhaltige Ungleichheit. Eine postkoloniale Analyse von Materialien der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in Deutschland.
OK
Während unsere Vorfahren (unfreiwillig) die ersten erfolgreichen Kultivierenden der Wildnis Amerikas waren, fühlen wir uns als Nachkommen berechtigt, an den Segnungen ihres üppigen Bodens teilzunehmen … Wir werden uns niemals freiwillig von der Sklavenbevölkerung dieses Landes trennen; sie sind unsere Brüder durch die Bindungen der Blutsverwandtschaft, des Leidens und des Unrechts.
Richtig!
Während unsere Vorfahren (unfreiwillig) die ersten erfolgreichen Kultivierenden der Wildnis Amerikas waren, fühlen wir uns als Nachkommen berechtigt, an den Segnungen ihres üppigen Bodens teilzunehmen … Wir werden uns niemals freiwillig von der Sklavenbevölkerung dieses Landes trennen; sie sind unsere Brüder durch die Bindungen der Blutsverwandtschaft, des Leidens und des Unrechts.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Die Versammlung freier Schwarzer Männer, die am 15.01.1817 in der Bethel Kirche in Philadelphia tagten.
Quelle:
Resolution of assembled free blacks “A Voice from Philadelphia. Philadelphia, January, 1817” in William Lloyd Garrison, Thoughts on African Colonization: Or an Impartial Exhibition of the Doctrines, Principles and Purposes of the American Colonization Society (Boston, 1831).
Kontext:
Die Begriffe Kultur bzw. Kultivierung werden auch für die Fruchtbarmachung von Boden verwendet. In diesem Fall wird der Begriff benutzt von einer Versammlung freier Schwarzer, die sich gegen eine Übersiedlung nach Westafrika aussprechen, da sie einen großen Beitrag zur Fruchtbarmachung amerikanischen Bodens beigetragen hätten. Freie Schwarze Menschen wurden von Sklav:innenbesitzer:innen als Bedrohung gesehen, da sie die immer noch Versklavten zum Aufstand inspirieren konnten und sollten so in das noch zu schaffende Liberia verschifft werden. Aber auch einige Abolitionist:innen (Gegner:innen der Versklavung) unterstützen die Übersiedlung nach Liberia, da sie darin eine Möglichkeit zur Emanzipation sahen (siehe History Today, 04.04.2020).
Zum Weiterlesen:
*History Today (Angela Thompsell, 04.04.2020): The Foundations of Liberia.
OK
1500
to 1600
to 1700
to 1800
to 1850
to 1900
to 1925
to 1950
to 1975
to 1990
to 2000
to 2010
2011