Calle 13 ist ein puerto-ricanisches Rap-Duo, das mit dem Song „Atrévete-te-te!“ („Trau dich!“) bekannt wurde. Die Band besteht aus René Pérez Joglar und seinem Halbbruder Eduardo José Cabra Martínez. Ihre Songs sind oft politisch motiviert und kritisieren u.a. die Politik der USA gegenüber lateinamerikanischen Ländern.
Thema der Zitate: Mensch-Natur
Anhand von Zitaten aus der Geschichte gesellschaftlicher Naturverhältnisse können wir nachvollziehen, „wie der koloniale Blick auf Mensch und Natur wirkt und welche Ängste, Mythen und Machtvorstellungen in ihn eingeschrieben sind” (Müller 2017). Die Brüche und Kontinuitäten im Verhältnis von Mensch und Natur sind verwoben mit der Geschichte von Eroberung, Kolonialismus und Ausbeutung, nicht nur, weil kolonisierte Menschen von Kolonisierer*innen als „naturnah“ konstruiert und u.a. unter dieser Prämisse ausgebeutet wurden. Die Natur selbst (die Tier- und Pflanzenwelt) wird oft als bedrohlich und wild bezeichnet, als unkontrollierbare Kraft, die gezähmt werden muss, u.a. durch die schonungslose Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Allerdings war die Natur in vielen Epochen auch Inspiration und Quelle von Emanzipation und Widerstand.
Der vorliegende Zeitstrahl geht auf folgende Fragen ein:
*Mithilfe welcher unterschiedlicher Rechtfertigungen fand historisch und findet gegenwärtig Ausbeutung von Natur statt?
*Wie waren und sind hier Ausbeutung von Natur und Mensch verbunden?
*Inwiefern sind Auffassungen von Natur mit Kolonialismus, Kapitalismus, Rassismus und Sexismus verbunden?
*Welche unterschiedlichen Gesellschaftskonzepte und Denkschulen/weisen gibt es, die der westlich-hegemonialen Naturauffassung alternative Entwürfe entgegenstellen?
*Franziska Müller (2017): Von grüner Hölle und grünem Gold. (Post)Koloniale gesellschaftliche Naturverhältnisse. In glokal: Connecting the dots. Lernen aus Geschichte(n) von Unterdrückung und Widerstand.”
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OK
Ich bin Lateinamerika, ein Volk ohne Beine, das trotzdem weitergeht. Du kannst nicht den Wind kaufen, Du kannst nicht die Sonne kaufen, Du kannst nicht den Regen kaufen,
Du kannst die Hitze nicht kaufen.
Du kannst nicht die Wolken kaufen,
Du kannst nicht die Farben kaufen,
Du kannst nicht meine Freude kaufen,
Du kannst mein Leid nicht kaufen.
Richtig!
Ich bin Lateinamerika, ein Volk ohne Beine, das trotzdem weitergeht. Du kannst nicht den Wind kaufen, Du kannst nicht die Sonne kaufen, Du kannst nicht den Regen kaufen,
Du kannst die Hitze nicht kaufen.
Du kannst nicht die Wolken kaufen,
Du kannst nicht die Farben kaufen,
Du kannst nicht meine Freude kaufen,
Du kannst mein Leid nicht kaufen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Quelle:
Calle 13 (2010): Latinoamérica. In: Entren Los Que Quieran. Sony Music Latin.
Kontext:
Viele soziale und indigene Bewegungen Lateinamerikas wehren sich seit langem gegen die Privatisierung und den Verkauf von Gemeineigentum sowie Natur- und Bodenschätzen. So wurde beispielsweise in Bolivien die Wasserrechte an das US-Unternehmen Bechtel verkauft. Der Preis stieg um 300 Prozent und Menschen wurde sogar verboten, Regenwasser aufzufangen. Der Widerstand gegen die Privatisierung des Wassers war trotz großer Repression erfolgreich.
Zum Weiterlesen:
*Florian Opitz (2007): Der große Ausverkauf. Dokumentarfilm. 94 Min.
*Icíar Bollaín (2010): Und dann der Regen. Spielfilm. 104 Min;
*Democracy Now (05.10.2006): Bolivian Activist Oscar Olivera on Bechtel’s Privatization of Rainwater and why Evo Morales should Remember the Ongoing Struggle over Water.
OK
Unter den wilden Fischer- und Jägervölkern ist jedes arbeitsfähige Individuum mehr oder weniger mit einer nützlichen Arbeit beschäftigt (…). Solche Völkerschaften sind indessen so jämmerlich arm, dass sie aus bloßem Mangel häufig gezwungen sind, (…) ihre Kinder, ihre Alten (…) umzubringen (…). Unter zivilisierten und blühenden Völkern hingegen ist, obwohl oft eine große Menge Menschen gar nicht arbeiten (…) der Ertrag der ganzen Arbeit der Gesellschaft so groß, daß alle versorgt sind.
Richtig!
Unter den wilden Fischer- und Jägervölkern ist jedes arbeitsfähige Individuum mehr oder weniger mit einer nützlichen Arbeit beschäftigt (…). Solche Völkerschaften sind indessen so jämmerlich arm, dass sie aus bloßem Mangel häufig gezwungen sind, (…) ihre Kinder, ihre Alten (…) umzubringen (…). Unter zivilisierten und blühenden Völkern hingegen ist, obwohl oft eine große Menge Menschen gar nicht arbeiten (…) der Ertrag der ganzen Arbeit der Gesellschaft so groß, daß alle versorgt sind.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Adam Smith (1723-1790) war ein schottischer Moralphilosoph und Aufklärer und gilt als Begründer der klassischen Nationalökonomie.
Quelle:
Adam Smith, Adam (1776): Der Reichtum der Nationen. Erster Band. 14.08.2017.
Kontext:
Die in dem Zitat ersichtliche Logik europäischen wirtschaftlichen Denkens wurde herangezogen, um die Gesellschafts- und Wirtschaftsordnungen auf anderen Kontinenten abzuwerten und als irrational abzutun. So wurde auch legitimiert, dass diese in den Kapitalismus eingebunden werden sollten, angeblich zu ihrem eigenen Nutzen. Nicht anerkannt wurde, dass nicht-kapitalistische Gesellschaften andere Werte als Ertrag und Profit wichtiger fanden, beispielsweise Gleichheit oder Solidarität (vgl. das südafrikanische Konzept des Ubuntu) und dass diese ökologisch deutlich nachhaltiger operierten.
Zum Weiterlesen:
*Veronika Bennholdt-Thomsen (2010): Geld oder Leben. Was uns wirklich reich macht. München: oekom.
**Abeba Birhane (2017): Descartes was wrong: ‘a person is a person through other persons’.
OK
Naturbeherrschung schließt Menschenbeherrschung ein.
Richtig!
Naturbeherrschung schließt Menschenbeherrschung ein.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Max Horkheimer (1895-1973) war ein deutscher Sozialphilosoph und führender Kopf der Frankfurter Schule.
Quelle:
Max Horkheimer (1986): Zur Kritik der instrumentellen Vernunft. Frankfurt a.M.: S. Fischer, S. 94.
Kontext:
Naturbeherrschung ist für Aufklärer:innen der selbstverständliche Sinn der Wissenschaft. Die Geschichte der Anstrengungen des Menschen, die Natur zu unterjochen, ist dabei gleichzeitig auch die Geschichte der Unterjochung des Menschen durch den Menschen. Hier zeigt sich das Problem einer rein instrumentellen Vernunft.
Zum Weiterlesen:
*Silvia Federici (2012): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie.
OK
Man durchgräbt die Erde auf der Jagd nach Reichtum (…). Wir (…) wundern uns noch, dass sie zuweilen auseinander bricht und zittert, also ob dies nicht in Wahrheit aus dem Unwillen der Mutter Erde gedeutet werden könnte. Wir dringen in ihre Eingeweide und suchen am Sitz der Schatten nach Schätzen, so als ob sie dort, wo man auf ihr gehen kann, nicht genügend gütig und fruchtbar wäre (…).
Richtig!
Man durchgräbt die Erde auf der Jagd nach Reichtum (…). Wir (…) wundern uns noch, dass sie zuweilen auseinander bricht und zittert, also ob dies nicht in Wahrheit aus dem Unwillen der Mutter Erde gedeutet werden könnte. Wir dringen in ihre Eingeweide und suchen am Sitz der Schatten nach Schätzen, so als ob sie dort, wo man auf ihr gehen kann, nicht genügend gütig und fruchtbar wäre (…).
Jahr:
Autor*inneninfo:
Plinius der Ältere war römischer Historiker.
Quelle:
Plinius, Historia naturalis 33,1. 33,33. 33,73
Kontext:
Im römischen Reich wurde die Mittelmeerregion für Städte- und Flottenbau weiträumig entwaldet. Der Boden wurde zerstört durch Bergbau, Metall- und Edelmetallgewinnung. Der römische Historiker Plinius der Ältere findet dafür in seinem Werk Naturgeschichte (Historia naturalis) sehr kritische Worte, in denen eine Reflexion über gesellschaftliche Naturbeziehungen und die Aneignung der Natur bereits anklingen. In dem Zitat beschreibt er die verheerenden Folgen der Goldgewinnung (Müller 2017).
Zum Weiterlesen:
*Franziska Müller (2017): Von grüner Hölle und grünem Gold. (Post)Koloniale gesellschaftliche Naturverhältnisse. In glokal: Connecting the dots. Lernen aus Geschichte(n) von Unterdrückung und Widerstand. Berlin.
*Franziska Müller (2020) “Can the subaltern protect forests? REDD+ compliance, depoliticization and Indigenous subjectivities”, Journal of Political
Ecology 27(1), p.419-435.
OK
Seid fruchtbar und mehret euch, füllet die Erde und machet sie euch Untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel.
Richtig!
Seid fruchtbar und mehret euch, füllet die Erde und machet sie euch Untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Das Zitat stammt aus der Schöpfungsgeschichte, der Genesis aus dem alten Testament der Bibel. Die Texte der Bibel entstanden seit etwa 1200 v. Chr. im Nahen Osten und Vorderen Orient und wurde bis 135 n.u.Z kanonisiert. Das Christentum übernahm alle Bücher des Tanachs, ordnete sie anders an und stellte sie als Altes Testament (AT) dem Neuen Testament (NT) voran.
Quelle:
Die Bibel, AT Genesis 1, 28. Die Jahreszahl ist das ungefähre Entstehungsdatum.
Kontext:
Breite und langfristig sichtbare Auswirkungen auf Ökosysteme ergaben sich in Mitteleuropa erst im Zuge der Industrialisierung und Urbanisierung ab dem späten 18. Jahrhundert. Koloniale Eroberungs- und ,Entdeckungsreisen‘ waren von einem herrschaftsgeprägten Naturverständnis bestimmt. Hierfür war einerseits dieser biblische Befehl handlungsleitend, andererseits auch ein naturwissenschaftlich-aufklärerisches Erkenntnisinteresse und ökonomische Vorteilssicherung. Auch der bekannte Aufklärer René Descartes spricht vom Menschen als „Herrscher und Besitzer der Natur“ (Descartes, 1637, Discours de la méthode, VI, 2). In der Kolonialgeschichte wurde die Herrschaft über Natur mit der Herrschaft über naturnah – in den Augen der Kolonisatoren ,primitiv‘ – lebende Menschen verknüpft (Müller 2017).
Zum Weiterlesen:
*Franziska Müller (2017): Von grüner Hölle und grünem Gold. (Post)Koloniale gesellschaftliche Naturverhältnisse. In glokal: Connecting the dots. Lernen aus Geschichte(n) von Unterdrückung und Widerstand. Berlin.
OK
Und so sagen sie, wir seien auf diese Erde gekommen, um die Welt zu vernichten. Sie sagen, die Winde würden die Häuser verwüsten und die Bäume fällen, und das Feuer würde sie versengen. Wir aber würden alles verschlingen, wir würden die Erde aufbrauchen, die Flüsse umleiten, wir seien niemals still, würden niemals ruhen, sondern stets von hier nach dort eilen, das Gold und das Silber suchend, und dann würden wir damit Glücksspiel treiben, Krieg führen, uns gegenseitig töten, rauben, fluchen, niemals die Wahrheit sagen, und wir hätten sie ihrer Lebensgrundlage beraubt.
Richtig!
Und so sagen sie, wir seien auf diese Erde gekommen, um die Welt zu vernichten. Sie sagen, die Winde würden die Häuser verwüsten und die Bäume fällen, und das Feuer würde sie versengen. Wir aber würden alles verschlingen, wir würden die Erde aufbrauchen, die Flüsse umleiten, wir seien niemals still, würden niemals ruhen, sondern stets von hier nach dort eilen, das Gold und das Silber suchend, und dann würden wir damit Glücksspiel treiben, Krieg führen, uns gegenseitig töten, rauben, fluchen, niemals die Wahrheit sagen, und wir hätten sie ihrer Lebensgrundlage beraubt.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Girolamo Benzoni (1519 – ca. 1572) war ein italienischer Eroberer und Händler. Er schloss sich 1542 spanischen Kolonisierungsfahrten in die Amerikas an. Seine „Geschichte der Neuen Welt“, aus der das Zitat stammt, enthält stark autobiographische Züge. Er gilt als Überlieferer der berühmten Geschichte um das „Ei des Kolumbus“.
Quelle:
Siliva Federici (2012): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie, S. 265.
Kontext:
Von 1492 bis 1550 starben aufgrund der Kolonisierung durch Spanien und Portugal (unter Beteiligung anderer europäischer Mächte und auch Deutscher) schätzungsweise 90-95% der 80-100 Millionen Bewohner:innen von Lateinamerika. Das zwischen 1500 und 1650 aus Lateinamerika nach Spanien verschiffte Silber stellte das Dreifache der gesamten europäischen Reserven dar und dieses Kapital führte u.a. dazu, dass sich in Europa Manufakturen und Industrien bilden konnten. Gold- und Silberabbau beinhaltete massive Umweltzerstörung und basierte auf Zwangsarbeit, die viele Tote forderte.
Zum Weiterlesen:
*Eduardo Galeano (1980): Die offenen Adern Lateinamerikas. Die Geschichte eines Kontinents von der Entdeckung bis zur Gegenwart. Wuppertal: Hammer.
*Silvia Federici (2012): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie, S. 265-292.
OK
wunderbar onschamhafft menschen beyderlei geschlecht undereinander als die wilden Thyr: etlich allein die Scham bedecken / die andern nackend / all schwartz
als die wir bei uns Moren nenn umblauffen: der Moren land sich auch da anheben: Ire wonungen und hüser gleichen sich den hütten als die armen dorfleut in unsern landen über die backöffen machen (…) Diß volck braucht noch nympt bei ynen gantz kein gelt (…) / do geben sie ware umb ware (…)
Richtig!
wunderbar onschamhafft menschen beyderlei geschlecht undereinander als die wilden Thyr: etlich allein die Scham bedecken / die andern nackend / all schwartz
als die wir bei uns Moren nenn umblauffen: der Moren land sich auch da anheben: Ire wonungen und hüser gleichen sich den hütten als die armen dorfleut in unsern landen über die backöffen machen (…) Diß volck braucht noch nympt bei ynen gantz kein gelt (…) / do geben sie ware umb ware (…)
Jahr:
Autor*inneninfo:
Balthazar Sprenger (vor 1500-1509 oder 1511) war Handlungsreisender aus Tirol und reiste im Auftrag der Bankiers Welser nach Afrika und Indien. Er nahm 1505 als Vertreter des Augsburger Handelshaus Welser an einer portugiesischen Expeditionsfahrt teil, um neue Märkte zu erkunden. Die Reise führte ihn um den afrikanischen Kontinent herum bis nach Indien. Das Zitat stammt aus seinem Reisetagebuch.
Quelle:
*Originalquelle: Balthazar Sprenger (1509). In: Beate Borowka-Clausberg (1999): Balthasar Sprenger und der frühneuzeitliche Reisebericht. München: ludicium, S. 198. In: Elisabeth Dulko et al: Afrikabilder. Dokumentation einer Tagungsreihe zum Afrikadiskurs in den Medien und zum Alltagsrassismus in Deutschland, S. 10.
Kontext:
Die Vernichtung indigener Gesellschaften weltweit wurde moralisch dadurch legitimiert, dass diese nicht richtige Menschen seien, sondern eher der Natur angehörten. Als tiergleich oder tierähnlich wurden den kolonisierten Menschen keine Rechte als Menschen zugesprochen. Dadurch konnte auch einfach das Land, auf dem sie lebten, und ihre Ressourcen geraubt werden, weil diese als ohne Besitzer:in definiert wurden. Die Gleichsetzung von indigenen Menschen mit Tieren ist immer noch aktuell, wie Beispiele aus vielen Erdteilen zeigen (Welt, 13.10.2017: Museum in China entfernt nach Rassismusvorwürfen Fotos aus Afrika-Ausstellung).
Zum Weiterlesen:
*Aïssatou Bouba (2013): Afrika in frühen Schriften der deutschen Neuzeit. Am Beispiel von „Die Merfart“ von Balthasar Sprenger.
*Maria Mies & Vandana Shiva (2016): Ökofeminismus. Die Befreiung der Frauen, der Natur und unterdrückter Völker, komplett überarbeitete und aktualisierte Neuauflage. Neu-Ulm: AG SPAK.
OK
Lasst das Erdöl in der Erde und die Kohle auf der Sohle!
Richtig!
Lasst das Erdöl in der Erde und die Kohle auf der Sohle!
Jahr:
Autor*inneninfo:
Graswurzelinitiativen aus Südamerika
Quelle:
Imperial College London (2014): Event Leave the Oil in the Soil, Leave the Coal in the Hole, Leave the Gas under the Grass
Kontext:
Auf dem Klimagipfel im Dezember 2009 in Kopenhagen präsentierten Graswurzelinitiativen aus Südamerika ihre Kampagne „Keep the oil in the soil! Keep the coal in the hole!“. Die Ausbeutung von fossilen Energieträgern zerstört den Lebensraum von Menschen (oftmals arme und von Rassismus betroffene Bevölkerungsgruppen) und ist für den Klimawandel verantwortlich. 2007 machte die ecuadorianische Regierung auf Druck von sozialen Bewegungen den Vorschlag, die Ölquellen im Biosphärenreservat Yasuní nicht auszubeuten. Die deutsche Regierung war daran beteiligt, diesen Vorstoß ins Leere laufen zu lassen.
Zum Weiterlesen:
*Ende Gelände (2017)
*EJOLT Press release (2013): Unburnable fuels. How to keep the oil in the soil.
OK
Aber mit dieser Güte nicht zufrieden, dringt der Mensch in die Eingeweide seiner Mutter ein, durchwühlt ihren Leib, verletzt und beschädigt alle inneren Teile. So zerfleischt er schließlich den ganzen Körper und lähmt dessen Kräfte völlig.
Richtig!
Aber mit dieser Güte nicht zufrieden, dringt der Mensch in die Eingeweide seiner Mutter ein, durchwühlt ihren Leib, verletzt und beschädigt alle inneren Teile. So zerfleischt er schließlich den ganzen Körper und lähmt dessen Kräfte völlig.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Paul Schneevogel (1460 – ca. 1517, auch bekannt als Paulus Niavis) war Philologe und Gymnasiallehrer. Er studierte in Ingolstadt und Leipzig. Zuletzt arbeitete er als Stadtschreiber in Bautzen.
Quelle:
Ulrich Grober (2010): Wem gehört die Erde.
Kontext:
Die Erzählung „Iudicium Iovis – Das Gericht Jupiters, gehalten im Tal der Schönheit…“ stellt sich als ein frühes und radikales grünes Manifest dar. Es geht darin u.a. um eine Gerichtsverhandlung der antiken Götter gegen den Bergmann wegen Vergewaltigung und Schändung der Mutter Erde. Das Zitat entstammt der Rede des Anwalts der Mutter Erde. Hier kritisiert Schneevogel, dass die Menschen nicht anerkennen, dass sie durch die Zerstörung der Natur ihre eigenen Lebensgrundlagen vernichten. Der Kontext war die Ausbeutung von Silbervorkommen im Erzgebirge im 15. Jahrhundert, welche große Schäden in der Natur hinterließ. Das Bild zeigt Arbeiter des Silberbergbaus im Freiburger Münster.
Die Inka in Peru ließen das Silber im Berg. Es gibt eine Überlieferung, die besagt, dass der Berg selbst ihnen die Ausbeutung verbot. Anfang des 16. Jhd. errichteten die spanischen Kolonisator:innen jedoch Silberminen und zwangen Arbeiter:innen mit dem System der ‚Mita‘ zur Arbeit unter Tage (Lateinamerika-Institut FU-Berlin, 2011). Auch heute noch wehren sich soziale Bewegungen weltweit gegen die Ausbeutung von Bodenschätzen, z.B. in Kolumbien gegen den Goldbergbau (Democracy Now, 18.05.2018).
Zum Weiterlesen:
*Lateinamerika-Institut FU Berlin (2011): Die Silberminen in Potosi (Peggy Goede).
*Democracy Now (2018): Afro-Colombian Activist Francia Márquez, 2018 Goldman Prize Winner, on Stopping Illegal Gold Mining.
OK
Langsam fahre ich weiter, wobei ich jedes Ausweichen in das neben einer alten Wagenspur beginnende Sperrgebiet ängstlich vermeide. Und so gelange ich auf einen Außenposten, im äußersten Zipfel dieser letzten, tief in das Kakaofeld hineinvermessenen Farm. Hier ist wirklich jede Kultur zuende. Hier ist der Mensch wirklich nichts, die starke Natur ist alles.
Richtig!
Langsam fahre ich weiter, wobei ich jedes Ausweichen in das neben einer alten Wagenspur beginnende Sperrgebiet ängstlich vermeide. Und so gelange ich auf einen Außenposten, im äußersten Zipfel dieser letzten, tief in das Kakaofeld hineinvermessenen Farm. Hier ist wirklich jede Kultur zuende. Hier ist der Mensch wirklich nichts, die starke Natur ist alles.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Paul Ettighoffer (1896 – 1976) war deutscher Schriftsteller. Er hat u.a. 1938 und 1943 zwei Bücher geschrieben, die zur deutschen Kolonialliteratur gehören und in denen er seine Reisen beschreibt.
Quelle:
Paul Ettighoffer (1938): So sah ich Afrika. Mit Auto und Kamera durch unsere Kolonien. Gütersloh: C. Bertelsmann.
Kontext:
Ettighoffers Bücher erschienen als Tatsachenberichte im nationalsozialistischen Deutschland (Lampert 2004). „Mit dem Hinarbeiten des NS-Systems auf einen erneuten Krieg radikalisierten sich die Bücher Ettighoffers in Militanz, Rassismus, Obrigkeitsgläubigkeit und Kolonialgedanken“ (ebd.). Natur wurde von Ettighoffer als totale Bedrohung speziell für weißes Leben konstruiert und bot somit eine Legitimation für ihre möglichst weitreichende Beherrschung bis hin zu Ökozid und Genozid. Bis heute sind Vernichtung von Natur und Mensch verbunden (Müller 2017).
Zum Weiterlesen:
*Timm Ebner (2016): Nationalsozialistische Kolonialliteratur. Koloniale und antisemitische Verräterfiguren „hinter den Kulissen des Welttheaters“. Paderborn: Wilhelm Fink.
*Andreas Lampert (2004): Ettighoffer, Paul Coelestin.
*Franziska Müller (2017): Von grüner Hölle und grünem Gold. (Post)Koloniale gesellschaftliche Naturverhältnisse. In: glokal: Connecting the dots. Lernen aus Geschichte(n) von Unterdrückung und Widerstand.“
OK
Wir wollen keine Touristenhotels! Weiße haut ab! Was wir wollen ist unser Land zurück! Unsere Hilfsgelder! Fischerfamilien verhungern!
Richtig!
Wir wollen keine Touristenhotels! Weiße haut ab! Was wir wollen ist unser Land zurück! Unsere Hilfsgelder! Fischerfamilien verhungern!
Jahr:
Autor*inneninfo:
Sprechchor auf Demonstration in Sri Lanka, das der Tsunami 2004 verwüstet und viele Fischerhütten zerstört hatte, die nicht wieder aufgebaut werden sollten, sondern an deren Stelle Hotels.
Quelle:
Naomi Klein (2010: 545)
Kontext:
Der Tsunami 2004 kostete ca. 35.000 Menschen in Sri Lanka das Leben, der Großteil der Opfer waren Kleinfischer:innen. Die Regierung verbot daraufhin Baumaßnahmen in Küstennähe, nahm aber die Tourismusindustrie aus und ermunterte Hotelbetreiber:innen, an den Stellen zu bauen, an denen die Fischer*innen vorher gelebt hatten. Das Tourismusprojekt sollte mit Geldern finanziert werden, die aus dem Hilfsfond für Tsunamiopfer kam (Klein 2010: 540ff.). Auch generell lässt sich sagen, dass die vermutlich Verantwortlichen für die Ausweitung sogenannter Naturkatastrophen (etwa durch Lebenstil, Arbeit in einem Industriezweig etc.) oft von den Folgen (etwa dem Tsunami) nicht betroffen sind und sogar noch profitieren.
Zum Weiterlesen:
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt am Main: Fischer.
OK
Die moderne Anschauung von Natur ist letztlich auch der Hintergrund, vor dem Frauenarbeit, Kolonialgebiete und bäuerliche Produktion als ökonomisch irrelevant angesehen werden (…).
Richtig!
Die moderne Anschauung von Natur ist letztlich auch der Hintergrund, vor dem Frauenarbeit, Kolonialgebiete und bäuerliche Produktion als ökonomisch irrelevant angesehen werden (…).
Jahr:
Autor*inneninfo:
Veronika Bennholdt-Thomsen (geb. 1944) ist österreichische Ethnologin und Soziologin.
Quelle:
Veronika Bennholdt-Thomsen (2010: 26)
Kontext:
Die Folgen der Zerstörung der Lebensgrundlagen weltweit durch das herrschende Industriesystem und den Lebensstil der reichen Länder und Klassen sind heute nicht mehr zu übersehen. Dennoch gilt dieser Lebensstil als das erstrebenswerte Ziel für alle Menschen auf der Welt. Aus ökofeministischer Perspektive liegt dieser Ausbeutung die Abwertung von Frauen, von Natur und von nicht-westlichen Gesellschaften zugrunde. Eine andere Sichtweise wäre, Menschen als Teil der Natur zu sehen und achtsam und respektvoll mit der Natur, Mitmenschen und anderen Gesellschaften umzugehen.
Zum Weiterlesen:
*Bennholdt-Thomsen & Veronika (2010): Geld oder Leben. Was uns wirklich reich macht. München: oekom.
*Maria Mies & Vandana Shiva (2016): Ökofeminismus. Die Befreiung der Frauen, der Natur und unterdrückter Völker, komplett überarbeitete und aktualisierte Neuauflage.
OK
[D]as Leben [ist] nur eine Bewegung der Glieder […]. Denn was ist das Herz, wenn nicht eine Feder, was sind die Nerven, wenn nicht viele Stränge und was die Gelenke, wenn nicht viele Räder, die den ganzen Körper […] in Bewegung setzen […]?
Richtig!
[D]as Leben [ist] nur eine Bewegung der Glieder […]. Denn was ist das Herz, wenn nicht eine Feder, was sind die Nerven, wenn nicht viele Stränge und was die Gelenke, wenn nicht viele Räder, die den ganzen Körper […] in Bewegung setzen […]?
Jahr:
Autor*inneninfo:
Thomas Hobbes (1588-1679) war ein englischer Philosoph, der sich vor allem mit politischer Theorie beschäftigt hat. Er gilt als einer der bedeutendsten liberalen Denker Europas.
Quelle:
Thomas Hobbes 2011 (Orig. 1650): Leviathan. Frankfurt: Suhrkamp, S. 17.
Kontext:
Eine der Vorbedingungen kapitalistischer Entwicklung war die Disziplinierung von Körpern, sodass diese zu reiner Arbeitskraft werden konnten. Es sollte eine neue Art von Individuum hervorgebracht werden, dass nützlich für das aufstrebende Bürgertum ist. So wurde wie in diesem Zitat auch der Körper als nützliche Maschine verstanden. Im Denken dieser Zeit wurde versucht, die Natur (inkl. menschlicher Körper) rational zu erklären und damit kontrollierbar zu machen.
Zum Weiterlesen:
*Silvia Federici (2012): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie.
OK
Nichts, was der Große Geist in das Land der Ind***** brachte, gefiel dem weißen Mann, und nichts entging seiner verwandelnden Hand. Wo die Wälder nicht abgeholzt sind, wo das Tier in seinen stillen Schutz zurückgezogen ist, wo die Erde nicht des vierfüßigen Lebens beraubt ist – das ist für ihn eine „ununterbrochene Wildnis“.
Richtig!
Nichts, was der Große Geist in das Land der Ind***** brachte, gefiel dem weißen Mann, und nichts entging seiner verwandelnden Hand. Wo die Wälder nicht abgeholzt sind, wo das Tier in seinen stillen Schutz zurückgezogen ist, wo die Erde nicht des vierfüßigen Lebens beraubt ist – das ist für ihn eine „ununterbrochene Wildnis“.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Chief Luther Standing Bear (1868-1939) war Chief der Oglala Lakota (oder Oglala Sioux), Autor und Philosoph. Er trug dazu bei, dass indigene Kultur als holistisch und respektvoll der Natur gegenüber aufgefasst wurde.
Quelle:
First People: Chief Luther Standing Bear
Kontext:
Nicht nur in Amerika, aus dem dieses Zitat stammt, konstruierten Europäer:innen unbekannte Natur, Menschen und Lebensweisen als wild. Dieses Zitat legt nahe, dass dies bei den Lakota Sioux, zu denen Standing Bear gehörte, keineswegs der Fall war. Standing fährt fort:
„Er (der Lakota Sioux) wusste, dass das Herz eines Menschen abseits der Natur hart wird; Er wusste, dass mangelnder Respekt vor wachsenden, lebenden Wesen bald auch zu mangelndem Respekt gegenüber Menschen führte. So hielt er seine Kinder dem mildernden Einfluss der Natur nahe“ (ebd.). Paula Gunn Allen (1979, zitiert in Booth 2003) formulierte es so: „Das Land [die Natur] ist ein Teil von uns selbst.“
Zum Weiterlesen:
*Annie L. Booth (2003): We are the Land: Native American Views of Nature. In: Selin H. (eds) Nature Across Cultures. Science Across Cultures: The History of Non-Western Science, vol 4. Springer, Dordrecht.
OK
Der Kampf für Baum und Wald ist vor allem ein antiimperialistischer Kampf. Denn der Imperialismus ist der Pyromane unserer Wälder und Savannen.
Richtig!
Der Kampf für Baum und Wald ist vor allem ein antiimperialistischer Kampf. Denn der Imperialismus ist der Pyromane unserer Wälder und Savannen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Thomas Sankara (1949-1987) war Revolutionär, Panafrikanist und Internationalist. Er wurde 1983 durch einen Putsch Präsident Burkina Fasos und 1987 durch ein vom Westen (CIA) unterstütztes Komplott ermordet. Sein Nachfolger, Blaise Compaoré wurde 2014 aus dem Amt gejagt nach 27 Jahren Amtszeit. 2021 wurde in Compaorés Abwesenheit ein Verfahren vor einem Militärgericht gegen ihn eröffnet wegen Verdachts an Beteiligung an der Ermordung von Thomas Sankara.
Quelle:
The Militant (14.02.2022): Thomas Sankara spoke for the oppressed all over the world.
Kontext:
Sankara verband Themen wie Gender, Umwelt und Demokratie mit Kritik an kolonialer Beherrschung. Sankaras Regierung enthielt so viele Frauen wie in keinem anderen afrikanischen Land, seine Leibwache waren Frauen auf Motorrädern. Er verbot Beschneidung, Polygamie und propagierte Verhütung. In seiner Regierungszeit wurden die staatlichen Luxusautos verkauft und billige Staatsfahrzeuge angeschafft, Bildungs- und Gesundheitsversorgung verbessert, eine Landreform durchgeführt, die Wiederaufforstung forciert und internationale Entwicklungshilfe abgelehnt.
Zum Weiterlesen:
*Africavenir (2017): Thomas Sankara – Die Ideen sterben nicht.
OK
Alle I*** haben im Allgemeinen ein solches Entsetzen und eine solche Angst vor den Krankenhäusern, dass es nicht möglich ist, sie davon zu überzeugen, dorthin zu gehen, um geheilt zu werden, weil sie antworten, dass sie sterben werden.
Richtig!
Alle I*** haben im Allgemeinen ein solches Entsetzen und eine solche Angst vor den Krankenhäusern, dass es nicht möglich ist, sie davon zu überzeugen, dorthin zu gehen, um geheilt zu werden, weil sie antworten, dass sie sterben werden.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Spanischer Priester in Oaxaca, Mexiko
Quelle:
Paul F. Ramirez (2018): Enlightened Immunity: Mexico’s Experiments with Disease Prevention in the Age of Reason. Standford: Stanford University Press, S. 12
Kontext:
Laut Ramirez (2018: 12) gab es viele Diskurse, welche Indigene, die sich den Epidemie-Maßnahmen der Spanier*innen widersetzen, als „abergläubisch“ verurteilten. Allerdings war die Angst nicht unbegründet, denn bereits die ersten Europäer*innen brachten Pocken, Masern, Grippe und Typhus mit, gegen die die indigene Bevölkerung keine Abwehrreaktionen hatte. „Nicht die überlegenen Waffen der Europäer waren es, denen die allermeisten Indigenen zum Opfer fielen: Es waren die Seuchen. Innerhalb von nur 100 Jahren wurden nach wissenschaftlichen Schätzungen in großen Teilen des Doppelkontinents bis zu 95 Prozent der Bevölkerung dahingerafft“ (Wagner 2020). Heutzutage entwickeln sich nach dem Epidemiologen Rob Wallace u.a. durch die Zerstörung von Natur und Lebensräumen, Massentierhaltung und „die kapitalistische Wirtschaftsweise, die Profit vor Natur, Mensch und Gesundheit“ (Wallace 2020) stellt, ständig neue Erreger von Krankheiten für Mensch-, Tier- und Pflanzenwelt.
Zum Weiterlesen:
*Der Freitag (Thomas Wagner, 28.09.2020): Der Viren-Wirt Pandemie Hinter Covid-19 stehen Massentierhaltung und Raubbau, also der Neoliberalismus, erklärt Rob Wallace. Der Freitag 38/2020.
*Rob Wallace (2020): Competing with Nature: COVID-19 as a Capitalist Virus (Interview by Ashley Smith). Spectre Journal 16.10.2020.
OK
Unser Wald ist feucht und so kann sich kein Feuer in seinem Inneren ausbreiten. Die Brände ereignen sich praktisch an denselben Orten, an denen Indigene und Mischlinge ihre Gärten in bereits abgeholzten Gebieten niederbrennen.
Richtig!
Unser Wald ist feucht und so kann sich kein Feuer in seinem Inneren ausbreiten. Die Brände ereignen sich praktisch an denselben Orten, an denen Indigene und Mischlinge ihre Gärten in bereits abgeholzten Gebieten niederbrennen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Jair Bolsonaro (geb. 1955) ist seit 2019 Präsident von Brasilien. Er wird stark kritisiert für seine autoritäre und neoliberale Politik, sowie für seine frauenfeindlichen, homophoben und rassistischen Äußerungen.
Quelle:
Telesur, 23.09.2020: Bolsonaro Blames Indigenous Peoples, NGOs, Press for Disasters.
Kontext:
Von 2000 bis 2018 wurde Regenwald in der Größe von Spanien abgeholzt: 513.016 km² (Amazonia Socioambiental 2020). Besonders Bolsonaro, dessen politische Karriere von Großgrundbesitzer*innen gefördert wurde (Süddeutsche, 17.05.2020), treibt die Vernichtung und Ausbeutung des Regenwaldes und somit des Klimawandels voran. Es sollen neue Flächen für Viehzucht und Landwirtschaft entwaldet werden. Auch die Förderung von Bodenschätzen im Amazonasgebiet wie Mineralien oder Öl soll durch neue Gesetze erlaubt werden. Unternehmen können außerdem nach Bolsonaros Plänen bald leichter an legale Titel für indigenes Land kommen. Die deutsche Bundesregierung hatte im Dezember 2019 ein Lieferketten-Abkommen mit Brasilien unterzeichnet, nach dem Importe von Fleisch, Soja und Holz sowohl als entwaldungsfrei als auch ohne sklavenähnliche Arbeitskräfte produziert werden sollen. Allerdings waren ein Jahr später nur 22% der Sojaimporte dahingehend zertifiziert, während die Importe aus Brasilien insgesamt anstiegen (Deutsche Umwelthilfe 2020). Auch im zweitgrößten Regenwald der Welt, im Westen Papua-Neugineas, das seit 1963 von Indonesien besetzt ist, wird die Abholzung auf indigenem Gebiet vorangetrieben (Raki Ap 2021) und die lokale Bevölkerung unterdrückt (UN Human Rights Office, 30.11.2020), während westliche Konzerne wie BP dort ungestört aktiv sind und sich nicht „in die politische Belange einmischen wollen“ (Financial Times, 16.09.2019).
Zum Weiterlesen:
*Nachdenkseiten (Federico Füllgraf, 10.01.2021): Die UFA in Amazonien – Chronik einer wilden deutschen Kinematographie, vom Kaiserreich bis zur Nazi-Herrschaft
*Humans Rights Watch (2021): Attempt to Greenwash Bolsonaro’s Environmental Record Backfires at OECD
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