In welchem Jahr schrieb ein englischer Arzt: „Ihr seid die Verräterinnen der Weisheit, der Hemmschuh der Industrie, (...) uns zu allen Lastern, zu Ungerechtigkeit und zum Verderben treiben (...) Seuche für weise Männer und der große Fehler der Natur”?
Walter Charleton (1616-1707) war englischer Naturphilosoph und Arzt. Frauen dienen immer wieder als Sündenböcke: Eva verführte Adam in der biblischen Schöpfungsgeschichte, als Hexen wurden Frauen für alle gesellschaftliche Probleme verantwortlich gemacht. Auch heute noch werden z.B. Überlebende sexueller Gewalttaten für diese selbst verantwortlich gemacht.
Wann sagte eine kanadische Aktivistin: „Seit mehr als 519 Jahren leisten unsere Frauen Widerstand gegen die koloniale Gewalt gegen uns, unser Volk, unsere Nation und unser Land“?
Bridget Tolley (geb. 1960), Kitigan Zibi Anishinabeg-Aktivistin setzt sich für die Recht von First Nation Frauen in Kanada ein. Indigene Frauen wie Toypurina (1760-1799) in Kalifornien oder Bartolina Sisa (1750/1753-1782) in Bolivien waren wichtige Anführer:innen sozialer Bewegungen in den Amerikas. Sisa hatte die Befehlsgewalt über eine Armee von 40.000 Kämpfer:innen, die 1781 drei Monate lang die Spanier in La Paz belagerten. Von diesen wurde sie am 05. September 1782 hingerichtet.
Wann erschien dieser Gedichtauszug: „Sein Haar ist wie Hyazinth (roter Edelstein), sein Grübchen eine Rose, sein Blick wie der Henker, seine Farbe wie Buchsbaumholz, sein Kehlkopf wie Stahl, sein Hinterteil wie eine Kristallschale“?
Der Text „Yemenici Bali“ (Bali der Schusterbube) stammt aus dem Buch „Dellakname-i Dilküsa“ (Das Buch über die Badediener) aus dem 17. Jahrhundert. Sexueller Kontakt unter Männern war für viele Osmanen dazu da, um Erfahrungen vor der Heirat mit einer Frau zu sammeln. Junge Knaben werden als eine Art unperfekter Mann oder unperfekte Frau betrachtet. Auch aus dem antiken Griechenland gibt es zahlreiche Belege für homosexuelle Beziehungen, besonders unter Männern, aus Sparta und von der Insel Lesbos auch unter Frauen.
Wann sagte ein Staatspräsident: „Die Befreiung der Frau ist eine grundlegende Notwendigkeit für die Revolution, eine Garantie für ihre Kontinuität und eine Voraussetzung für ihren Sieg“?
Samora Machel (1933-1986) war der erste Präsident Mosambiks nach der Unabhängigkeit 1975. Feminismus war während dekolonialer Phasen immer wieder von wichtiger Bedeutung. Doch auch wenn Frauen in vielen Umbrüchen und Revolutionen Frauen eine Hauptrolle spielten (Mugo 2010), wurde in nachfolgenden Phasen wieder auf patriarchale Rollenmodelle zurückgegriffen (Linhard 2005).
Wann schrieb ein australische Künstler: „Seit sie Kontakt mit Europäer:innen haben, sind Aborigines wie ich als ‚straight‘ konstruiert worden. (...) Die sexuelle und geschlechtsspezifische Vielfalt der Ureinwohner bleibt in (...) Geschichten meistens abwesend“?
Troy-Anthony Baylis (geb. 1976) ist ein Jawoyn-Aboriginal aus dem nördlichen Australien. Er ist Künstler, Kurator und Schriftsteller. Troy-Anthon Baylis forscht zu Gender Vielfalt und fand heraus, dass es auf den australischen Tiwi-Inseln indigene Bezeichnungen für nicht-binäre Geschlechter gibt. Nicht-Heterosexuelle Konzepte, wie z.B. ‚two-spirit‘ in Nordamerika, gehören in vielen vorkolonialen Gesellschaften zur Sexualität dazu.
Wann schrieb ein französischer Mönch über das Familienkonzept der Montagnais-Naskapi: „Er selbst war nicht sicher, ob sein Sohn, der anwesend war, wirklich sein Sohn sei. Er antwortete: ‚Ihr Franzosen liebt nur eure Kinder, aber wir lieben alle Kinder unseres Stammes/unserer Gruppe‘“?
Paul Le Jeune war ein französischer Jesuit, der Mitte des 17. Jahrhunders in Kanada lebte. Die Montagnais-Naskapi lebten auf der östlichen Labrador Halbinsel. Der Missionar ist überrascht von der Großzügigkeit, dem Gemeinschaftssinn der Montagnais-Naskapi, gleichzeitig aber schockiert über deren Verachtung von Besitzdenken, Autorität, männlicher Überlegenheit und dass sie ihre Kinder nicht bestrafen. Die fehlende männliche Autorität wurde von europäischer Seite oft als ein Fehlen von Zivilisation gesehen.
In welchem Jahr schrieb eine Schwarze US-amerikanische Journalistin: „Die Statistiken, die von Weißen erstellt und aufrechterhalten wurden und nicht bezweifelbar sind, zeigen, daß während dieser Jahre (XXXX-XXXX) mehr als zehntausend Schwarze ohne formelles Gerichtsurteil und eine gesetzliche Hinrichtung kaltblütig ermordet worden sind“?
Ida B. Wells (1862-1931) war investigative auch Soziologin und Feministin. Sie dokumentierte die Lynch-Justiz in den USA in den 1890er Jahren. Die fehlenden Jahreszahlen sind 1865 und 1895. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) und der Befreiung versklavter Menschen stieg die Zahl der Lynchmorde rapide an. Fast immer waren die Opfer Schwarze Männer, die an Bäumen gehängt wurden. Sie wurden von weißen Mobs durchgeführt. In Tulsa/Oklahoma ermordeten sie 1921 bis zu 300 Schwarze Amerikaner:innen.
In welchem Jahr sagte Königin Sarrouina Mangou: „Ich kann mir nicht vorstellen, mich zu unterwerfen. Lieber sterbe ich. Aber kann ich von den Menschen verlangen, dass sie sich opfern? Denn diese wilden Tiere haben schon größere Reiche vernichtet.“
Der Satz wird Sarrouina Mangou zugeschrieben, die Ende des 19. Jahrhunderts Königin im Niger gewesen und gegen die französischen Kolonialtruppen gekämpft haben soll. Die Jahreszahl ist eine ungefähre Angabe. Während unterschiedlicher antikolonialer Kämpfe im Niger, wurde der Titel Sarraounia (Hausa für „Königin“ oder „Chefin“) vor allem für weibliche Führerinnen verwendet. Viele Geschichtsbücher ignorieren in größten Teilen die Königinnen, Priesterinnen und Anführerinnen, was zu einem weiteren fehlenden Wissen über nicht-weiße Frauen und Kämpfe führt.
Wann schrieb die nigerianische Schriftstellerin Adichie: „Spielzeug für Jungen ist überwiegend 'aktiv' und verlangt nach einer Betätigung - Züge, Autos - und Spielzeug für Mädchen ist überwiegend 'passiv' und besteht zu einem überwältigenden Prozentsatz aus Puppen“?
Chimamanda Ngozi Adichie (geb. 1977) ist eine nigerianisch-US-amerikanische Schriftstellerin. Menschen werden schon im Babyalter in zwei Geschlechter aufgeteilt. Dabei haben nicht nur die Eltern Einfluss auf die geschlechterspezifische Erziehung, sondern auch die kapitalistische Wirtschaftsproduktion, die durch sog. „Gender Marketing“ binär in Produkte für „Jungen“ und „Mädchen“ aufteilt.
Wann sagte Sojourner Truth: „Dieser Mann dort drüben sagt, dass Frauen in Kutschen geholfen und über Gräben gehoben werden müssen (...) Und bin ich denn keine Frau? Schau mich an! Schau dir meinen Arm an! Ich habe gepflügt und gepflanzt“?
Sojourner Truth (ca. 1797-1883) war Schwarze Abolitionistin und Suffragette. Die Suffragetten waren mehrheitlich weiße Frauen, die vor allem im englischsprachigem Raum für das Frauenwahlrecht kämpften. Obwohl einige antisexistische mit antirassistische Belangen verbanden, sollten noch 1913 auf einer Wahlrechtsdemo Schwarze Frauen hinten gehen. Die Schwarze Journalistin Ida Wells weigerte sich (New York Times, 28.07.2018)