Quote:
1. Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten. Soziale Unterschiede dürfen nur im gemeinen Nutzen begründet sein. 2. Das Ziel jeder politischen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unveräußerlichen Menschenrechte. Diese Rechte sind Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung. 3. Der Ursprung jeder Souveränität liegt ihrem Wesen nach beim Volke. 4. Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet.
Quelle:
Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (1789), Artikel 1, 2 und 4.
Autor*inneninfo:
Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen) ist einer der Grundlagentexte der französischen Revolution.
Kontext:
Die französische Revolution hatte das Motto „liberté, egalité, fraternité" (Freiheit, Gleicheit, Brüderlichkeit). Sie schaffte die absolutistische Monarchie ab (Ludwig XIV.: „Der Staat bin ich“) und etablierte ein neues Herrschaftssystem. Die feudalen Machtstrukturen wurden von der Mehrheitsbevölkerung infrage gestellt und die Königsfamilie hingerichtet. Die Revolution wird als einschneidendes Ereignis der Aufklärung gesehen, auch in Bezug auf Menschenrechte, Demokratie und Herrschaftsformen. Kritisch beurteilt werden meist aber der Revolutionsterror und die Guillotine für alle Feind:innen der Revolution innerhalb Frankreichs. Beispielsweise wurde Olympe de Gouges 1793 hingerichtet, als sie die allgemeinen Menschenrechte auch für Frauen einforderte. Ab 1799 erlangte der General Napoléon Bonaparte den Rang des ersten Konsuls der Republik und als Kaiser absolute diktatorische Macht. Gleichzeitig zu diesen Entwicklungen hatte Frankreich Kolonien und der französische Staat herrschte somit ebenfalls über Kolonisierte. Im 19. Jahrhundert waren die Französ:innen sogar die zweitgrößte Kolonialmacht weltweit. Nachdem Frankreich sich im 17. Jahrhundert hauptsächlich auf Kolonien in Nordamerika fokussierte, konzentrierten sich die Kolonialbestrebungen ab den 1830er Jahren auf afrikanische Gebiete. In diesen Gebieten galten weder Gleichheit noch unveräußerliche Menschenrechte.
Zum Weiterlesen:
*Jean Ziegler (2010): Haiti und der Hass auf den Westen. In: Blätter für deutsche und internationale Politik. Heft 3, S. 39-53.
*Podcast SÜDNORDFUNK (2020): Wie Haiti zu einem der ärmsten Länder der Erde wurde.
Jahr:
1789