Quote:
Nun wollen wir in Schiffen über das Meer fahren, da und dort ein junges Deutschland gründen, es mit den Ergebnissen unseres Ringens und Strebens befruchten, die edelsten, gottähnlichsten Kinder zeugen und erziehen: wir wollen es besser machen als die Spanier, denen die neue Welt ein pfäffisches Schlächterhaus, anders als die Engländer, denen sie ein Krämerkasten wurde. Wir wollen es deutsch und herrlich machen […]
Quelle:
Carl Friedrich Glasenapp (1905): Das Leben Richard Wagners in sechs Bänden. 2. Bd. 1843-1853. Leipzig: Breitkopf und Härtel, S. 460.
Autor*inneninfo:
Richard Wagner (1813-1883) war deutscher Komponist, Dichter und Schriftsteller. Das Zitat stammt aus einer Rede vor dem Dresdner Vaterlandsverein am 15.06.1848. Er verfasste unter anderem die antisemitische Schrift „Das Judentum und die Musik“.
Kontext:
Schon bevor das deutsche Reich Kolonialmacht wurde, war die Begeisterung für die Kolonisierung nicht nur in den konservativen Kreisen, in denen Richard Wagner verkehrte, groß. Ehe Kanzler Bismarck 1884 die europäischen Großmächte nach Berlin einlud, um den große Teile Afrikas unter sich aufzuteilen, hatte es in Lateinamerika, Afrika und Asien Privatkolonien deutscher Fürst:innen und Händler:innen gegeben. Bereits 1683 wurde im heutigen Ghana eine kurbrandenburgische Kolonie gegründet, eine Festung, die eine wichtige Niederlassung für die deutsche Beteiligung am transatlantischen Versklavungshandel war. Venezuela war von 1528 bis 1558 „Hauskolonie“ des Bankhauses Welser (Augsburg/Nürnberg). Auch andere deutsche Kaufleute waren ebenfalls entweder am Sklavenhandel beteiligt oder profitierten wirtschaftlich von ihm (Potts 1988: 18). Nachdem sich die meisten Kolonien in langen Kämpfen befreiten, lebte Kolonialromantik in Abenteuerromanen und Filmen weiter (z.B,„Jenseits von Afrika“ von 1985). Auch in Reiseberichten junger Menschen aus dem Globalen Norden lassen sich Spuren davon finden (glokal 2013).
Zum Weiterlesen:
*glokal 2013: „Mit kolonialen Grüßen...“ Bericht und Erzählungen von Auslandsaufenthalten rassismuskritisch betrachtet.
*Lydia Potts (1988): Weltmarkt für Arbeitskraft. Hamburg: Junius.
Jahr:
1853