Quote:
Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch.
Quelle:
Theodor W. Adorno (1975): Schuld und Abwehr. Gesammelte Schriften Band 9/2. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Autor*inneninfo:
Theodor W. Adorno (1903-1969), geboren in Frankfurt am Main als Theodor Ludwig Wiesengrund, war u.a. Philosoph und Mitbegründer der "Frankfurter Schule" und bekannt für Studien zum autoritären Charakter.
Kontext:
Adorno hatte unter den Nazis seit 1933 Lehrverbot, da er väterlicherseits aus einer jüdischen Familie stammte. Er emigrierte in die USA. Nach seiner Rückkehr 1953 beobachtete er im postnationalsozialistischen Deutschland, wie der Begriff "Rasse" ein Tabuwort geworden war und immer weiter aus dem Sprachgebrauch gestrichen wurde. Zusammen mit Max Horkheimer beschrieb er in der Dialektik der Aufklärung und im Lichte der deutschen Gesellschaft nach Auschwitz eine Kritik der Aufklärung und des Fortschrittdenkens. Etienne Balibar und Stuart Hall haben später mit ihren Forschungen zu "Kulturellem Rassismus" und "Rassismus ohne Rassen" auf Beobachtungen von Adorno und anderen aufgebaut.
Zum Weiterlesen:
*Stuart Hall (1989): Rassismus als ideologischer Diskurs. In: Das Argument Nr. 178, Jg. 31, S. 913-921.
*Katrin Osterloh & Nele Westerholt (2011): Kultur. In: Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast, S. 412-416.
*Rudolf Leiprecht (2001): Alltagsrassismus. Eine Untersuchung bei Jugendlichen in Deutschland und den Niederlanden. Münster: Waxmann.
Jahr:
1960