Quote:
„Meine Mutter wurden oft Schmerzen abgesprochen bzw. nicht ernstgenommen. Falsche Medikamente wurden ihr während eines Krankenhausaufenthaltes aufgrund einer Lebererkrankung verabreicht. Gegen ihren Willen und obwohl sie darauf mehrmals hingewiesen hat. Die Nebenwirkungen waren sehr drastisch, sie hat viel Gewicht verloren, konnte nichts mehr essen und hatte kaum Energie. Dennoch, ihr wurde immer unterstellt, dass sie übertreibt und die Behandlung die Richtige sei. Bis zu dem Punkt, an dem sie wirklich unter akuter Lebensgefahr stand …“
Quelle:
Thieme.de (Alisha Qamar), 12.08.2020: "Black Lives Matter - Rassismus im Gesundheitswesen"
Autor*inneninfo:
Interviewpartner:in Iman in einem Artikel von Alisha Qamar (2020). Alisha Qamar ist Medizinstudentin in Bochum und Aktivistin im Bereich Menschenrechte, u.a. bei "The ONE Campaign".
Kontext:
Durch koloniale Kontinuitäten werden Schwarze Menschen bis heute in der medizinischen Versorgung unzureichend mitgedacht und oft schlechter versorgt.
Damals wurden schrecklichen Taten der Versklavung gerechtfertigt und damit begründet, dass schwarze Haut vermeintlich dicker und schmerzresistenter sei als weiße Haut. Bis heute lässt sich die Medizin von diesem Gedanken beeinflussen. Die wissenschaftliche Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ aus den USA veröffentlichte bereits 2016 legt in einem Artikel über die Ungleiche Behandlung von Schwarzen Patient*innen dar, dass ein Großteil der Ärzt*innen Schwarze Patient*innen im Gegensatz zu weißen weniger Schmerzmedikationen verschreiben (57 % zu 74 %). Die Studie von Staton et al untersuchte die unterschiedliche Wahrnehmung von Schmerz bei Patient*innen durch Ärzt*innen. In der Studie lag die Unterschätzung von verspürtem Schmerz bei Schwarzen Patient*innen und Patienten bei 47 %, den weißer bei 33,5 %. Schwarze Patientinnen und Patienten warten im Durchschnitt länger in der Notaufnahme und werden in ihrem Anliegen nicht ernstgenommen. (Thieme 12.08.2020)
Zudem sehen sich BIPOC stigmatisierenden Diagnosen ausgesetzt, Stichwörter sind hier Beispielsweise der sogenannte Mongolenfleck oder der Morbus Mediterraneus. Diese stigmatisierenden Diagnosen können mitunter tödliche oder gesundheitsschädigende Folgen haben, da zum Teil ernsthafte Krankheitsbilder zu spät erkannt und präventive Maßnahmen nur unzureichend getroffen werden können (Ärztezeitung, 21.04.2015). Diese Frage der Repräsentation ist eng mit der grundsätzlichen Frage der globalen Ungleichverteilung von medizinischer Versorgung, die sich besonders in der Coronapandemie gezeigt hat.
Zum Weiterlesen:
*The New England Journal of Medicine (LaShyra Nolen), 25.06.2020: "How Medical Education Is Missing the Bull’s-eye"
Jahr:
2020