Rassismus im deutschen Kontext 1

Quote:

(…) weil ich bin in dem Gefühl aufgewachsen, dass ich zwar hier lebe, hier geboren bin, aber dass ich eines Tages hier weggehen muss. Weil die erste Frage ist immer, woher kommen Sie und die zweite ist wann gehen Sie. Wann gehen Sie zurück. Egal, ob dieses zurück existiert oder nicht. Und deutsch kann man eh nicht sein mit einer Schwarzen Hautfarbe.

Quelle:

May Ayim, Teil 3, Minute 0:40 – 1:05.

Autor*inneninfo:

May Ayim (1960-1996) war eine deutsche Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung.

Kontext:

May AyimMay Ayim beschreibt in dem Dokumentarfilm „Hoffnung im Herz – Mündliche Poesie“ von Maria Binders wie sie mit der selbstermächtigenden Bezeichnung ‘afrodeutsch’ oder ‘Schwarze Deutsche’ rassifizierende Fremdzuschreibungen ablegte, die bis in die späten 1980er Jahre noch durchaus gängig und im Sprachgebrauch sehr selbstverständlich genutzt wurden. Doch stellt sie fest, dass sich auch mit diesen positiveren Entwicklungen kaum etwas an der Situation für Afrodeutsche änderte. Denn auch bis heute herrscht das Bild vor, dass Deutschsein mit Weißsein verbunden ist. Demnach schließt selbst ein Leben über mehrere Generationen in Deutschland, People of Color, Schwarze Menschen oder Menschen mit Migrationsgeschichte (diskursiv) immer noch davon aus, Deutsch zu sein. Nicht zuletzt wird auch in der Medienlandschaft und im Diskurs über die ‘Anderen‘ deutlich, wer Deutsch ist und wen es noch zu integrieren gilt.

Zum Weiterlesen:

*May Ayim (1995): schwarz weiss monolog, in: dies.: Blues in Schwarz-weiss, Berlin: Orlanda. *Katharina Oguntoye, May Ayim & Dagmar Schultz (2016): Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte, Berlin: Orlanda. *Ismahan Wayah (2017): Wir schreiben Geschichte. Alternative Archive als dekoloniale Praxis. In: glokal e.V. (Hrsg.): Connecting the dots. Lernen aus Geschichte(n) von Unterdrückung und Widerstand, S. 10.

Jahr:

1991