Quote:
Hier bin ich nicht mehr in meiner Heimat, sondern die haben sie mir in einer ganz bestimmten Weise geklaut. Die ganze Umgebung ist (mir) fremd geworden. Das fängt beim Geruch an und geht bis zur Straße.
Quelle:
David Clay Large (2002): Berlin. Biographie einer Stadt. STADT_VERLAG, S. 441.
Autor*inneninfo:
Heinrich Lummer (1932-2019) war CDU-Politiker und war von 1981-1986 Innensenator des Landes Berlin.
Kontext:
Der ehemalige Innensenator des Landes Berlin, Heinrich Lummer, machte nicht nur durch seine Korruptionsskandale und seine Zuarbeit zum Bundesnachrichtendienst sowie die Einspannung von Rechtsextremist:innen in die CDU auf sich aufmerksam. Lummer ist auch auffällig geworden durch rassistische und antisemitische Äußerungen, in denen er gegen eine ‘Überfremdung’ Deutschlands Stimmung betrieb, wie aus dem Zitat deutlich wird. Diese Diskurse trugen auch dazu bei, dass Kreuzberg unter weißen Deutschen für lange Zeit als kriminell, gefährlich und als Ghetto dargestellt wurde. Gleichzeitig war es für die Bewohner:innen tatsächlich oft eine sichere Umwelt, in der sie sich mit weniger rechten Gefahren konfrontiert sahen. Begriffe wie ‘Türkenkinder’, ‘soziale Verelendung’ und ‘Türkenkolonie‘ wurden ganz selbstverständlich vom Magazin Der Spiegel verwendet. Das Zitat bezieht sich auf den Berliner Stadtteil Kreuzberg der 1980er Jahre, in dem vor der großen Gentrifizierung noch schätzungsweise 30.000 Menschen aus der Türkei lebten und es dadurch den Namen ‘Klein-Istanbul‘ bekam. Kreuzberg wurde mit den New Yorker Stadtteilen Bronx, Harlem und Brooklyn verglichen, die auf ähnliche Weise stigmatisiert und kriminalisiert wurden.
Zum Weiterlesen:
*Iman Attia (2007): Orient- und IslamBilder. Interdisziplinäre Beiträge zu Orientalismus und antimuslimischem Rassismus, Münster: Unrast.
*Çagrı Kahveci (2017): Migrantische Selbstorganisierung im Kampf gegen Rassismus. Die politische Praxis ausgewählter antirassistischer Gruppen türkeistämmiger Migrant*innen, Münster: Unrast.
Jahr:
1984