Dirk-Ekkehard Niebel (geb. 1963) ist ein ehemaliger deutscher Politiker (FDP). Er war von 2009 bis 2013 Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Seit 2015 ist er beim Rüstungs- und Automobilzulieferunternehmen Rheinmetall als Berater tätig.
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OK
Entwicklungszusammenarbeit ist Hilfe zur Selbsthilfe. Sie ist werteorientiert, sie ist aber auch interessengeleitet. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht. Entwicklungszusammenarbeit muss nicht schädlich für deutsche Unternehmen sein.
Richtig!
Entwicklungszusammenarbeit ist Hilfe zur Selbsthilfe. Sie ist werteorientiert, sie ist aber auch interessengeleitet. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht. Entwicklungszusammenarbeit muss nicht schädlich für deutsche Unternehmen sein.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Quelle:
FAZ (Manfred Schäfers, 20.11.2009): Entwicklungshilfe muss sich nicht überflüssig machen.
Kontext:
Niebel zufolge sei sein Ministerium kein „Weltsozialamt“ (Herter 2010). Ein Beispiel: 2001 eröffnete in Uganda die Kaweri-Kaffeeplantage mit Investitionen des deutschen Unternehmens Neumann (NKG). Die NKG forderte, das Land müsse unbewohnt sein. Bewohner:innen sollten unter Entschädigung umgesiedelt werden. Die Umsiedlung wurde der ugandischen Regierung überlassen, die 2000 Menschen gewaltsam vertrieb. Als die Vertriebenen mit der NGO FIAN eine Kampagne dagegen starteten, stellt sich Niebel 2013 schützend vor das deutsche Unternehmen: „Die Kaweri Plantage ist die größte deutsche Investition in Uganda und hat die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen der deutschen Regierung“ (Die Zeit, 13.08.2013). Ende 2019 bot der ugandische Staat den Vertriebenen Entschädigung an (FIAN, 17.02.2020).
Zum Weiterlesen:
*Interview mit Niebel im Deutschlandradio (04.01.2010): „Es ist immer gut, wenn man die Menschen überraschen kann“.
*FIAN (17.02.2020): Kaweri Kaffeeplantage: Kleinbäuerlicher Widerstand zeigt erste Erfolge.
OK
Heute habe ich nach über zwölf Jahren den Mitarbeiterstab des Internationalen Währungsfonds verlassen (…). Für mich ist der Rückzug eine unbezahlbare Befreiung, denn damit habe ich den ersten großen Schritt in die Richtung getan, in der ich hoffentlich meine Hände von dem reinwaschen kann, was für mich das Blut von Millionen armer und hungernder Menschen ist … überall klebt es an mir; manchmal habe ich das Gefühl, es gibt nicht genügend Seife auf der Welt, um mich von den Dingen zu säubern, die ich in ihrem Namen tat.
Richtig!
Heute habe ich nach über zwölf Jahren den Mitarbeiterstab des Internationalen Währungsfonds verlassen (…). Für mich ist der Rückzug eine unbezahlbare Befreiung, denn damit habe ich den ersten großen Schritt in die Richtung getan, in der ich hoffentlich meine Hände von dem reinwaschen kann, was für mich das Blut von Millionen armer und hungernder Menschen ist … überall klebt es an mir; manchmal habe ich das Gefühl, es gibt nicht genügend Seife auf der Welt, um mich von den Dingen zu säubern, die ich in ihrem Namen tat.
Jahr:
Autor*inneninfo:
David L. Budhoo ist Wirtschaftswissenschaftler aus Grenada in der Karibik. Von 1966 an war er beim Internationalen Währungsfond tätig, später sogar als leitender Mitarbeiter. Er entwarf Strukturanpassungsprogramme für Lateinamerika und Afrika. Sein Kündigungsschreiben mit dem Titel „Genug ist genug“ von 1988 war mehr als 100 Seiten lang.
Quelle:
David L. Budhoo (1990): Enough ist enough. Dear Mr Camdessus … Open letter of resignation to the Managing Director of the International Monetary Fund. New York: Horizon Press, S. 102 (Übersetzung aus Naomi Klein 2010: 362).
Kontext:
Besonders in den 1980er und 90er Jahren war die Strukturanpassungen der internationalen Organisationen IWF und Weltbank besonders hart. Der offizielle Auftrag der Institutionen ist zwar „Krisenprävention“, aber Bodhoo beschreibt, wie er Statistiken fälschte, um drastische neoliberale wirtschaftliche Maßnahmen zu rechtfertigen. Diese Statistiken ließen Länder (z.B. Trinidad und Tobago) instabil aussehen und sie konnten keine oder nur schlechte Kredite mehr bekommen, so dass nur noch Kredite von IWF und Weltbank möglich waren. Doch nicht nur von diesen werden solche „Modernisierungen“ der Strukturen verlangt. 2016 sollte die kenianische Regierung das Freihandelsabkommen EPA mit der EU unterzeichnen. „Als sich die Regierung sträubte, verhängte die EU Einfuhrzölle auf kenianische Produkte. (…) Das Abkommen selbst belegt, was Freihandel unter ungleichen Partnern bedeutet: Während nur 10% der afrikanischen Produkte auf dem Weltmarkt als konkurrenzfähig gelten, ermöglicht es EPA, dass auf 80% der Exporte der Europäischen Union nach Ostafrika keine Zölle erhoben werden dürfen“ (Medico International 2017).
Zum Weiterlesen:
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt am Main: Fischer, S. 230ff. und 361ff.
*Susan Meeker-Lowry (1995): Mr. Budhoo’s Bombshell: A people’s alternative to Structural Adjustment.
*Medico International (Anne Jung, 2017): Ostafrika. Hunger durch Handel?
*David L. Budhoo (1990): Enough is enough.
OK
In den heißen Ländern reift der Mensch in allen Stücken früher, erreicht aber nicht die Vollkommenheit der temperierten Zonen. Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen. Die gelben Inder haben schon ein geringeres Talent. Die N**** sind tiefer, und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften.
Richtig!
In den heißen Ländern reift der Mensch in allen Stücken früher, erreicht aber nicht die Vollkommenheit der temperierten Zonen. Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen. Die gelben Inder haben schon ein geringeres Talent. Die N**** sind tiefer, und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Immanuel Kant (1724-1804) war der bekannteste deutsche Philosoph der Aufklärung. Er hat fast sein gesamtes Leben in Königsberg verbracht. Er war bei der Prägung der Rassentheorie für den deutschsprachigen Raum von zentraler Bedeutung.
Quelle:
Immanuel Kant (1764): Physische Geographie 2. T. 1. Abs. § 3 (IX 195). Königsberg: Göbbels und Unzer.
Kontext:
Obwohl allgemein mit der Aufklärung die universellen Menschenrechte verbunden werden, war sie auch die Zeit der aufkommenden Rassentheorien. Wenn alle Menschen gleich und frei waren, dann brauchte es eine parallele Theorie, die belegten sollte, warum einige eben doch nicht ganz gleichwertig sein können (siehe oben Adorno und Horkheimer und ihre „Die Dialektik der Aufklärung“).
Immanuel Kant versuchte, eine „Rassenhierarchie“ zu konstruieren, die auf „Rationalität“, „Moral“, „Mündigkeit“, „Erziehbarkeit“ und „Faulheit“ als Merkmale des Andersseins aufbaute. Er platzierte den weißen Mann im Zentrum dieser Ideologie und machte ihn zur Norm, an der Fortschritt gemessen wurde. Die Abwertung von People of Color ging bei Kant so weit, dass er sich bei bestimmten Weltregionen fragte, warum sie überhaupt existierten.
Zum Weiterlesen:
*Peggy Piesche (2005): Der „Fortschritt“ der Aufklärung – Kants „Race“ und die Zentrierung des weißen Subjekts. In: Maureen Maisha Eggers et al. (Hrsg.): Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland. Münster: Unrast, S. 30-39.
*Bayrischer Rundfunk (17.09.2020): Philosophen der Aufklärung: Waren Hegel, Kant und Co. Rassisten?
OK
Afrikanische Frauen waren, lange bevor sie sich dem ‚offiziellen‘ Befreiungskampf anschlossen, schon Teil einer andauernden Geschichte des Widerstands gegen den Kolonialismus. (…) Sie hatten nicht nur aktiv an Protesten teilgenommen, sondern auch in vielen Fällen eine Führungsposition übernommen, bei der Organisation von Protesten, Streiks, Demonstrationen, Kampagnen der Arbeitsverweigerung, des zivilen Ungehorsams und anderer Formen des Widerstands in der Geschichte ihrer Nationen.
Richtig!
Afrikanische Frauen waren, lange bevor sie sich dem ‚offiziellen‘ Befreiungskampf anschlossen, schon Teil einer andauernden Geschichte des Widerstands gegen den Kolonialismus. (…) Sie hatten nicht nur aktiv an Protesten teilgenommen, sondern auch in vielen Fällen eine Führungsposition übernommen, bei der Organisation von Protesten, Streiks, Demonstrationen, Kampagnen der Arbeitsverweigerung, des zivilen Ungehorsams und anderer Formen des Widerstands in der Geschichte ihrer Nationen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Micere Mugo (geb. 1942) ist kenianische Autorin, Dichterin und Aktivistin. Sie musste Kenia 1982 aufgrund ihres politischen Aktivismus verlassen.
Quelle:
Micere Mugo (2010): Die Rolle der Frauen in afrikanischen Befreiungsbewegungen – Ein illustratives Beispiel aus Kenia. In: Africavenir (Hrsg.): 50 Jahre afrikanische Un-Abhängigkeiten – Eine (selbst)kritische Bilanz, S.48-55.
Kontext:
Frauen spielten in Widerstandsbewegungen eine wichtige Rolle: in Europa (s. für einen historischen Überblick Federici 2012), in Lateinamerika (s. für die mexikanische Revolution Linhard 2005) oder in Asien (s. für die Philippinen im Zweiten Weltkrieg Rheinisches JournalistInnenbüro & recherche international e.V. 2008). In Westafrika gab es im 18. und 19. Jahrhundert die kämpferischen Dahomey, die Stanley Alpern in seinem Buch „Amazons of Black Sparta“ (2011) beschreibt. Auch beim Mau-Mau-Krieg gegen die deutschen Kolonialherr:innen gibt es Zeugnisse weiblicher Kämpfer:innen (Mugo 2004), ebenso wie in den Unabhängigkeitsbewegungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (s. für Zimbabwe Sinclair 1996).
Zum Weiterlesen:
*Micere Githae Mugo (2004): Muthoni Wa Kirima: Mau Mau woman field marshal: interrogation of silencing, erasure, and manipulation of female combatants‘ texts. Harare: Sapes Books.
*Stanley B. Alpern (2011): Amazons of Black Sparta: The Women Warriors of Dahomey. New York: New York University Press.
*Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie.
*Ingrid Sinclair (1996): Flame. (Film über weibliche Guerillas im Unabhängigkeitskrieg in Zimbabwe).
*Rheinisches JournalistInnenbüro & recherche international e.V (2008): Die dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Unterrichtsmaterialien zu einem vergessenen Kapitel der Geschichte.
*Tabea Alexa Linhard (2005): Fearless Women in the Mexican Revolution and Spanish Civil War. Columbia: University of Missouri Press.
OK
Diese Migranten sind wie Kakerlaken. Sie sehen vielleicht ein wenig aus wie Bob Geldofs Ethiopien seit 1984, aber sie sind in der Lage einen nuklearen Schlag zu überleben.
Richtig!
Diese Migranten sind wie Kakerlaken. Sie sehen vielleicht ein wenig aus wie Bob Geldofs Ethiopien seit 1984, aber sie sind in der Lage einen nuklearen Schlag zu überleben.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Katie Hopkins (geb. 1975) ist britische Journalistin u.a. bei The Sun und Daily Mail.
Quelle:
Aus der Tageszeitung The Sun, zitiert in The Guardian, 19. April 2015.
Kontext:
Katie Hopkins wurde wegen dieses und weiterer diskriminierender, rassistischer und menschenverachtender Zitate mehrfach angeklagt, erhielt für mehrere Äußerungen hohe Geldbußen. Solche Zitate sind eine typische Strategie des rechtspopulistischen Lagers. Sie wollen die öffentliche Meinung beeinflussen, indem Akteur:innen wie Hopkins immer wieder Tabus der bürgerlichen Mitte und des liberal-demokratischen Common Sense brechen. Ziel ist eine Normalisierung von rechtem Gedankengut. In dem Zitat wird Migration als allerhöchste Gefahr und als Unsicherheitsfaktor inszeniert.
Zum Weiterlesen:
*Zoe Williams (2015): Katie Hopkins calling migrants vermin recalls the darkest events of history.
OK
Jede Feierstunde in Westberlin und in der BRD unterschlägt, dass die Kristallnacht von 1938 heute täglich von den Zionisten in den besetzten Gebieten, in den Flüchtlingslagern und in den israelischen Gefängnissen wiederholt wird. Aus den vom Faschismus vertriebenen Juden sind selbst Faschisten geworden, die in Kollaboration mit dem amerikanischen Kapital das palästinensische Volk ausradieren wollen.
Richtig!
Jede Feierstunde in Westberlin und in der BRD unterschlägt, dass die Kristallnacht von 1938 heute täglich von den Zionisten in den besetzten Gebieten, in den Flüchtlingslagern und in den israelischen Gefängnissen wiederholt wird. Aus den vom Faschismus vertriebenen Juden sind selbst Faschisten geworden, die in Kollaboration mit dem amerikanischen Kapital das palästinensische Volk ausradieren wollen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Deutschland: Schwarze Ratten Tupamaros.
Schwarze Ratten Tupamaros (1969-1970) gingen aus dem subkulturellen Milieu in West-Berlin hervor und gründeten sich offiziell 1969. Angelehnt an das Stadt-Guerilla Konzept Südamerikas sah sich die Gruppe als Teil der internationalistischen und antiimperialistischen Bewegung. Wesentlicher Bestandteil ihrer ideologischen Ausrichtung war ein ausgeprägter Antizionismus und Antisemitismus, der sich in einem Bombenanschlag auf das Jüdische Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße am 9. November 1969 Ausdruck verschaffte. Nach der Verhaftung führender Köpfe löste sich die Gruppe im Juli 1970 auf.
Quelle:
Schwarze Ratten (1969): TW, Schalom und Napalm, Flugblatt, in: AGIT 883, Nr. 40 vom 13.11.1969, 9.
Kontext:
Der territoriale Konflikt in und um Israel/Palästina wird immer wieder auch Zwecks antisemitischer Mobilisierung genutzt und mit antisemitischen Narrativen aufgeladen. Um legitime Kritik am vorgehen einzelner Regierungen Israels von israelbezogenen Antisemitismus zu unterscheiden empfiehlt sich die Verwendung des sogenannten 3D Test. Dieser besagt, dass Äußerungen in denen Israel delegitimiert (Stichwort „Existenzrecht“) oder dämonisiert (ua „Israelis sind die neuen Nazis“) wird, bewegen sich außerhalb von legitimer Kritik bsp. an Besatzungspraktiken. Das dritte „D“ steht für „doppelte Standards“. Darunter werden Narrative subsumiert, die exklusiv für Israel gelten sollen (u.a. Zuschreibungen wie „Kindermörder Israel“), aber bei anderen territorialen Konflikten in der Welt nicht angeführt werden und dabei Bezug nehmen auf historisch antisemitsche Mythen wie z.B. der „Blutmordlegende“ des Antijudaismus. Das Narrativ „aus den Holocaust Überlebende sind selbst Nazis geworden“ zählt dabei zu den am stärksten verbreiteten Narrativen des israelbezogenen Antisemitismus.
Zum Weiterlesen:
Der Spiegel (2020): Berliner Tupamaros-Anschlag 1969: Dieter Kunzelmann und der „Judenknax“.
Hagail (2021): Der 3-D-Test zu israelbezogenem Antisemitismus.
Bundeszentrale für politische Bildugn (2021): Israelbezogener Antisemitismus.
OK
„Selbstverteidigung ist ein unveräußerliches Menschenrecht, und die Taktik der Konfrontation mit dem Regime wird sich ändern, um sicherzustellen, dass die Menschen ihr Recht auf Leib und Leben verteidigen.“
Richtig!
„Selbstverteidigung ist ein unveräußerliches Menschenrecht, und die Taktik der Konfrontation mit dem Regime wird sich ändern, um sicherzustellen, dass die Menschen ihr Recht auf Leib und Leben verteidigen.“
Jahr:
Autor*inneninfo:
Walter Rodney (1942-1980) war ein Historiker und Politiker aus Guyana, der durch einen Sprengstoffanschlag der guyanischen Armee ermordet wurde.
Quelle:
Zitat übersetzt nach: Walter Rodney (1979): People’s Power, no Dictator. Georgetown, Guyana: Working People’s Alliance.
Bild: By Unknown – Original publication: unknownImmediate source: Weekend Mirror News article, Fair use, https://en.wikipedia.org/w/index.php?curid=53688584
Kontext:
Das Zitat stammt aus der Rede „People’s Power, no Dictator“, die Walter Rodney 1979 gehalten hat. Rodney war panafrikanischer, marxistischer Historiker und politischer Aktivist. Er stammte aus dem südamerikanischen Guyana und war nach einem Studium in Mona (Jamaika) und London (UK) als Universitätsdozent in Tansania tätig, bis er 1974 Professor in Georgetown, Guyana wurde. Er engagierte sich politisch gegen die autoritärer werdende Regierung von Forbes Burnham. So entwickelt er in verschiedenen Reden die Ideen einer Selbstemanzipation der Werktätigen, der Volksmacht (People’s Power) und einer rassenübergreifenden Demokratie (multi-racial democracy). In dem Zitat wendet sich Rodney gegen die zunehmend diktatorische Regierung von Forbes Burnham und betont dagegen Selbstverteidigung als universales Menschenrecht.
Zum Weiterlesen:
*Walter Rodney 2023 [1971]: Wie Europa Afrika unterentwickelte. Berlin: Manifest Bücher.
*Bafta Sarbo (14.12.2023): Wie Walter Rodney den Marxismus weiterentwickelte, https://www.jacobin.de/artikel/walter-rodney-dritte-welt-kapitalismus
*Massimiliano Tomba (2019): Insurgent Universality. An Alternative Legacy of Modernity. New York: Oxford University Press.
OK
Der Teufel steckte in dem Engländer, dass er alles zum Arbeiten zwingt: er zwingt den [Schwarzen] zur Arbeit, das Pferd zur Arbeit, den Esel zur Arbeit, das Holz zur Arbeit, das Wasser zur Arbeit, und den Wind zur Arbeit.
Richtig!
Der Teufel steckte in dem Engländer, dass er alles zum Arbeiten zwingt: er zwingt den [Schwarzen] zur Arbeit, das Pferd zur Arbeit, den Esel zur Arbeit, das Holz zur Arbeit, das Wasser zur Arbeit, und den Wind zur Arbeit.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Anonyme versklavte Person in Barbados
Quelle:
Zitat: Anonym (1676): Great Newes from the Barbadoes, Or, A True and Faithful Account of the Grand Conspiracy of the Negroes against the English and the Happy Discovery of the Same with the Number of Those That Were Burned Alive, Beheaded, and Otherwise Executed for Their Horrid Crimes. With a Short Discription of That Plantation. London: L. Curtis, S. 6f.
Bild: Wikimedia
Kontext:
Nachdem die Bewohner:innen von Barbados im 16. Jahrhundert von Portugal gekidnappt und versklavt oder vertrieben worden waren, eignete sich England die Insel 1625 an (bis 1962). Englische und irische Leibeigene, versklavte Afrikaner*innen sowie amerikanische Indigene wurden als Plantagenarbeiter*innen für den Zuckerrohranbau angesiedelt, ausgebeutet, gefoltert und ermordet. Sie setzten sich – oftmals gemeinsam – durch Flucht, Brandstiftung, Totschlag und Revolte zur Wehr. In der Karibik, sowie in anderen Teilen der Amerikas, bildeten widerständige ehemals Verklavte sogenannte Maroon-Gemeinschaften (Linebaugh & Rediker 2008).
Zum Weiterlesen:
*Peter Linebaugh & Marcus Rediker (2008): Die vielköpfige Hydra. Die verborgene Geschichte des revolutionären Atlantiks. Hamburg: Assoziation A.
OK
Nur wenige ihrer Kinder (…) lernen Englisch. (…) Sie importieren viele Bücher aus Deutschland. (…) [Z]wei von sechs Verlagshäusern gehören vollständig den Deutschen, zwei sind halb deutsch, halb englisch und zwei sind ganz englisch (…). Die Schilder in unseren Straßen sind in beiden Sprachen gehalten, manchmal sogar nur in Deutsch (…). Bald werden sie uns zahlenmäßig überlegen sein, sodass all die Vorteile, die wir haben (…) nicht ausreichen werden, um unsere Sprache zu erhalten. Auch unsere Regierung gerät dadurch ins Wanken.
Richtig!
Nur wenige ihrer Kinder (…) lernen Englisch. (…) Sie importieren viele Bücher aus Deutschland. (…) [Z]wei von sechs Verlagshäusern gehören vollständig den Deutschen, zwei sind halb deutsch, halb englisch und zwei sind ganz englisch (…). Die Schilder in unseren Straßen sind in beiden Sprachen gehalten, manchmal sogar nur in Deutsch (…). Bald werden sie uns zahlenmäßig überlegen sein, sodass all die Vorteile, die wir haben (…) nicht ausreichen werden, um unsere Sprache zu erhalten. Auch unsere Regierung gerät dadurch ins Wanken.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Benjamin Franklin (1706-1790) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Politiker. Er war ein Autor der Unabhängigkeitserklärung der USA.
Quelle:
Brief von Benjamin Franklin an Peter Collinson: The Support of the Poor, 9. Mai 1753.
Kontext:
Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelten sich die ersten wichtigen politischen Unabhängigkeitsdiskurse in den Kolonien Nordamerikas. In Europa herrschten Kriege und Konflikte, die zwischen 1756 und 1763 im ‚Siebenjährigen Krieg‘ mündeten. Dadurch wurden die Kolonien in Amerika noch wichtiger für die Finanzen der verschuldeten und kriegstreibenden Staatshaushalte der Kolonialregime in Europa. Die Brit:innen erhöhten die Steuern auf Tee und Zucker in den britischen Kolonien. Wenige Jahre später, 1774, kam es zur Gründung der separatistischen ‘Boston Tea Party’ und 1775 zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. In diesem Zitat beklagt sich Benjamin Franklin über die fehlende Integrationsbereitschaft der deutschen Migrant:innen. Franklin fürchtet eine deutsche Parallelgesellschaft.
Zum Weiterlesen:
*Eske Wollrad (2005): Weißsein im Widerspruch. Feministische Perspektiven auf Rassismus, Kultur und Religion. Königstein im Taunus.: Ulrike Helmer.
OK
Alle I*** haben im Allgemeinen ein solches Entsetzen und eine solche Angst vor den Krankenhäusern, dass es nicht möglich ist, sie davon zu überzeugen, dorthin zu gehen, um geheilt zu werden, weil sie antworten, dass sie sterben werden.
Richtig!
Alle I*** haben im Allgemeinen ein solches Entsetzen und eine solche Angst vor den Krankenhäusern, dass es nicht möglich ist, sie davon zu überzeugen, dorthin zu gehen, um geheilt zu werden, weil sie antworten, dass sie sterben werden.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Spanischer Priester in Oaxaca, Mexiko
Quelle:
Paul F. Ramirez (2018): Enlightened Immunity: Mexico’s Experiments with Disease Prevention in the Age of Reason. Standford: Stanford University Press, S. 12
Kontext:
Laut Ramirez (2018: 12) gab es viele Diskurse, welche Indigene, die sich den Epidemie-Maßnahmen der Spanier*innen widersetzen, als „abergläubisch“ verurteilten. Allerdings war die Angst nicht unbegründet, denn bereits die ersten Europäer*innen brachten Pocken, Masern, Grippe und Typhus mit, gegen die die indigene Bevölkerung keine Abwehrreaktionen hatte. „Nicht die überlegenen Waffen der Europäer waren es, denen die allermeisten Indigenen zum Opfer fielen: Es waren die Seuchen. Innerhalb von nur 100 Jahren wurden nach wissenschaftlichen Schätzungen in großen Teilen des Doppelkontinents bis zu 95 Prozent der Bevölkerung dahingerafft“ (Wagner 2020). Heutzutage entwickeln sich nach dem Epidemiologen Rob Wallace u.a. durch die Zerstörung von Natur und Lebensräumen, Massentierhaltung und „die kapitalistische Wirtschaftsweise, die Profit vor Natur, Mensch und Gesundheit“ (Wallace 2020) stellt, ständig neue Erreger von Krankheiten für Mensch-, Tier- und Pflanzenwelt.
Zum Weiterlesen:
*Der Freitag (Thomas Wagner, 28.09.2020): Der Viren-Wirt Pandemie Hinter Covid-19 stehen Massentierhaltung und Raubbau, also der Neoliberalismus, erklärt Rob Wallace. Der Freitag 38/2020.
*Rob Wallace (2020): Competing with Nature: COVID-19 as a Capitalist Virus (Interview by Ashley Smith). Spectre Journal 16.10.2020.
OK
Wir dürfen in der Kolonialpolitik nicht einen rein negativen Standpunkt einnehmen, sondern wir müssen eine positive sozialistische Kolonialpolitik treiben. (Publikum: Bravo!) Wir müssen von der utopischen Idee abkommen, die dahin geht, die Kolonien zu verkaufen. Die letzte Konsequenz dieser Anschauung wäre, dass man die Vereinigten Staaten den Indianern zurückgäbe. (Publikum: Unruhe.) Die Kolonien sind da, damit muss man sich abfinden.
Richtig!
Wir dürfen in der Kolonialpolitik nicht einen rein negativen Standpunkt einnehmen, sondern wir müssen eine positive sozialistische Kolonialpolitik treiben. (Publikum: Bravo!) Wir müssen von der utopischen Idee abkommen, die dahin geht, die Kolonien zu verkaufen. Die letzte Konsequenz dieser Anschauung wäre, dass man die Vereinigten Staaten den Indianern zurückgäbe. (Publikum: Unruhe.) Die Kolonien sind da, damit muss man sich abfinden.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Eduard Bernstein (1850-1932) war deutscher Sozialdemokrat und Mitglied der SPD. Das Zitat stammt aus einer Rede auf dem Internationalen Sozialisten-Kongress zu Stuttgart, der vom 18. bis zum 24. August 1907 stattfand.
Quelle:
Zitiert nach Karl Kautsky (1907): Sozialismus und Kolonialpolitik. Berlin: Buchhandlung Vorwärts, S. 6.
Kontext:
Während die katholische Zentrumspartei die Kolonialpolitik geschlossen unterstützte, gab es bei den Sozialist:innen Auseinandersetzungen. Im Gegensatz zu Bernstein vertrat Karl Kautsky die Ansicht, dass Sozialismus und Kolonialpolitik ein Widerspruch in sich seien. Kautsky kritisiert, dass Bernstein ausdrücklich ein Herrschaftsverhältnis rechtfertige (Kautsky 1907: 17): das Recht von Völkern „höherer“ Kultur, Völker „minderer“ Kultur zu bevormunden. Am Ende des Kongresses wurde nur „kapitalistische Kolonialpolitik“ verdammt, da diese unvermeidlich zu „Zwangsarbeit und der Vernichtung der indigenen Völker“ führe, während nur Sozialismus eine „friedliche kulturelle Entwicklung“ ermöglichen könne. Kautsky widerspricht in seiner Publikation der Zivilisierungsmission der Europäer:innen: „Was braucht man an solchen Leuten viel zu erziehen und zu bevormunden?“ (ebd. S. 46).
Zum Weiterlesen:
*Karl Kautsky (1907): Sozialismus und Kolonialpolitik. Berlin: Buchhandlung Vorwärts, S. 6.
OK
Antisemitismus, das darf man nicht vergessen, ist vor allem in muslimisch geprägten Kulturkreisen besonders stark vertreten
Richtig!
Antisemitismus, das darf man nicht vergessen, ist vor allem in muslimisch geprägten Kulturkreisen besonders stark vertreten
Jahr:
Autor*inneninfo:
Deutschland: Philipp Amthor
Amthor (Jahrgang 1992) ist seit 2017 Abgeordneter des Deutschen Bundestages für die CDU. 2021 tauchte ein Foto mit Amthor und zwei bekennenden Neonazis auf einem Pferdefestival auf. Die Männer trugen auf dem Foto Solidaritätsshirts für die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck. Amthor gab später an, dass das Foto nicht entstanden sei, wenn er die Solidaritätsbekundung der beiden bemerkt hätte.
Quelle:
Kontext:
Das Narrativ des „importierten Antisemitismus“, z.B. durch Muslime, ist eine gängige Erzählung der Neuen Rechten. Die Aussage dient als ultimativer „Schlussstrich“. „Die Deutschen“ hätten ihren Antisemitismus überwunden und aufgearbeitet u.a. durch die fortschrittliche Erinnerungspolitik. Der nun grassierende Antisemitismus sei daher ein Phänomen von migrantischen / muslimischen Communities. Die jährlich erscheinende Statistik des Bundeskriminalamtes zu politisch motivierter Gewalt zeigt auch 2022 ein anderes Bild: 90 % der antisemitischen Straftaten gehen in Deutschland aus dem politisch rechten Spektrum hervor.
Zum Weiterlesen:
Ozan Zakariya Keskinkılıç (2019): Die Islamdebatte gehört zu Deutschland. Berlin. Aphorisma Verlag.
OK
Ich kann keinen Unterschied zwischen schwarz und weiß sehen (…). Weder als Einzelpersonen noch als Gruppe. Der Unterschied könnte sein, dass die Kultur nicht dieselbe ist oder dass sie nicht dasselbe Niveau erreicht haben wie wir (…). Und das liegt nicht am einzelnen Menschen.
Richtig!
Ich kann keinen Unterschied zwischen schwarz und weiß sehen (…). Weder als Einzelpersonen noch als Gruppe. Der Unterschied könnte sein, dass die Kultur nicht dieselbe ist oder dass sie nicht dasselbe Niveau erreicht haben wie wir (…). Und das liegt nicht am einzelnen Menschen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Anonymer dänischer „Entwicklungshelfer“, interviewt von Maria Eriksson Baaz im Rahmen ihres Buches „Paternalism of Partnership“.
Quelle:
Maria Eriksson Baaz (2005): The Paternalism of Partnership. A Postcolonial Reading of Identity in Development Aid. London: Zed Books. S. 47
Kontext:
In diesem Zitat zeigen sich zwei gängige Formen des Umgangs mit dem Kulturbegriff von weißen Menschen: Auf der einen Seite Unterschiede ganz negieren und so zu tun, als ob alle Menschen gleich wären („Farbenblindheit“). Problem: Insbesondere Machtverhältnisse werden darin nicht berücksichtigt. Trotzdem spricht aus dem Zitat auf der anderen Seite auch eine verinnerlichte Überlegenheit. Weiße Menschen gehen oft davon aus, dass sie selbst das höchste Niveau (auf unterschiedlichen Skalen: Entwicklung, Demokratie, etc.) erreicht hätten und andere Menschen bzw. Kulturen noch zu entwickeln seien.
Zum Weiterlesen:
*glokal e.V. (2013): „Mit kolonialen Grüßen…“ Berichte und Erzählungen von Auslandsaufenthalten rassismuskritisch betrachtet. Berlin.
*glokal e.V. (2016): Das Märchen von der Augenhöhe. Macht und Solidarität in Nord-Süd-Partnerschaften. Berlin: Selbstverlag.
*Timo Kiesel und Carolin Philipp (2011): White Charity. Schwarzsein und Weißsein auf Spendenplakaten. Dokumentarfilm.
OK
Kultūr (lat.), eigentlich Pflege und Vervollkommnung eines nach irgendeiner Richtung der Verbesserung fähigen Gegenstandes, z. B. K. des Bodens, der Waldungen, einzelner Tiere, besonders aber die Entwickelung und Veredelung des menschlichen Lebens und Strebens.
Richtig!
Kultūr (lat.), eigentlich Pflege und Vervollkommnung eines nach irgendeiner Richtung der Verbesserung fähigen Gegenstandes, z. B. K. des Bodens, der Waldungen, einzelner Tiere, besonders aber die Entwickelung und Veredelung des menschlichen Lebens und Strebens.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Meyers Großes Konversationslexikon wurde erstmals 1840 veröffentlicht. Herausgeber war das Bibliographische Institut unter Joseph Meyer. 1986 wurde die Reihe eingestellt, nachdem das Institut mit dem Brockhaus Verlag fusionierte.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon (1907): Lexikoneintrag zu „Kultūr“, Band 11. Leipzig, S. 788
Kontext:
Hier wird deutlich, wie klar verknüpft die Verständnisse von Kultur und Entwicklung gedacht wurden. Lexika haben die Funktion, gesellschaftliches Wissen festzuschreiben und üben dabei gleichzeitig Definitionsmacht aus.
Zum Weiterlesen:
*Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg., 2011): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast Verlag.
OK
Seit sie Kontakt mit Europäer:innen haben, sind Aborigines wie ich als „straight“ konstruiert worden. (…) Die sexuelle und geschlechtsspezifische Vielfalt der Ureinwohner bleibt in den Aufzeichnungen und Interpretationen von Geschichten meistens abwesend, und diese Abwesenheiten verstärken eine heterozentrische Lektüre der Kultur der Aborigines. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Homophobie und Transphobie von den christlichen Missionaren eingeführt wurden. Die soziale Ordnung der Missionen in ihrem Versuch, die Eingeborenen zu „zivilisieren“, beschränkte den Ausdruck der Aborigines.
Richtig!
Seit sie Kontakt mit Europäer:innen haben, sind Aborigines wie ich als „straight“ konstruiert worden. (…) Die sexuelle und geschlechtsspezifische Vielfalt der Ureinwohner bleibt in den Aufzeichnungen und Interpretationen von Geschichten meistens abwesend, und diese Abwesenheiten verstärken eine heterozentrische Lektüre der Kultur der Aborigines. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Homophobie und Transphobie von den christlichen Missionaren eingeführt wurden. Die soziale Ordnung der Missionen in ihrem Versuch, die Eingeborenen zu „zivilisieren“, beschränkte den Ausdruck der Aborigines.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Troy-Anthony Baylis (geb. 1976) ist ein Jawoyn-Aboriginal aus dem nördlichen Australien. Er ist Künstler, Kurator und Schriftsteller.
Quelle:
Troy-Anthon Baylis (15.04.2014): The art of seeing Aboriginal Australia’s queer potential. In: The Conversation.
Kontext:
Troy-Anthon Baylis forscht zu Gendervielfalt und fand heraus, dass es auf den australischen Tiwi-Inseln indigene Bezeichnungen für nicht-binäre Geschlechter gibt (The Hook Up 2018). Nicht-heterosexuelle Konzepte, wie z.B. ‚two-spirit‘ (zwei-geistig) in Nordamerika, gehörten in vielen vorkolonialen Gesellschaften zur Sexualität dazu. Diese wurden von christlicher Kirche und Kolonisator:innen als unmoralisch oder verwerflich betrachtet und verboten. In der katholischen Kirche war schon ab dem Dritten Lateranerkonzil von 1179 Homosexualität und nicht-prokreativer Sex verdammt (Boswell 1981, zitiert nach Federici 2014: 47) als eine Unkeuschheit gegen die Natur (Spencer 1995, zitiert nach Federici 2014: 47).
Zum Weiterlesen:
*Zuher Jazmati (2016): All-Round-Reflexionen: Was anti-koloniale Perspektiven mit Gender und Queer zu tun haben. In: Quix-Kollektiv (Hrsg.): Willst du mit mir gehen? S. 19f.
*The Hook Up (2018): What do we know about queer Indigenous history?
*Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe. Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum.
*Pearson McKinney (2016): Before European Christians Forced Gender Roles, Native Americans Acknowledged 5 Genders.
OK
Wenn der Sozialkörper des Landes von einer Krankheit befallen ist, die ihm das Gedärm zerfrisst, bildet er Antikörper. (…) Je mehr die Regierung die Guerilla kontrolliert und vernichtet, desto mehr gehen die Aktivitäten der Antikörper zurück, wie es bereits geschieht. Es ist nur eine natürliche Reaktion auf einen kranken Körper.
Richtig!
Wenn der Sozialkörper des Landes von einer Krankheit befallen ist, die ihm das Gedärm zerfrisst, bildet er Antikörper. (…) Je mehr die Regierung die Guerilla kontrolliert und vernichtet, desto mehr gehen die Aktivitäten der Antikörper zurück, wie es bereits geschieht. Es ist nur eine natürliche Reaktion auf einen kranken Körper.
Jahr:
Autor*inneninfo:
César Augusto Guzzetti (1925-1988) war Außenminister der argentinischen Junta ab 1976. Er wurde im Mai 1977 von linken Gueriller@s angeschossen und musste sein Amt einem anderen überlassen.
Quelle:
Zitiert nach Nami Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Fischer, S. 162f.
Kontext:
Kranheitsmetaphern wurden und werden in der Politik oft benutzt, um komplizierte gesellschaftliche Vorgänge zuzuspitzen und drastische politische Maßnahmen zu rechtfertigen. Der Nazi-Arzt Fritz Klein sagte: „Der Jude ist ein entzündeter Blinddarm im Körper der Menschheit.“ Die Roten Khmer rechtfertigten Massenhinrichtungen in Kambodscha: „Was infiziert ist, muss herausgeschnitten werden“ (vgl. Klein 2010: 163). Susan Sontag (1981) schrieb, dass die Verwendung von Krankheitsmetaphern wie „Krebs“ strenge Maßnahmen rechtfertigt und „als solche schon implizit genozidal“ ist.
Zum Weiterlesen:
*Susan Sonntag (1981): Krankheit als Metapher. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch.
OK
Das Volk, dessen Zustand und Herkunft ich in dieser Schrift abzuhandeln gedenke, die Z*******, sind eine überaus sonderbare Erscheinung in Europa. Wir mögen uns in ihren Wohnungen umsehen, oder bei ihren Mahlzeiten als Zuschauer setzen oder endlich auch nur einen Blick auf ihre Gesichter werfen. Immer finden wir sie eigen und werden bei jedem Schritte von einer neuen und ungewohnten Scene überrascht. Das Sonderbare aber bei diesen irrenden Fremdlingen ist, daß weder Zeit noch Clima, noch Beispiele, bisher auf sie, überhaupt genommen, merklichen Einfluß gehabt haben.
Richtig!
Das Volk, dessen Zustand und Herkunft ich in dieser Schrift abzuhandeln gedenke, die Z*******, sind eine überaus sonderbare Erscheinung in Europa. Wir mögen uns in ihren Wohnungen umsehen, oder bei ihren Mahlzeiten als Zuschauer setzen oder endlich auch nur einen Blick auf ihre Gesichter werfen. Immer finden wir sie eigen und werden bei jedem Schritte von einer neuen und ungewohnten Scene überrascht. Das Sonderbare aber bei diesen irrenden Fremdlingen ist, daß weder Zeit noch Clima, noch Beispiele, bisher auf sie, überhaupt genommen, merklichen Einfluß gehabt haben.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Moritz Gottlieb Grellmann (1756-1804) gilt als Gründer der „Tsiganologie“. In seinem Werk behauptete er, Rom:nja würden Kinder stehlen und vermutlich essen. Weiter beschrieb er die Romni als äußerst sexuell freizügig. Er wurde 1787 zum Professor in Göttingen ernannt.
Quelle:
Gottlieb Grellmann (1787): Historischer Versuch über die Z******* betreffend die Lebensart und Verfassung und Sitten und Schicksale dieses Volkes seit seiner Erscheinung in Europa und dessen Ursprung. Göttingen: Bey Johann Christian Dieterich.
Kontext:
Obwohl Grellmann als der sogenannte Gründer der Tsiganologie gehandelt wird, hat er wohl selbst nie mit Rom:nja gesprochen. Sein gesamtes Werk ist entweder abgeschrieben oder im Gespräch mit einem Priester, der mit Romnja: arbeitete, entstanden. Auch war es nicht Grellmann, der die indische Herkunft linguistisch nachweisen konnte. Die Schrift ist ein Beispiel dafür, wie in der sozialwissenschaftlichen Forschung über, aber nicht mit den „Forschungsobjekten“ gesprochen wird.
Zum Weiterlesen:
*Ian F. Hancock (1987): The Pariah Syndrome: An Account of Gypsy Slavery and Persecution. Ann Arbor: Karoma Publishers.
OK
Von Arbeit stirbt kein Mensch, aber von leidig und müßig gehen kommen die Leute um Leib und Leben, denn der Mensch ist zum Arbeiten geboren wie der Vogel zum Fliegen.
Richtig!
Von Arbeit stirbt kein Mensch, aber von leidig und müßig gehen kommen die Leute um Leib und Leben, denn der Mensch ist zum Arbeiten geboren wie der Vogel zum Fliegen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Martin Luther (1483-1546) war deutscher Mönch, Theologieprofessor und die wichtigste Persönlichkeit der Reformation, welche die Macht der katholischen Kirche herausforderte.
Quelle:
Zitat: Heinz-Josef Bontrup (2009): Arbeit und Kapital. Wirtschaftspolitische Bestandsaufnahme und Alternativen. In: Johannes Rehm / Hans G. Ulrich (Hrsg.): Menschenrecht auf Arbeit? Sozialethische Perspektiven, Stuttgart: Kohlhammer, S. 164.
Bild: Wikimedia.
Kontext:
Der Begründer des Protestantismus Luther sah Arbeit als Gottesdienst an und betonte die Gleichwertigkeit weltlicher und geistlicher Berufe. Die protestantische Auffassung von Arbeit diente in den folgenden Jahrhunderten als eine der ideologischen Komponenten um zu rechtfertigen, dass man Menschen, die als nicht arbeitsam galten, in Arbeitshäuser sperrte und zur Arbeit zwang. Besonders im Calvinismus wurde Eigentum und Vermögen als Zeichen göttlichen Wohlgefallens betrachtet. Der Soziologe Max Weber beschreibt in seinem Buch „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ (1904/1905) den engen Zusammenhang zwischen protestantischer Arbeitsethik und dem Kapitalismus.
Zum Weiterlesen:
*Johannes Rehm & Hans G. Ulrich (2009): Menschenrecht auf Arbeit? Sozialethische Perspektiven. Stuttgart: Kohlhammer.
*Deutschlandfunk (13.06.2020): Zum 100. Todestag Max Webers. Der Jahrhundertsoziologe und die Politik.
OK
Im eigentlichen Afrika ist es die Sinnlichkeit, bei der der Mensch stehenbleibt […] Diese Völker sind aus sich nie herausgekommen, haben in der Geschichte keinen Fuß gefaßt. […] Dieses Afrika bleibt in seiner ruhigen, trieblosen, aus sich nicht treibenden Sinnlichkeit und ist noch nicht in die Geschichte eingetreten und hat keinen weiteren Zusammenhang mit der Geschichte, als daß die Einwohner zu Sklaven in ärmerer Zeit gebraucht wurden.
Richtig!
Im eigentlichen Afrika ist es die Sinnlichkeit, bei der der Mensch stehenbleibt […] Diese Völker sind aus sich nie herausgekommen, haben in der Geschichte keinen Fuß gefaßt. […] Dieses Afrika bleibt in seiner ruhigen, trieblosen, aus sich nicht treibenden Sinnlichkeit und ist noch nicht in die Geschichte eingetreten und hat keinen weiteren Zusammenhang mit der Geschichte, als daß die Einwohner zu Sklaven in ärmerer Zeit gebraucht wurden.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) war einer der wichtigsten deutschen Philosophen der Aufklärung.
Quelle:
Karl Bremer (1996): G.W.F. Hegel. Vorlesungen, Ausgewählte Nachschriften und Manuskripte (1822/1823). Bd. 12. Hamburg: Meiner, S. 98-100.
Kontext:
In der Aufklärung kam die Vorstellung auf, dass sich Gesellschaften durch Rationalität immer weiter entwickeln können. Für eine höhere Entwicklungsstufen wurde es für notwendig angesehen, die Natur – und Menschen, die als Naturvölker bezeichnet wurden – zu kontrollieren und zu unterwerfen. Laut G.F.W. Hegel hatten nur weiße Menschen die nötige „Rationalität“ für den Fortschritt, weswegen diese den Rest der Welt zu „humanisieren“ hätten. Afrika galt als der geschichtslose Kontinent, in dem die Menschen sich „nicht entwickelt“ hätten. Mit der philosophischen Konstruktion der Überlegenheit Europas rechtfertigte Europäer:innen koloniale Gewalt.
Zum Weiterlesen:
*Arnold Farr (2005): Wie Weißsein sichtbar wird. Aufklärungsrassismus und die Struktur eines rassifizierten Bewusstseins. In: Maureen Maisha Eggers et al. (Hrsg.): Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland. Münster: Unrast, S: 40-55.
*Eduardo Grüner (2008): „Haiti: a (forgotten) philosophical revolution.“
OK
Jeder, der Autorität bekommt, tyrannisiert andere; so wie viele Männer, Eltern, Herren, Magistrate, (…) sich aufschwingen zu Unterdrückern über solche, die unter ihnen sind, ohne zu wissen, dass ihre Frauen, Kinder, Diener, Subjekte ihre Mitgeschöpfe sind und das gleiche Privileg haben, teilzuhaben am Segen der Freiheit.
Richtig!
Jeder, der Autorität bekommt, tyrannisiert andere; so wie viele Männer, Eltern, Herren, Magistrate, (…) sich aufschwingen zu Unterdrückern über solche, die unter ihnen sind, ohne zu wissen, dass ihre Frauen, Kinder, Diener, Subjekte ihre Mitgeschöpfe sind und das gleiche Privileg haben, teilzuhaben am Segen der Freiheit.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Gerrard Winstanley (1609-1676) war protestantischer Reformer und politischer Aktivist in England.
Quelle:
Gerrad Winstanley (1649): The new law of righteousness, S. 158.
Kontext:
Winstanley war aktiv bei den sogenannten Diggers (Gräber:innen). Es waren zumeist Bäuer:innen ohne Land, die Land für die Allgemeinheit forderten, wo sie ihre Nahrung würden anbauen können. Er wollte eine Gesellschaft ohne Geld und Lohnarbeit. Winstanley macht in seinem Zitat deutlich, dass gewaltvolle Strukturen und Verhältnisse sich immer wieder reproduzieren. Von Gewalt und Unterdrückung betroffene Menschen merken dies meist am stärksten. Am häufigsten davon betroffen sind Menschen, die nicht den dominanten Kategorien von Race, Klasse, Gender, Sexualität usw. entsprechen, also Arme, Frauen, Homosexuelle, rassifizierte Menschen, Transgender, etc.
Zum Weiterlesen:
*Maria Mies (1986): Patriachy and Accumulation on a World Scale. Women in the International Division of Labour. London & New York: Zed Books.
OK
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