Walter Rodney (1942-1980) war ein marxistischer Historiker und Politiker aus Guyana. In einer Arbeiterfamilie geboren, hat er in Guyana und auf Jamaika studiert und u.a. in Hamburg und in Tansania gelehrt. 1980 wurde er während des Wahlkampfes für die Working People’s Alliance bei einem Bombenanschlag umgebracht. Eine Untersuchungskommission befand 2015, dass der Anschlag von staatlichen guayanischen Stellen ausging.
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OK
Die rassistischen Ideen der Weißen sind in der kapitalistischen Gesellschaft so tief verwurzelt, dass das Nicht-Fortschreiten der afrikanischen Landwirtschaft der angeborenen Minderwertigkeit des Afrikaners zugeschrieben wurde. Es wäre sehr viel zutreffender, zu sagen, dass es auf das Eindringen der Weißen zurückzuführen war, obgleich die Erklärung nicht den persönlichen bösen Willen der Kolonialherren oder ihrer rassischen Herkunft, sondern vielmehr an der organisierten Bosheit des kapitalistisch-kolonialistischen Systems liegt.
Richtig!
Die rassistischen Ideen der Weißen sind in der kapitalistischen Gesellschaft so tief verwurzelt, dass das Nicht-Fortschreiten der afrikanischen Landwirtschaft der angeborenen Minderwertigkeit des Afrikaners zugeschrieben wurde. Es wäre sehr viel zutreffender, zu sagen, dass es auf das Eindringen der Weißen zurückzuführen war, obgleich die Erklärung nicht den persönlichen bösen Willen der Kolonialherren oder ihrer rassischen Herkunft, sondern vielmehr an der organisierten Bosheit des kapitalistisch-kolonialistischen Systems liegt.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Quelle:
Walter Rodney (1975): 190.
Kontext:
Rodney analysiert in seinem Buch die gesellschaftliche und ökonomische Geschichte Afrikas vom 14. Jahrhundert bis zum Ende der Kolonialzeit. Im 15. Jahrhundert liegen Europa und Afrika demnach noch gleich auf. Er argumentiert, dass von da an durch Versklavung, imperialistische Dominanz, Kolonisierung und allgemeine Ausbeutung Afrika vom Westen abhängig gemacht wurde. Verarmung und Misere seit dem Ende der Kolonialzeit seien damit zu erklären.
Zum Weiterlesen:
Walter Rodney (1975): Afrika. Die Geschichte einer Unterentwicklung. Berlin: Klaus Wagenbach.
OK
„Die psychologischen Eigenheiten der Amerikaner weisen Züge auf, die der Psychoanalyse zugänglich wären, da sie auf eine starke sexuelle Unterdrückung hinweisen. Die Gründe für die Verdrängung sind im spezifisch amerikanischen Komplex zu suchen, nämlich im Zusammenleben mit den niederen Rassen, insbesondere den N*****. Das Zusammenleben mit den barbarischen Rassen hat eine suggestive Wirkung auf die mühsam unterworfenen Instinkte der weißen Rasse und zieht sie herunter. Daher sind stark ausgeprägte Abwehrmaßnahmen notwendig, die sich in den besonderen Aspekten der amerikanischen Kultur manifestieren. […]“
Richtig!
„Die psychologischen Eigenheiten der Amerikaner weisen Züge auf, die der Psychoanalyse zugänglich wären, da sie auf eine starke sexuelle Unterdrückung hinweisen. Die Gründe für die Verdrängung sind im spezifisch amerikanischen Komplex zu suchen, nämlich im Zusammenleben mit den niederen Rassen, insbesondere den N*****. Das Zusammenleben mit den barbarischen Rassen hat eine suggestive Wirkung auf die mühsam unterworfenen Instinkte der weißen Rasse und zieht sie herunter. Daher sind stark ausgeprägte Abwehrmaßnahmen notwendig, die sich in den besonderen Aspekten der amerikanischen Kultur manifestieren. […]“
Jahr:
Autor*inneninfo:
Carl Gustav Jung (1875-1961) war ein Schweizer Psychiater. In den 1920er Jahren, machte Jung einige lange Reisen zu verschiedenen Teilen Afrikas, außerdem besuchte er Indigene Gruppen in Nordamerika. Er gilt als Begründer der analytischen Psychologie.
Quelle:
Fernando, Suman (2017). Rassedenken und Rassismus werden zur Norm. In: Institutioneller Rassismus in Psychiatrie und klinischer Psychologie. Contemporary Black History. Palgrave Macmillan, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-319-62728-1_3
Kontext:
Die Analytische Psychologie wurde in Abgrenzung zur Psychoanalyse Freuds entwickelt. Jung war von 1907 bis 1913 ein Schüler und Freund Freuds. Analytische Psychologie wird überwiegend als Einzeltherapie angeboten. Hier sitzen sich Klient*in und Therapeut*in in der Regel gegenüber. Angestrebt wird ein Dialog zwischen beiden als gleichberechtigten Partner*innen und eine tiefe menschliche Begegnung. Die Therapeut*in wird aber auch als Belehrende und „Seelenführer*in“ verstanden.
Neben Kranheitsursachen in der individuellen Lebensgeschichte und in der gesellschaftlichen und kulturellen Situation gibt es auch Lebenskonflikte, die alle Menschen bewältigen müssen: die sogenannten archetypischen Probleme. Seine Beschreibungen dieser Archetypen basieren u.a. auf rassistischen Stereotypen die durch den Kolonialismus Einklang in europäische Wissenschaften gefunden haben.
Deshalb wird die Klient*in in der Analytischen Psychotherapie mit archetypischen Lösungswegen, wie sie in Mythen oder Märchen aufgezeigt werden, in Kontakt gebracht. Hierbei kommt es Unweigerlich zur Reproduktion von rassistischen und sexistischen Stereotypen. Die „Heilung“ soll durch Individuation erreicht werden. Individuation geschieht über Bewußtmachung und Integration bislang unbewußter polarer Persönlichkeitsanteile wie z.B. dem sogenannten Schatten als negativem oder dem Animus bzw. der Anima als gegengeschlechtlichen Anteil.
Zum Weiterlesen:
Typology Triad Blog (2021): Jung and racism.
OK
„Völker der Welt, wir amerikanischen N* appellieren an euch; unsere Behandlung in Amerika ist nicht nur eine interne Frage der Vereinigten Staaten. Es ist ein grundlegendes Problem der Menschlichkeit, der Demokratie, der Diskriminierung aufgrund von Rasse und Hautfarbe.”
Richtig!
„Völker der Welt, wir amerikanischen N* appellieren an euch; unsere Behandlung in Amerika ist nicht nur eine interne Frage der Vereinigten Staaten. Es ist ein grundlegendes Problem der Menschlichkeit, der Demokratie, der Diskriminierung aufgrund von Rasse und Hautfarbe.”
Jahr:
Autor*inneninfo:
W.E.B. Du Bois (1868-1963) war ein US-amerikanischer Menschenrechtsaktivist und Bürgerrechtler sowie Philosoph, Soziologe und Historiker.
Quelle:
Zitat: Brief an die neu gegründeten United Nations: „An Appeal to the World: A Statement of Denial of Human Rights to Minorities in the Case of Citizens of Negro Descent in the United States of America and an Appeal to the United Nations for Redress.“
Bild: By Unknown author. Wikimedia. Gemeinfrei.
Kontext:
In dem Brief an die neu gegründeten Vereinten Nationen und die angesichts des Nationalsozialismus implementierte Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verknüpft Du Bois die Situation der Schwarzen in den USA mit allgemeinen Fragen der Menschenrechte. Während die USA in Europa als Alliierte die Befreiung vom Faschismus und dem Unrecht maßgeblich vorangebracht haben, werden Schwarzen weiterhin grundlegende Rechte in den USA verwehrt. Du Bois appelliert an die Weltgemeinschaft, die ungerechte und unrechte Behandlung von Schwarzen nicht als innenpolitisches Problem den USA zu überlassen, sondern auch an die USA den Maßstab allgemeiner Menschlichkeit und Demokratie anzulegen.
Zum Weiterlesen:
*Deutschlandfunk (Birgit Morgenrath, 23.02.2018): Vor 150 Jahren – Bürgerrechtler W. E. B. Du Bois.
*Diane Izabiliza (26.03.2015): W.E.B. Du Bois. Ein afroamerikanischer Intellektueller und Aktivist in seiner Zeit, Lernen aus der Geschichte.
OK
Die Vereinigten Staaten müssen ihre wirtschaftlichen Hilfsprogramme im Ausland überprüfen (…). Wir wollen, dass [die armen Länder] sich wirtschaftlich verbessern, indem sie sich an uns halten und mit unseren Methoden an ihrer wirtschaftlichen Entwicklung arbeiten.
Richtig!
Die Vereinigten Staaten müssen ihre wirtschaftlichen Hilfsprogramme im Ausland überprüfen (…). Wir wollen, dass [die armen Länder] sich wirtschaftlich verbessern, indem sie sich an uns halten und mit unseren Methoden an ihrer wirtschaftlichen Entwicklung arbeiten.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Theodore W. Schultz (1902-1998) war Dekan für Wirtschaftswissenschaften and der Universität Chicago und erhielt 1979 den Nobelpreis für Wirtschaft.
Quelle:
Juan Gabriel Valdés (1995): Pinochet‘s Economists: The Chicago School in Chile. Cambridge: Cambrige University Press. (Übersetzung aus Klein 2010: 89)
Kontext:
Ab den 1950er Jahren gibt es besonders im Globalen Süden Theorien, die sich stark vom Ideal westlicher Entwicklung unterscheiden. Vertreter waren u.a. der Ökonom Raúl Prebisch (Argentinien) und der Soziologe Walden Bello (Philippinen). Sie wurden „rosa-rote“ Ökonom:innen oder Dependenztheoretiker:innen genannt. Rosa-rot bezeichnete eine Ausrichtung, die links, aber nicht kommunistisch (also „rot“) war. Viele unterhielten Beziehungen zu Staatschefs wie Salvador Allende (Chile) und Mohammad Mosaddegh (Iran). Weil sie die Allgemeingültigkeit des westlich-kapitalistischen Systems in Frage stellten, versuchte der Westen, sie u.a. durch Entwicklungshilfegelder oder im Ausland (z.B. and der Universität Chicago) ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler umzustimmen. Allende und Mosaddegh wurden mit Unterstützung von westlichen Geheimdiensten gestürzt.
Zum Weiterlesen:
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastophen-Kapitalismus. Frankfurt am Main: Fischer.
OK
Was können wir machen, außer Widerstand zu leisten? (…) Es wird nicht leicht sein, ihre Verbrechen gegen unser Volk zu vergelten, denn jeder unserer Schritte wird auf massive und willkürliche Vergeltung stoßen. (…) Aber das Schicksal unseres Volkes auf dieser steht bereits fest. Das Urteil ist mit dem Blut von Millionen hilfloser Juden besiegelt worden. Wir können entweder mit ihnen sterben oder versuchen, ihren Tod zu rächen. Unsere Rache wird zügel- und erbarmungslos sein müssen.
Richtig!
Was können wir machen, außer Widerstand zu leisten? (…) Es wird nicht leicht sein, ihre Verbrechen gegen unser Volk zu vergelten, denn jeder unserer Schritte wird auf massive und willkürliche Vergeltung stoßen. (…) Aber das Schicksal unseres Volkes auf dieser steht bereits fest. Das Urteil ist mit dem Blut von Millionen hilfloser Juden besiegelt worden. Wir können entweder mit ihnen sterben oder versuchen, ihren Tod zu rächen. Unsere Rache wird zügel- und erbarmungslos sein müssen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Polen: Gusta Dawidsohn-Draenger
Gusta (1917-1943) kam in Krakau einer orthodoxen jüdischen Familie zur Welt. In ihrer Jugend schloss sie sich der zionistischen Jugendgruppe Akiva an, für deren Zeitung sie Artikel verfasste und in deren Vorstand sie wirkte. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war sie maßgeblich an der Koordinierung des jüdischen Widerstands gegen die Nazis beteiligt. Gemeinsam mit anderen – unter ihnen ihr Ehemann Shimshon Draenger – schmuggelte sie Waffen, organisierte Verstecke und kämpfte mit Partisanen in umliegenden Wäldern. Im November 1943 wurde sie mit ihrem Ehemann von den Deutschen ermordet. Zwischen Januar und März 1943 hatte sie im Gefängnis auf eine Rolle Klopapier ihren umfangreichen Erinnerungen festgehalten.
Quelle:
Jochen Kast (Hg., 1999): Das Tagebuch der Partisanin Justyna. Jüdischer Widerstand in Krakau. Berlin: Espresso Verlag.
Kontext:
Europaweit gab es verschiedenste widerständige Handlungen von Juden. Zu nennen sind hier bewaffnete Aktionen in Ghettos (der bekannteste ist der Aufstand im Warschauer Ghetto) und sogar in Vernichtungslagern sowie die Partisan*innenbewegungen in verschiedenen Ländern, Fluchten in die Wälder und das Untertauchen auf der „arischen“ Seite. Untergrundorganisationen verteilten Flugblätter und Zeitschriften, manch eine*r versuchte, die Arbeit in den Fabriken und Werkstätten in den Ghettos zu sabotieren.
In mindestens 50 Gettos im besetzten Polen entstanden bewaffnete Widerstandsgruppen. Es ist – wie auch im Falle der anderen europäischen Länder – kaum möglich, hier verlässliche Zahlen zu nennen. Zeitgenössische Quellen gibt es nur wenige, da Untergrundaktivitäten gerade nicht dokumentiert wurden, um sie geheim zu halten. Die meisten Informationen haben wir aus den Erinnerungen überlebender Kämpferinnen und Kämpfer.
Die Initiative zur Gegenwehr ergriffen zumeist jüngere Männer und Frauen, die bereits in politischen Organisationen beziehungsweise Jugendbewegungen zusammengeschlossen und in den Ghettos weiterhin aktiv waren und sich regelmäßig trafen, um über die gegenwärtige Situation und angemessene Reaktionen zu diskutieren.
Als sie allmählich von den Massenmorden in den Vernichtungslagern oder durch Erschießungen erfuhren, erschien vielen von ihnen eine Revolte immer zwingender. Manche der dann entstehenden Bewegungen waren über die Ghettogrenzen hinaus vernetzt. So gab es gute Kontakte zwischen der jüdischen Kampforganisation ŻOB (Żydowska Organizacja Bojowa) in Warschau, Krakau und Tschenstochau. Andere Gruppierungen, gerade diejenigen in kleineren Gettos, mussten vollständig unabhängig voneinander agieren.
Zum Weiterlesen:
Bundeszetnrale für politische Bildung (Andrea Löw, 2014): Widerstand und Selbstbehauptung von Juden im Nationalsozialismus.
OK
Die Bodenschätze unter der Erde, die Banken und die Monopolindustrie sollen in das Eigentum des ganzen Volkes übergehen; (…) das Land soll unter denen geteilt werden, die es bearbeiten!
Männer und Frauen aller Rassen erhalten gleichen Lohn für gleiche Arbeit; es soll eine 40-Stunden-Woche geben (…) Bildung soll kostenlos, obligatorisch, universell und für alle Kinder gleich sein (…).
Richtig!
Die Bodenschätze unter der Erde, die Banken und die Monopolindustrie sollen in das Eigentum des ganzen Volkes übergehen; (…) das Land soll unter denen geteilt werden, die es bearbeiten!
Männer und Frauen aller Rassen erhalten gleichen Lohn für gleiche Arbeit; es soll eine 40-Stunden-Woche geben (…) Bildung soll kostenlos, obligatorisch, universell und für alle Kinder gleich sein (…).
Jahr:
Autor*inneninfo:
Freiheitscharta, die vom Afrikanischen Nationalkongress ANC erstellt wurde, in dem 50.000 Freiwillige in den Townships sammelten, was für die Menschen wichtige Freiheitsforderungen seien. Die auf einzelnen Zetteln gesammelten Forderungen wurden zusammengefasst und 1955 auf einem Kongress mit 3.000 Delegierten verabschiedet.
Quelle:
ANC (1955): The Freedom Charter.
Kontext:
In Südafrika regierte während des Apartheidsregimes von Beginn des 20. Jahrhunderts (besonders nach 1948) bis 1994 die weiße Minderheit über die Schwarze Mehrheit. Nelson Mandela, ehemaliger ANC-Widerstandskämpfer, wurde 1994 erster Schwarzer Präsident. Im Apartheidsregime wurde zwischen „White“, „Coloured“, „Asiatic“ oder „Indian“ und „Native“ Personen unterschieden, die je unterschiedliche Rechte hatten. Bereits 1912 gründete sich der ANC, der mit der „Missachtungskampagne“ (Defiance Campaign) gegen die Gesetze des Apartheidsregimes 1952 bis 1954 zur Massenorganisation und zum größten Hort des Widerstands wurde.
Zum Weiterlesen:
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt a. M.: Fischer.
OK
Sie lehren ihren eigenen Leuten, ihren Herren nicht zu gehorchen, sie hassen den König, verspotten die Ältesten, verurteilen die Bojaren (Fürsten), betrachten die dem König ergebenen als niederträchtig und verbieten den Leibeigenen für ihre Herren zu arbeiten.
Richtig!
Sie lehren ihren eigenen Leuten, ihren Herren nicht zu gehorchen, sie hassen den König, verspotten die Ältesten, verurteilen die Bojaren (Fürsten), betrachten die dem König ergebenen als niederträchtig und verbieten den Leibeigenen für ihre Herren zu arbeiten.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Presbyter Kosma war ein bulgarischer Schriftsteller im späten 10. Jahrhundert. Sein bekanntestes Werk, aus dem das Zitat stammt, richtet sich gegen die Bogomilien, eine asketisch lebende Glaubensgemeinschaft, die im heutigen Bulgarien verbreitet war.
Quelle:
Silvia Federici (2014: 56)
Kontext:
In den radikalen religiösen Häretiker:innenbewegungen hatten Frauen eine zentrale Rolle (Federici 2014: 38). Sie wurden ab dem 11. Jahrhundert in Frankreich und Italien, aber auch in anderen Regionen meist von Frauen gegründet (ebd.: 39). Von der Kirche wurden sie vehement bekämpft, wie aus dem Zitat deutlich wird. In den Inquisitionen im Mittelalter und danach wurden Menschen, hauptsächlich Frauen, als Hexen bezeichnet, um so Gemeinschaften und widerständige Individuen zu brechen. Es wird geschätzt, dass während der drei Jahrhunderte, in denen die Hexenverfolgung am stärksten war, 200.000 Frauen angeklagt, verurteilt und/oder ermordet wurden (ebd.: 208). Allein in Südwestdeutschland wurden von 1560 bis 1670 3200 Frauen als Hexen verbrannt (ebd.: 208).
Zum Weiterlesen:
*Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: mandelbaum kritik & utopie.
OK
„Daß es so etwas gibt wie ein Recht, Rechte zu haben […], wissen wir erst, seitdem Millionen von Menschen auftauchten, die solche Rechte verloren hatten […].“
Richtig!
„Daß es so etwas gibt wie ein Recht, Rechte zu haben […], wissen wir erst, seitdem Millionen von Menschen auftauchten, die solche Rechte verloren hatten […].“
Jahr:
Autor*inneninfo:
Hannah Arendt (1906-1975) war eine jüdische deutsch-US-amerikanische Theoretikerin und Journalistin, die durch die Nationalsozialist:innen in die Emigration gezwungen wurde und vor dem Hintergrund dieser Erfahrung dachte, schrieb und handelte.
Quelle:
Zitat: Hannah Arendt (1949): „Es gibt nur ein einziges Menschenrecht“, erschienen in: Die Wandlung, 4. Jg., Herbstheft 1949, S. 754-770, S. 759.
Bild: By Barbara Niggl Radloff – sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de, CC BY-SA 4.0.
Kontext:
Das Zitat stammt aus Arendts Essay „Es gibt nur ein einziges Menschenrecht“ aus dem Herbst 1949. Ausgehend von sog. Displaced Persons, von Staatenlosen, die sich nicht auf ihre Staatsbürgerlichkeit und damit verbundene Rechte berufen können, fragt sie, welche Rechte „verlustig gingen, als sie ihre Menschenrechte verloren“. Arendt verweist darauf, dass die Menschenrechte gerade die Entrechteten, also diejenigen, die den Schutz der Menschenrechte am dringlichsten bräuchten, nicht schützen können. Daher müssten sie, ausgehend von den Entrechteten, neu gedacht werden. Arendts Überlegungen beziehen sich vor allem auf die durch nationalsozialistische Verfolgung Entrechter und Staatenloser und ihre eigene Erfahrung als solche.
Zum Weiterlesen:
*Deutschlandfunk (Thomas Meyer, 15.12.2015): Hannah Arendt über Flüchtlinge: „Es bedeutet den Zusammenbruch unserer privaten Welt.“
*Michael Rothberg (2021): An den Grenzen des Eurozentrismus. Hannah Arendts „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“, in: Michael Rothberg: Multidirektionale Erinnerung. Holocaustgedenken im Zeitalter der Dekolonisierung. Berlin: Metropolverlag, S. 59-96.
*Thomas Meyer (2023): Hannah Arendt. Die Biographie. München: Piper Verlag.
OK
Ich werde sterben. Aber ich werde zurückkommen und Millionen sein.
Richtig!
Ich werde sterben. Aber ich werde zurückkommen und Millionen sein.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Tupac Katari (1750-1781) war ein Aymara-Anführer in der Rebellion gegen die spanischen Kolonisatoren im heutigen Bolivien. Er hatte die Namen von früheren Widerstandkämpfern (Tomás Katari und Túpac Amaru) übernommen, die von den Spaniern 1572 umgebracht worden waren.
Quelle:
Zitiert nach Thomas Guthmann (2017): Körper im Zeichen des Zeitstrahls. In glokal: Connecting the Dots. Lernen aus Geschichte(n) zu Unterdrückung und Widerstand, S. 98
Kontext:
Tupac Katari versammelte eine Armee von 40.000 Kämpfer:innen und belagerte La Paz. Seine Frau Bartolina Sisa hatte die Befehlsgewalt über die Belagerung und spielte nach der Festnahme Kataris eine wichtige Rolle. Als in fast allen lateinamerikanischen Ländern im 19. Jahrhundert der europäische Kolonialismus erfolgreich abgeworfen wurde, bedeutete das jedoch nicht, dass sich freie und gleiche Gesellschaften entwickeln konnten. Denn das formale Ende des europäischen Kolonialismus‘ bedeutete nicht das Ende der Herrschaftsverhältnisse. Neue Hierarchien wurden geschaffen, die Verteilung von Reichtum in vielen Ländern ist an Klasse, „Rasse“ und Geschlecht gebunden. Anibal Quijano argumentiert, dass der globale Kapitalismus den Kolonialismus als Herrschaftssystem ablöste und die Hauptprofiteur:innen dieses Systems noch immer die Europäer:innen und ihre Nachkommen in anderen Ländern sind (Quijano 2007: 168). Tupac Kataris Ausspruch wurde 2003 wieder aufgegriffen, als sich die Bevölkerung von Bolivien dem Ausverkauf des Erdgases widersetzte. „Als der neoliberale Präsident Sanchez de Lozada aus dem Präsidentenamt vertrieben wurde, hallte der Spruch durch die Straßen El Altos“ (Guthmann 2017: 98). Auch der ehemalige bolivianische Präsident Evo Morales sieht sich in Tupac Kataris Widerstandstradition (Morales Antrittsrede dokumentiert in New York Times, 23.01.2006).
Zum Weiterlesen:
*Thomas Guthmann (2017): Körper im Zeichen des Zeitstrahls. In glokal: Connecting the Dots. Lernen aus Geschichte(n) zu Unterdrückung und Widerstand.
*Anibal Quihano (2007): Coloniality and Modernity/Rationality, Cultural Studies 21 (2-3); 168-178.
**The New York Times (23.01.2006): “Bolivia Indians Hail the Swearing In of One of Their Own as President.”
OK
„Wie kann man mit vollem Recht zu dieser Welt gehören, die uns gemeinsam ist? […] Ausschluss, Diskriminierung und Selektion im Namen der Rasse sind jedoch weiterhin strukturierende […] Faktoren der Ungleichheit, der Verwehrung von Rechten und der aktuellen Herrschaft […].“
Richtig!
„Wie kann man mit vollem Recht zu dieser Welt gehören, die uns gemeinsam ist? […] Ausschluss, Diskriminierung und Selektion im Namen der Rasse sind jedoch weiterhin strukturierende […] Faktoren der Ungleichheit, der Verwehrung von Rechten und der aktuellen Herrschaft […].“
Jahr:
Autor*inneninfo:
Achille Mbembe (*1957) ist ein postkolonialer Theoretiker, Philosoph und Historiker. Aktuell ist er als Professor an der Witwatersrand-Universität in Johannisburg tätig.
Quelle:
Zitat: Achille Mbembe (2017): Kritik der schwarzen Vernunft, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, S. 321-322.
Bild: Wikimedia. Gemeinfrei.
Kontext:
Mbembe entwickelt in „Kritik der schwarzen Vernunft“ eine kritische Reflexion der westlichen Vorstellung von Vernunft und Rationalität, setzt sich mit aktuellen Dynamiken von Kolonialismus, Rassismus und Widerstand auseinander und versucht, Möglichkeiten für eine gerechtere und solidarische Weltordnung zu erkunden. In diesem Kontext versucht er zu zeigen, inwiefern das Ziel antikolonialer Befreiungskämpfe, das Recht auf gleiche Teilhabe für alle, auch für die Gegenwart relevant bleibt.
Zum Weiterlesen:
*Achille Mbembe (2017): Kritik der schwarzen Vernunft. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
*Katharina von Ruckteschell-Katte und Achille Mbembe (2016): „Warum halten wir Unterschiedlichkeit für ein Problem?“
OK
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen (…). Nur wer arbeitet, soll auch essen.
Richtig!
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen (…). Nur wer arbeitet, soll auch essen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Franz Müntefering (geb. 1940) ist ein deutscher SPD-Politiker. Er war von 2005 bis 2007 Vizekanzler und Bundesminister für Arbeit und Soziales im ersten Kabinett von Angela Merkel.
Quelle:
Zitat: Katharina Schuler (11.01.2010): Hartz IV: Arbeiten fürs Essen. In: Die ZEIT.
Bild: Wikimedia
Kontext:
Durch die Einführung des Arbeitslosengelds II, auch genannt Hartz IV, sind viele Erwerbslose starker Kontrolle und Repression ausgesetzt. Nach der Erwerbsloseninitiative „Basta!“ spielt die weit verbreitete Lüge der „faulen Arbeitslosen“ denjenigen in die Hände, die von zu wenig und zu schlecht bezahlter Arbeit auf der einen und Intensivierung des Arbeitsalltages auf der anderen Seite profitieren.
Zum Weiterlesen:
*Wilhelm Heitmeyer & Kirsten Edrikat (2008): Die Ökonomisierung des Sozialen. Folgen für „Überflüssige“ und „Nutzlose“. In: Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.): Deutsche Zustände, Band 6, S. 55-72.
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Langsam fahre ich weiter, wobei ich jedes Ausweichen in das neben einer alten Wagenspur beginnende Sperrgebiet ängstlich vermeide. Und so gelange ich auf einen Außenposten, im äußersten Zipfel dieser letzten, tief in das Kakaofeld hineinvermessenen Farm. Hier ist wirklich jede Kultur zuende. Hier ist der Mensch wirklich nichts, die starke Natur ist alles.
Richtig!
Langsam fahre ich weiter, wobei ich jedes Ausweichen in das neben einer alten Wagenspur beginnende Sperrgebiet ängstlich vermeide. Und so gelange ich auf einen Außenposten, im äußersten Zipfel dieser letzten, tief in das Kakaofeld hineinvermessenen Farm. Hier ist wirklich jede Kultur zuende. Hier ist der Mensch wirklich nichts, die starke Natur ist alles.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Paul Ettighoffer (1896 – 1976) war deutscher Schriftsteller. Er hat u.a. 1938 und 1943 zwei Bücher geschrieben, die zur deutschen Kolonialliteratur gehören und in denen er seine Reisen beschreibt.
Quelle:
Paul Ettighoffer (1938): So sah ich Afrika. Mit Auto und Kamera durch unsere Kolonien. Gütersloh: C. Bertelsmann.
Kontext:
Ettighoffers Bücher erschienen als Tatsachenberichte im nationalsozialistischen Deutschland (Lampert 2004). „Mit dem Hinarbeiten des NS-Systems auf einen erneuten Krieg radikalisierten sich die Bücher Ettighoffers in Militanz, Rassismus, Obrigkeitsgläubigkeit und Kolonialgedanken“ (ebd.). Natur wurde von Ettighoffer als totale Bedrohung speziell für weißes Leben konstruiert und bot somit eine Legitimation für ihre möglichst weitreichende Beherrschung bis hin zu Ökozid und Genozid. Bis heute sind Vernichtung von Natur und Mensch verbunden (Müller 2017).
Zum Weiterlesen:
*Timm Ebner (2016): Nationalsozialistische Kolonialliteratur. Koloniale und antisemitische Verräterfiguren „hinter den Kulissen des Welttheaters“. Paderborn: Wilhelm Fink.
*Andreas Lampert (2004): Ettighoffer, Paul Coelestin.
*Franziska Müller (2017): Von grüner Hölle und grünem Gold. (Post)Koloniale gesellschaftliche Naturverhältnisse. In: glokal: Connecting the dots. Lernen aus Geschichte(n) von Unterdrückung und Widerstand.“
OK
Die Geburtenkontrolle selbst, die oft als Verletzung des Naturgesetzes verurteilt wird, ist nichts anderes als die Erleichterung des Ausscheidens der Unfähigen, der Entstehung von Fehlern oder von Defekten. In Übereinstimmung mit dem Arbeitsplan der Natur müssen wir der Weiblichkeit ihre volle Entwicklung ermöglichen, bevor wir von einer effizienten Mutterschaft ausgehen können. Wenn wir rassischen Fortschritt machen wollen, muss diese Entwicklung der Weiblichkeit der Mutterschaft in jeder einzelnen Frau vorangehen.
Richtig!
Die Geburtenkontrolle selbst, die oft als Verletzung des Naturgesetzes verurteilt wird, ist nichts anderes als die Erleichterung des Ausscheidens der Unfähigen, der Entstehung von Fehlern oder von Defekten. In Übereinstimmung mit dem Arbeitsplan der Natur müssen wir der Weiblichkeit ihre volle Entwicklung ermöglichen, bevor wir von einer effizienten Mutterschaft ausgehen können. Wenn wir rassischen Fortschritt machen wollen, muss diese Entwicklung der Weiblichkeit der Mutterschaft in jeder einzelnen Frau vorangehen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Margaret Sanger (1879-1966) war als Frauenrechtlerin aktiv in der Geburtenkontrollbewegung in den USA und schloss sich im Laufe ihres Aktivismus‘ den Zielen der eugenischen Bewegung an.
Quelle:
Margaret Sanger (1920): Woman and the New Race. New York: Brentano’s, S. 8.
Kontext:
Margaret Sanger war 1921 Mitgründerin der American Birth Control League, sowie 1952 der internationale International Planned Parenthood Federation (IPFF), die sich internationaler Bevölkerungskontrolle zuwandte.
Bündnisse und Überlappungen zwischen feministischen, sozialistischen und eugenischen (Erbgesundheits-) Bewegungen gab es vor dem Zweiten Weltkrieg nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Nachdem Eugenik durch die brutale Bevölkerungspolitik des Nationalsozialismus diskreditiert war, wandten sich deren Verfechter:innen der globalen Bevölkerungskontrolle zu – und transportierten ähnliche Ideen, ohne sich direkt auf die rassenhygienischen Lehren der Eugenik zu beziehen.
Zum Weiterlesen:
*Betsy Hartmann (1995): Reproductive Rights and Wrongs. The Global Politics of Population Control. Cambridge: South Ende Press.
OK
Wir können in den Wald gehen und nehmen, was wir wollen, Fisch aus dem Fischteich und Wild aus den Wäldern; wir können in den Wäldern, Wassern und Wiesen machen, was wir wollen.
Richtig!
Wir können in den Wald gehen und nehmen, was wir wollen, Fisch aus dem Fischteich und Wild aus den Wäldern; wir können in den Wäldern, Wassern und Wiesen machen, was wir wollen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Ein anonymer Leibeigener in einer englischen Chronik Mitte des 12. Jahrhunderts. Die Leibeigenschaft entwickelte sich im mittelalterlichen Europa nach dem Ende der Verklavung von Europäer:innen zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert. Leibeigene waren das Eigentum ihrer Herr:innen, hatten aber mehr Freiheiten als versklavte Menschen und konnten die Gemeingüter Wälder, Seen und Wiesen etc. nutzen.
Quelle:
Rodney Hilton (1973): Bond Men Made Free. Medieval Peasant Movements and the English Rising of 1381. New York: Viking Press Inc.
Kontext:
Trotz ihrer Bindung an Fürsten hatten Leibeigene eine gewisse Unabhängigkeit, denn sie konnten sich durch Gemeingüter selbst ernähren. Mit dem Frühkapitalismus ab dem 16. Jahrhundert wurde Land massiv privatisiert (Federici 2014: 68). Menschen verarmten und wurden abhängig von den schon ab 1530 geschaffenen Sozialsystemen (Federici 2014: 84). Landprivatisierung gab es auf der ganzen Welt: Im 16. Jhd hatten europäische Händler:innen einen Großteil der Kanarischen Inseln ‚privatisiert‘ und in Zuckerplantagen umgewandelt. In den Amerikas war zu Beginn des 17. Jhd schon ein Drittel des gemeinsam genutzten Landes der Native Americans von den Spanier:innen besetzt (Federici 2014: 68). In deren Encomienda-System wurden dem Kolonisator die Bewohner:innen des eroberten Landes von der spanischen Krone zugesprochen.
Zum Weiterlesen:
*Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie.
OK
Witbooi an Leutwein: (…) Daß ich dem deutschen Kaiser nicht unterstellt sein will, das ist doch keine Sünde, Schuld oder Ehrlosigkeit, die Sie berechtigte, die Todesstrafe gegen mich auszusprechen. Ich bitte Sie nochmals, lieber Freund, (…) greifen Sie mich nicht an und lassen Sie mich in Frieden. Leutwein an Witbooi: Daß Du Dich dem Deutschen Reich nicht unterwerfen willst, ist keine Sünde und keine Schuld, aber es ist gefährlich für den Bestand des deutschen Schutzgebietes. Also (…) sind alle weiteren Briefe, in denen Du mir Deine Unterwerfung nicht anbietest, nutzlos.
Richtig!
Witbooi an Leutwein: (…) Daß ich dem deutschen Kaiser nicht unterstellt sein will, das ist doch keine Sünde, Schuld oder Ehrlosigkeit, die Sie berechtigte, die Todesstrafe gegen mich auszusprechen. Ich bitte Sie nochmals, lieber Freund, (…) greifen Sie mich nicht an und lassen Sie mich in Frieden. Leutwein an Witbooi: Daß Du Dich dem Deutschen Reich nicht unterwerfen willst, ist keine Sünde und keine Schuld, aber es ist gefährlich für den Bestand des deutschen Schutzgebietes. Also (…) sind alle weiteren Briefe, in denen Du mir Deine Unterwerfung nicht anbietest, nutzlos.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Hendrik Witbooi, eigentlich ǃNanseb ǀGabemab (ca. 1830-1905) war seit Ende des Jahres 1888 Kaptein des mit den Nama verwandten Volks der Orlam, der Witbooi.
Quelle:
Der Spiegel 13/1985.
Kontext:
Theodor Gotthilf Leutwein war Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe und Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika. Hornkranz (im heutigen Namibia) war kolonial-historisch bekannt für ein Massaker, bei dem 1893 unter Leutweins Kommando 80 Witbooi-Kämpfer getötet sowie 40 Frauen und Kinder verschleppt wurden. Kaptein Hendrik Witbooi wird als afrikanischer Führer gesehen und gefeiert, der als Erster bewaffneten Widerstand gegen die deutschen Kolonialist*innen geleistet hat. Interessant ist in dem Briefwechsel, dass in Leutweins Erwiderungen die Betroffenen der Kolonialisierung mitverantwortlich gemacht werden für die Brutalität, mit der die koloniale Eroberung einherging. Witboois “Hartnäckigkeit” wird von Leutwein als irrationales Verhalten beschrieben, das den Frieden für die deutschen Schutzgebiete gefährde. In diesem Sinn wird Witbooi auch verantwortlich dafür gemacht, dass es zum Krieg und Mord gegen die Witboois kommt. Damals wie auch heute wurde eine Strategie verfolgt, die in Deutschland Wohlstand und Frieden auf Kosten des Globalen Südens wahren will. Auch heute noch wird in den hiesigen Geschichtsbüchern Widerstand gegen Kolonialherrschaft kaum thematisiert und damit nicht wertgeschätzt. Stattdessen wird immer noch das Märchen von gleichberechtigten Handelsbeziehungen und Entdeckungsreisen erzählt. Witbooi starb 1904 im Gefecht gegen die deutsche Kolonialmacht.
Zum Weiterlesen:
*Der Spiegel (1985): „Aufräumen, aufhängen, niederknallen …“. Die Deutschen in ihrer Kolonie Südwestafrika: Rassenhochmut und Völkermord.
*Reinhard Koesseler (2007): Genocide, Apology and Reparation – the linkage between images of the past in Namibia and Germany.
*Horst Gründer (Hrsg., 2006): ‚…da und dort ein junges Deutschland gründen. Rassismus, Kolonien und kolonialer Gedanke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.
*Sebastian Conrad (2008): Deutsche Kolonialgeschichte. München: C.H. Beck.
OK
Die bürgerlichen Reformer, die ihre sozialen Reformen zur Bannung der Revolution durchführen wollten, jedoch ja nicht auf Kosten des heiligen Profits, der Herrschaftsstellung der Bourgeoisie, mussten eine andere wirtschaftliche Basis für die Reformen suchen. Sie fanden sie außerhalb ihres Heimatlandes, in der Ausbeutung der kolonialen und halbkolonialen Völker, deren skrupellose, unmenschliche Ausplünderung und Knechtschaft übernormale Profite einbrachte, aus denen die Kapitalisten die Brosamen von gewerkschaftlichen Zugeständnissen und sozialen Reformen zahlten.
Richtig!
Die bürgerlichen Reformer, die ihre sozialen Reformen zur Bannung der Revolution durchführen wollten, jedoch ja nicht auf Kosten des heiligen Profits, der Herrschaftsstellung der Bourgeoisie, mussten eine andere wirtschaftliche Basis für die Reformen suchen. Sie fanden sie außerhalb ihres Heimatlandes, in der Ausbeutung der kolonialen und halbkolonialen Völker, deren skrupellose, unmenschliche Ausplünderung und Knechtschaft übernormale Profite einbrachte, aus denen die Kapitalisten die Brosamen von gewerkschaftlichen Zugeständnissen und sozialen Reformen zahlten.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Clara Zetkin (1857-1933) war eine deutsche Marxistin, Frauenrechtlerin und Parlamentarierin für die KPD bis 1933. Sie war eine begabte Rednerin und Erzfeindin von Paul von Hindenburg, dem damaligem Reichspräsidenten, den sie als Diener des Kapitals bezeichnete. Sie starb im Moskauer Exil.
Quelle:
Clara Zetkin (1924): Die Intellektuellenfrage. In: Protokoll. Fünfter Kongress der Kommunistischen Internationale, Bd. II, S. 946-982.
Kontext:
Durch die Arbeiter:innenbewegung wurde besonders im 19. Jahrhundert Druck auf die deutsche Reichsregierung aufgebaut. Reichskanzler Bismarck führte Reformen und Verbesserungen für die Arbeiter:innen ein, um diese zu bändigen. Für Zetkin als Marxistin gab einen Zusammenhang zwischen Wohlstand und Emanzipation der Arbeiter:innen im Globalen Norden und der Ausbeutung von Arbeiter:innen im Globalen Süden. Nicht nur marxistische Historiker:innen wie Silvia Federici und Walter Rodney sind der Meinung, die industrielle Revolution in Europa wäre nicht möglich gewesen ohne Versklavung und das Plantagensystem im Globalen Süden, dessen verklavte Arbeitskräfte und der Exportorientierung (Federici 2014: 129). Rodney spricht davon, dass europäische Arbeiter:innen mit „Gewinnen aus Kolonialzeiten“ (Rodney 1972) bestochen wurden.
Zum Weiterlesen:
*Walter Rodney (1972): How Europe Underdeveloped Africa. London: Bogle-L’Ouverture Publications.
*Maria Mies (1986): Patriachy and Accumulation on a World Scale. Women in the International Division of Labour. London & New York: Zed Books.
*Silvia Federici (2014): Caliban and the Witch: Women, the Body and Primitive Accumulation. New York: Automedia (auch in deutscher Übersetzung)
*Anne McClintock (1995): Imperial Leather. Race, Gender and Sexuality in the Colonial Contest. New York: Routledge.
OK
wunderbar onschamhafft menschen beyderlei geschlecht undereinander als die wilden Thyr: etlich allein die Scham bedecken / die andern nackend / all schwartz
als die wir bei uns Moren nenn umblauffen: der Moren land sich auch da anheben: Ire wonungen und hüser gleichen sich den hütten als die armen dorfleut in unsern landen über die backöffen machen (…) Diß volck braucht noch nympt bei ynen gantz kein gelt (…) / do geben sie ware umb ware (…)
Richtig!
wunderbar onschamhafft menschen beyderlei geschlecht undereinander als die wilden Thyr: etlich allein die Scham bedecken / die andern nackend / all schwartz
als die wir bei uns Moren nenn umblauffen: der Moren land sich auch da anheben: Ire wonungen und hüser gleichen sich den hütten als die armen dorfleut in unsern landen über die backöffen machen (…) Diß volck braucht noch nympt bei ynen gantz kein gelt (…) / do geben sie ware umb ware (…)
Jahr:
Autor*inneninfo:
Balthazar Sprenger (vor 1500-1509 oder 1511) war Handlungsreisender aus Tirol und reiste im Auftrag der Bankiers Welser nach Afrika und Indien. Er nahm 1505 als Vertreter des Augsburger Handelshaus Welser an einer portugiesischen Expeditionsfahrt teil, um neue Märkte zu erkunden. Die Reise führte ihn um den afrikanischen Kontinent herum bis nach Indien. Das Zitat stammt aus seinem Reisetagebuch.
Quelle:
*Originalquelle: Balthazar Sprenger (1509). In: Beate Borowka-Clausberg (1999): Balthasar Sprenger und der frühneuzeitliche Reisebericht. München: ludicium, S. 198. In: Elisabeth Dulko et al: Afrikabilder. Dokumentation einer Tagungsreihe zum Afrikadiskurs in den Medien und zum Alltagsrassismus in Deutschland, S. 10.
Kontext:
Die Vernichtung indigener Gesellschaften weltweit wurde moralisch dadurch legitimiert, dass diese nicht richtige Menschen seien, sondern eher der Natur angehörten. Als tiergleich oder tierähnlich wurden den kolonisierten Menschen keine Rechte als Menschen zugesprochen. Dadurch konnte auch einfach das Land, auf dem sie lebten, und ihre Ressourcen geraubt werden, weil diese als ohne Besitzer:in definiert wurden. Die Gleichsetzung von indigenen Menschen mit Tieren ist immer noch aktuell, wie Beispiele aus vielen Erdteilen zeigen (Welt, 13.10.2017: Museum in China entfernt nach Rassismusvorwürfen Fotos aus Afrika-Ausstellung).
Zum Weiterlesen:
*Aïssatou Bouba (2013): Afrika in frühen Schriften der deutschen Neuzeit. Am Beispiel von „Die Merfart“ von Balthasar Sprenger.
*Maria Mies & Vandana Shiva (2016): Ökofeminismus. Die Befreiung der Frauen, der Natur und unterdrückter Völker, komplett überarbeitete und aktualisierte Neuauflage. Neu-Ulm: AG SPAK.
OK
Ich hörte schon im Kindergarten Weiße zu mir N**** sagen
Die Klischees nicht hinterfragen, jetzt Brüder niederschlagen
Wir fordern mehr als gleiche Rechte, wir wollen endlich Frieden haben
Neue Ziele haben und nicht das Image von Dealern haben
Im Landtag diskutiert man über einen Antrag
Und währenddessen plant der nächste Nazi seinen Anschlag
Die Schandtat wird bedauert, doch was ich mich frag:
„Warum steht schon wieder ’ne schwarze Familie am Grab?“
Richtig!
Ich hörte schon im Kindergarten Weiße zu mir N**** sagen
Die Klischees nicht hinterfragen, jetzt Brüder niederschlagen
Wir fordern mehr als gleiche Rechte, wir wollen endlich Frieden haben
Neue Ziele haben und nicht das Image von Dealern haben
Im Landtag diskutiert man über einen Antrag
Und währenddessen plant der nächste Nazi seinen Anschlag
Die Schandtat wird bedauert, doch was ich mich frag:
„Warum steht schon wieder ’ne schwarze Familie am Grab?“
Jahr:
Autor*inneninfo:
Brothers Keepers ist ein Zusammenschluss von überwiegend Schwarzen Musikern, die sich aufgrund des steigenden Rassismus in Deutschland zusammengeschlossen haben, um auf die schwierige, teils lebensbedrohliche Situation von Menschen mit Migrationsgeschichte, Schwarzen und People of Color aufmerksam zu machen. Der Text stammt aus dem Lied „Adriano (Letzte Warnung)“, der Teil des Zitats wird von Samy Deluxe und D-Flame gerappt.
Quelle:
Brothers Keepers (2001): Adriano (Letzte Warnung).
Kontext:
In dem Zusammenschluss hauptsächlich Schwarzer Musiker:innen aus Deutschland, Brothers Keepers, besingt die Band in ihrem Song ‚Adriano‘ den Mord an Alberto Adriano vom 5. Juni 2000. Adriano Alberto, Vater von drei Kindern, wurde von drei Nazis auf brutale Weise zusammengeschlagen und erlag wenige Tage später seinen Verletzungen. Brothers Keepers wollten mit diesem Lied auch auf den zunehmenden Rassismus aufmerksam machen, der vor allem nach dem Fall der Mauer einen deutlichen Anstieg verzeichnen ließ. Kritik ging auch in Richtung Politik, dem mangelnden Interesse an Rassismus und an den von Rassismus betroffenen Menschen. Dieses Lied wird auch als eine Widerstandsform und Ansage von selbstorganisierten Schwarzen Musikern, die den Rassismus in Deutschland nicht mehr länger hinnehmen wollen, verstanden.
Zum Weiterlesen:
*Advanced Chemistry (1992): Fremd im eigenen Land.
*Samy Deluxe (2001): Weck mich auf.
*SXTN (2016): Ich bin schwarz.
*Ah Nice (2016): Ich bin Schwarz.
OK
Westliche Filme scheinen immer die Native American Frauen beim Wäsche waschen im Fluss zu zeigen, Männer mit Tomahawks oder Speeren in der Hand, geschmückt mit vielen Federn. Diese Bilder sind in den Köpfen einiger Menschen hängengeblieben. Viele denken, dass wir entweder Visionäre sind, „edle Wilde“, (…) oder tragische Alkoholiker*innen. Wir werden selten als wirkliche Menschen dargestellt, die eine größere Zähigkeit im Hinblick darauf haben, an unserem Kultur- und Wertesystem festzuhalten als die meisten Menschen.
Richtig!
Westliche Filme scheinen immer die Native American Frauen beim Wäsche waschen im Fluss zu zeigen, Männer mit Tomahawks oder Speeren in der Hand, geschmückt mit vielen Federn. Diese Bilder sind in den Köpfen einiger Menschen hängengeblieben. Viele denken, dass wir entweder Visionäre sind, „edle Wilde“, (…) oder tragische Alkoholiker*innen. Wir werden selten als wirkliche Menschen dargestellt, die eine größere Zähigkeit im Hinblick darauf haben, an unserem Kultur- und Wertesystem festzuhalten als die meisten Menschen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Wilma Mankiller (1945-2010) war eine Native American Aktivistin, Feministin und Chief der Cherokee/Tsalagi Nation.
Quelle:
Jone Johnson Lewis (2017): Wilma Mankiller Quotes. (Orginalquelle unbekannt)
Kontext:
Besonders in Western-Filmen, aber auch in anderen Genres ist stereotype Darstellung von Native Americans verbreitet. Oft wurden sie einseitig als gewalttätige Bedrohung dargestellt und somit auch von der Kulturindustrie Hollywoods die Enteignungen und Genozide indigener Menschen in den Amerikas rückwirkend gerechtfertigt. Gleichzeitig wurden weiße Menschen meist als Individuen und Vertreter von höherer Kultur dargestellt und so die weiße Überlegenheit gefestigt. Wilma Mankiller, erste weibliche Chief der Cherokee, setzte auf Empowerment und die Verbreitung positiver Selbstbilder von marginalisierten Gruppen, um gezielt dieser rassistischen Bildproduktion entgegenzuwirken. John Wayne, der bekannteste Western-Schauspieler, hat über die Enteignung der Indigenen behauptet: „Wir haben nichts falsch gemacht, als wir ihnen dieses großartige Land weggenommen haben. Dieser sogenannte Diebstahl war nichts anderes als eine Frage des Überlebens.“ (Der Spiegel, 11.06.2019)
Zum Weiterlesen:
*Neil Diamond (2010): Reel Injun. Dokumentarfilm. (Trailer)
*Red Haircrow et al. (derzeit in Arbeit): Forget Winnetou. Going beyond Native Stereotypes. Dokumentarfilm.
*Matika Wilbur (2013): Changing the way we see Native Americans. Dokumentarfilm.
*Der Spiegel (11.06.2019): Wild ist der Westen, schwer ist der Beruf.
OK
Wir wollten dauerhaften Frieden, wahre Demokratie und Gerechtigkeit. Aber schon nach wenigen Monaten mussten wir erkennen, dass sich unsere Hoffnungen nicht erfüllten. Deshalb kehrten wir in die Berge zurück, um den Kampf für die Befreiung unseres Landes fortzusetzen.
Richtig!
Wir wollten dauerhaften Frieden, wahre Demokratie und Gerechtigkeit. Aber schon nach wenigen Monaten mussten wir erkennen, dass sich unsere Hoffnungen nicht erfüllten. Deshalb kehrten wir in die Berge zurück, um den Kampf für die Befreiung unseres Landes fortzusetzen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Remedios Gomez-Paraiso (1919-2014) war Kommandantin der antijapanischen Volksbefreiungsarmee Hukbalahap auf den Philippinen im Zweiten Weltkrieg. Hier über die „Befreiung“ und Wiederbesetzung der Philippinen durch die USA 1944.
Quelle:
Rheinisches JournalistInnenbüro & Recherche International e.V. (2008): 100f.
Kontext:
Die Philippinen waren ab 1571 eine spanische Kolonie, bis sie nach antikolonialen Befreiungskämpfen 1898 die Unabhängigkeit ausriefen. Allerdings wurde sie nicht anerkannt und im philippinisch-amerikanischen Krieg von 1899 bis 1902 verlor ein Fünftel der Bevölkerung ihr Leben. Danach wurden die Inseln eine US-amerikanische Kolonie, bis sie 1942 von japanischen Truppen besetzt wurden. Die Antijapanische Volksbefreiungsarmee war die größte Widerstandsbewegung der Philippinen und bestand aus 30.000 Kämpfer:innen und 70.000 Reservist:innen. Sie kollaborierten mit den USA gegen die Japaner, waren aber eine linksgerichtete Partisan:innengruppe, die gegen die US-amerikanische Kolonialherrschaft eintrat. Schriftsteller Ricardo Trota Jose zufolge waren 80% der Filipin@s im Widerstand oder haben ihn unterstützt: „Eine Million Filipinos kämpften in verschiedenen Guerilla-Bewegungen. Das Problem war nur: Es gab nicht genug Waffen. Auf zwanzig Freiwillige, die zu den Partisanen gingen, kam nur ein Gewehr“ (rjb & ri 2008). 1946 erlangten die Philippinen zwar ihre Unabhängigkeit, installierten aber eine US-freundliche Regierung. Erst 1990 unter Präsidentin Corazon Aquino wurden die Widerstandskämpfer:innen als solche anerkannt (Rheinisches Journalistenbüro & Recherche International 2008: 100f.).
Zum Weiterlesen:
*Rheinisches JournalistInnenbüro & Recherche International e.V. (2008): Die dritte Welt im zweiten Weltkrieg. Unterrichtsmaterialien zu einem vergessenen Kapitel der Geschichte.
OK
1500
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